Bund Naturschutz:Wettern gegen die Startbahn

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Die Umweltorganisation kritisiert zudem andere Verkehrsprojekte

Von Thomas Anlauf

Der Bund Naturschutz (BN) ist zuversichtlich, dass die dritte Startbahn am Münchner Flughafen nicht gebaut wird. "Wir hoffen, dass uns das Thema bald nicht mehr beschäftigen wird", sagte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner am Montag in München. Die dritte Piste im Erdinger Moos werde nicht nur in der Flughafenregion und in München mehrheitlich abgelehnt, sondern in der gesamten bayerischen Bevölkerung. Landesweit befürworten nach BN-Angaben 36 Prozent eine dritte Startbahn, 47 Prozent sind dagegen.

Auch Ministerpräsident Horst Seehofer habe nach intensiven Gesprächen mit Gegnern und Befürwortern den Schluss gezogen, "dass unsere Argumente gegen die dritte Bahn stark sind", glaubt der BN. "Wir sehen tatsächlich, dass er die Fakten sieht - und die Fakten geben eine dritte Startbahn nicht her", sagte die BN-Regionalbeauftragte Christine Margraf am Montag. Bis zur endgültigen Entscheidung, die nun voraussichtlich bis März fallen soll, wollen die Umweltschützer "einen Schwerpunkt" darauf legen, auch die Befürworter in der CSU-Fraktion zu überzeugen, dass nicht der Bau, sondern der Verzicht auf die dritte Piste "eine Entscheidung für die Zukunft Bayerns ist", so der Bund Naturschutz.

Der Ausbau des Flughafens ist nicht das einzige Verkehrsprojekt in München, an dessen Umsetzung die Umweltschützer zweifeln. Auch den Bau der zweiten Stammstrecke sieht der BN längst nicht als gesichert an. Zwar gebe es eine Zusage aus Berlin, dass die zweite S-Bahn-Röhre kommen soll, allerdings sei nicht klar, zu welchem Preis. "Wir halten die Stammstrecke nach wie vor für ein verfehltes Projekt", sagte Mergner. Zudem blockiere die Debatte darüber alternative Konzepte wie eine dringend benötigte Stadt-Umland-Bahn, den Ausbau des Trambahnnetzes mit Tangentialverbindungen sowie den Ausbau des Süd- und des Nordrings für den Zug- und S-Bahnverkehr. "Gerade in der Region München wird es 2016 ein Schwerpunkt bleiben, die BN-Konzepte und Projekte für ein nachhaltiges Siedlungs- und Verkehrskonzept, insbesondere die Förderung der Fahrrad-Mobilität oder die Alternative zum zweiten Tunnel in der Stammstrecke, intensiv weiter zu verfolgen", erklärte Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München.

Die Stadtratsmehrheit aus CSU und SPD fokussiere sich ausschließlich auf den Bau des Tunnels und einer neuen U-Bahnlinie. Die geplante U 9 führe aber nur durch die Innenstadt, statt eine für viele Pendler wichtige Tangentiale zu bilden, so Hierneis. Er habe in Gesprächen mit Bürgermeistern aus der Region erfahren, dass es seitens der Stadt "keine Diskussion mit den Umlandgemeinden bei gemeinsamen Verkehrskonzepten" gebe. Dabei trifft der erwartete Zuzug auch den Ballungsraum stark. Diese Entwicklung sieht der BN-Vorsitzende Hubert Weiger mit Sorge. Mittlerweile verlagere sich der Wohnungsbau in der Region verstärkt auch in Gebiete, in denen es keinen öffentlichen Nahverkehr gebe. Die Folge: Die Zahl der Pendler, die aufs Auto angewiesen sind, werde stark ansteigen.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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