Bürgerinitiative:Bienenretter beim Papst

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Karl Bär und Bäuerin Annemarie Gluderer setzen sich in Rom für Bienen und andere Insekten ein. (Foto: Francesco Alesi)

Karl Bär übergibt im Vatikan eine Petition

Von Thomas Anlauf, München

Das Geschenk an den Papst hat die Polizei konfisziert. Einen Honigtopf. Den habe die Polizei als potenzielle Gefahr eingestuft, sagt Karl Bär, der den Honig am Mittwoch dem katholischen Kirchenoberhaupt Franziskus bei einer Generalaudienz übergeben wollte. Das hat leider nicht geklappt. Aber gemeinsam mit der Südtiroler Bio-Bäuerin Annemarie Gluderer hat der Agrar-Experte beim Umweltinstitut München dem Papst immerhin ein Schreiben überreichen können, in dem viele Menschen für eine bienenfreundliche Landwirtschaft und eine gesunde Umwelt werben. Die Aktion ist Teil der Europäischen Bürgerinitiative "Bienen und Bauern retten!", die bis Ende September mindestens eine Million Unterschriften sammeln will, um sie dann der EU-Kommission zu übergeben.

Karl Bär, 36, ist eigens für das Treffen mit dem Papst aus München angereist. Noch vom Petersplatz im Vatikan aus schildert er seine Eindrücke. Als er vor Franziskus stand, habe dieser gelächelt und ein kleines Kind neben ihm gesegnet. Seine Mitstreiterin Annemarie Gluderer konnte ihm statt des Honigs wenigstens den Appell der europäischen Bienenschützerinnen und -aktivisten überreichen. "Wir waren uns überhaupt nicht sicher, ob wir Gelegenheit haben würden, persönlich mit dem Papst zu sprechen", sagt die Bäuerin aus dem Vinschgau. Aber Franziskus "hat mir die Hand gegeben und ich konnte ihm von unserer Initiative berichten. Ich hoffe, dass diese Wertschätzung durch den Papst eine klare Botschaft an Menschen ist, denen die Schöpfung am Herzen liegt - und ein Signal nach Brüssel, die Rahmenbedingungen für eine bienenfreundliche Landwirtschaft und eine gesunde Umwelt zu schaffen", teilte Gluderer am Donnerstag in einer Pressemitteilung mit. Bär betont, dass Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato Si" den übermäßigen Einsatz von Pestiziden kritisiert.

Karl Bär, 1985 in Tegernsee geboren, hat Agrarwissenschaft und Islamwissenschaft studiert und arbeitet seit Jahren als agrarpolitischer Sprecher beim Umweltinstitut München. Der ehemalige Sprecher der Grünen Jugend kandidiert in Miesbach für ein Bundestagsmandat. Er machte in den vergangenen Jahren international Schlagzeilen, weil er sich auch in Südtirol gegen den Pestizideinsatz in der bedeutsamen Apfelanbauregion im Vinschgau einsetzt. Dafür muss er sich in Südtirol vor Gericht verantworten, weil er mit einer satirischen Plakataktion in München den Obstanbau in der Region kritisiert hatte.

Am Mittwochabend reiste Bär wieder aus dem Vatikan zurück nach München. Dort übergab er am Donnerstag der Bundestagskandidatin Annalena Baerbock (Grüne) die Unterschriftenliste zur europäischen Bürgerinitiative "Bienen und Bauern retten", sie wollte dort auch unterschreiben.

© SZ vom 10.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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