BSV Dachau:"Mein Fehler"

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„Das ist völlig sinnlos für mich“, sagt He zu Einnahme von Steroiden, „man muss mich nur anschauen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Profi Mario He wird zum Rückrundenauftakt fehlen - er ist wegen Dopings für vier Monate gesperrt. Und hat mit seiner Strafe Glück gehabt.

Von Ralf Tögel, Dachau

Er weiß nicht genau, woher der Bluthochdruck bei ihm kommt. "Wahrscheinlich ererbt", sagt Mario He. Der 25-jährige Billard-Profi vom deutschen Meister BSV Dachau weiß aber, dass die Auffälligkeit vor etwa zehn Jahren festgestellt worden ist, bei einer Führerscheinprüfung. Er wurde zum Arzt geschickt, der schnell erkannte, "dass man etwas unternehmen muss, weil es lebensgefährlich werden kann", erinnert sich der Österreicher. Der systolische oder auch obere Blutdruck, wenn das Herz sich zusammenzieht und Blut in die Adern pumpt, sei schon auf Werte über 230 gestiegen.

Seither nimmt Mario He Tabletten gegen den Bluthochdruck, ein Medikament, dass er angegeben hat und das nicht auf der Dopingliste steht. Weil aber bei einer Untersuchung mittels Nacht-EKG festgestellt wurde, dass der Wert im Schlaf ebenfalls bedenklich anstieg, musste ein stärkeres Medikament mit identischem Namen verschrieben werden, erzählt der Vorarlberger. Das aber enthält zusätzlich den Stoff Hydrochlorothiazid (HCT). Der wiederum wird häufig zur Maskierung anderer Doping-Substanzen benutzt, Steroide etwa. "Das ist völlig sinnlos für mich", sagt der etwas untersetzte He, "man muss mich nur anschauen." Jedenfalls versäumte er es aus Unachtsamkeit, das neue Medikament bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) zu melden und wurde bei der Eurotour in Klagenfurt am 10. Oktober positiv getestet.

Die NADA sieht für derlei Vergehen eine Sperre von bis zu vier Jahren vor, das hätte wohl das Ende der Billardkarriere des Österreichers nach sich gezogen. "Natürlich ist es mein Fehler", sagt He, ein Missgeschick und kein Versuch, sich unerlaubt einen Vorteil zu verschaffen. "Ich habe gar nicht daran gedacht", erklärt er, eine Argumentation, der auch die Österreichische Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) folgte und die Sperre auf das Mindestmaß von vier Monaten reduzierte. Weder Vorsatz noch grobes Verschulden oder grobe Fahrlässigkeit könnten He zur Last gelegt werden, steht in der Begründung der ÖADR, zudem sei "keine wissentliche Anwendung des nicht leistungssteigernden Medikaments seitens des Sportlers" nachzuweisen. Außerdem habe es sich um die erste positive Dopingprobe des Billard-Profis gehandelt, was in diesem Fall auch, so die Begründung, "einem normal sorgfältigen Menschen durchaus passieren kann".

Der glimpfliche Ausgang hat für den Österreicher dennoch gravierende Folgen. Zum einen hat He den Mosconi-Cup verpasst, für den er nominiert war. Dieser Vergleich zwischen einer europäischen und einer amerikanischen Auswahl, ähnlich dem Ryder Cup im Golf, ist sehr lukrativ - wie die 9-Ball-WM Anfang Januar in Katar, die er ebenfalls verpasste. He sei auch auf seine Sponsoren zugegangen, um diese über die Sperre zu informieren, doch "alle machen weiter". Die Konsequenzen seien dennoch extrem, so He. Er erleide durch die Zwangspause "einen fünfstelligen Schaden".

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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