Brautechnologie-Lehrstuhl:Der ungeliebte Professor

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Die TU will Thomas Becker auf den Brautechnologie-Lehrstuhl berufen - Studenten und Verbände üben Kritik.

Astrid Becker

Gegen die Einwände der Studenten und der Getränkewirtschaftsverbände hat der Senat der TU München am Montagabend der Berufung von Professor Thomas Becker auf den Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie in Weihenstephan zugestimmt. Nach Informationen der SZ hat nur die Studentenschaft gegen Becker gestimmt.

Personalquerelen an der TU in Weihenstephan: Mit einer umstrittenen Berufung befürchten die Kritiker den Niedergang des "Mekkas der Bierbrauer" (Foto: Foto: Rumpf)

Ihr Votum begründete die Fachschaft am Dienstag damit, dass sie selbst in einem Brief vom 27. Januar Becker gebeten habe, seine Bewerbung um den Lehrstuhl zurückzuziehen. Becker hatte bereits vor Jahren am Wissenschaftlichen Zentrum Weihenstephan gelehrt, allerdings nicht im Fach Brau- und Getränketechnologie, und dort schlechte Evaluierungsergebnisse erzielt. Zudem habe er in Gesprächen mit Studenten eine derart ablehnende Haltung gezeigt, dass eine Berufung nach Weihenstephan "nicht tragbar" sei, so die Fachschaft.

Die Industrieverbände hätten bereits angekündigt, im Falle einer Berufung Beckers Drittmittel für Forschungsprojekte zu streichen. Die Studenten befürchteten daher, ihre Abschlussarbeiten für den Bachelor, Master oder auch für das Diplom nicht wie bisher absolvieren zu können. Zudem sei Becker nach eigener Aussage kein versierter Brautechnologe, er wolle daher die meisten der Vorlesungen nicht selbst halten, sondern sie wissenschaftlichen Mitarbeitern überlassen. Damit komme er aber seinem Lehrauftrag nicht nach. Eine Berufung Beckers stehe aus diesem Grund gegen die Bestrebungen der TU, eine exzellente Lehre anzubieten, argumentieren die Studenten.

Wie die SZ am Montag berichtete, befürchten auch die Brau- und Getränkewirtschaftsverbände mit der Berufung Beckers den Niedergang des "Mekkas der Bierbrauer in Weihenstephan" - eben weil jener nicht aus dem Brauwesen komme, sondern aus dem Fachgebiet der Lebensmitteltechnologie, und derzeit den Lehrstuhl für Prozessanalytik und Getreidetechnologie an der Universität Hohenheim innehabe.

Bislang profitieren vor allem kleinere und mittelständische Brauereien von der in Weihenstephan betriebenen Forschung, weil sie, anders als Großkonzerne wie Inbev oder Heineken, selbst keine eigene Forschung betreiben können. Bereits am heutigen Mittwoch soll in einer Sitzung der erweiterten Hochschulleitung die Berufung Beckers bestätigt werden. Das letzte Wort dazu muss dann aber Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) sprechen. Ob dieser sich allerdings gegen das Votum der TU stellen wird, ist äußerst fraglich.

Warum die Universität, die in Weihenstephan ein "internationales getränkewissenschaftliches Zentrum" errichten will, so sehr auf Becker beharrt, war indes nicht in Erfahrung zu bringen. Wie ein Sprecher sagte, seien Berufungen einzig und allein Sache der Universität: "Wir diskutieren Personalfragen nicht öffentlich. Und wer dies dennoch tut, sollte sich fragen, ob er nicht sich und der Sache schadet." Becker selbst war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

© SZ vom 28.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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