Bowling:Nah am Ritterschlag

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Bodo Konieczny weiß, wie man Titel gewinnt. Vor einem Jahr war er Europameister. (Foto: Claus Schunk)

Der Europameister Bodo Konieczny aus München misst sich bei der Brunswick Euro Challenge in Unterföhring mit der internationalen Konkurrenz.

Von Anna-Lena Siebert, Unterföhring

Bodo Konieczny greift nach seiner Bowlingkugel, wischt sie gründlich mit einem Handtuch ab und stellt sich in Position. Seine Augen fixieren das Ende der Bahn, er atmet noch einmal tief durch - volle Konzentration auf den ersten Durchgang. Er nimmt kurz Anlauf, wirft dann die Kugel und schaut ihr hinterher. Der erste Versuch ist ein Volltreffer, alle Pins fallen um. So kann es weitergehen. Auch beim nächsten Wurf gelingt ihm ein Strike. Dann hakt es etwas: In den nächsten Runden bleiben einige Pins stehen, Konieczny hadert. Im Laufe des Spiels geht es aber wieder bergauf: Mit einer Punktzahl von 1327 wird er am Mittwochabend Vierter in seinem Qualifikationsspiel, genannt Squad. Insgesamt gibt es 18 Squads bei der Brunswick Euro Challenge, die in dieser Woche im Dream Bowl Palace in Unterföhring stattfindet. Das Bowling-Turnier wird zum siebten Mal in der Halle ausgetragen. Durch die Squads werden die 50 besten Spieler ermittelt, die am Sonntag im Finale gegeneinander antreten.

Ob es mit seiner Punktzahl für Konieczny reichen wird, weiß der ehemalige deutsche Nationalspieler erst am Samstag, wenn alle Squads vorüber sind. Der Wunsch ist groß: "Das ist eines der größten Turniere überhaupt, hier weiterzukommen, ist praktisch wie ein Ritterschlag", sagt er. "Es muss viel zusammenpassen. Hier sind die absoluten Topleute am Start." Konieczny wohnt in München, spielt jedoch für den Verein Finale Kassel: "Bowling ist eh ein Einzelsport, wir treffen uns nicht oft zum Training. Aber in Kassel spielen meine engsten Freunde, deswegen fühle ich mich dort wohl."

Von Bowling zu leben, ist extrem schwer. Doch er liebt es, dass dieser Sport unvorhersehbar ist

Wie in den vergangenen Jahren sind Sportler aus aller Welt angereist, um sich beim zweitgrößten Wettbewerb der European Bowling Tour, jener Serie, in deren Rahmen das Turnier in München stattfindet, zu messen. Die Favoriten kommen überwiegend aus asiatischen Ländern wie Malaysia, Thailand oder Singapur. Etwa 390 Spieler sind am Start - der jüngste Teilnehmer ist zwölf, der älteste siebzig. "Es ist wie jedes Jahr eine bunte Mischung", sagt Veranstalter Martin Knöbl, "die internationalen Gäste kommen immer wieder gerne nach München. Die Anbindung ist super und es gibt gutes Bier." Inmitten des großen und vielfältigen Teilnehmerfeldes versucht Konieczny, sich durchzusetzen. Er tritt in dieser Woche schon zum dritten Mal an: Die Bowlingspieler können an so vielen Squads teilnehmen, wie sie wollen, um die bestmögliche Punktzahl zu erreichen: "Samstag und Sonntag habe ich es schon versucht, aber da lief es total schlecht. Deswegen wollte ich die Chance nutzen, mich heute noch mal zu verbessern", sagt der 44-Jährige. Mit seiner Punktzahl vom Mittwoch hat er schon bessere Chancen auf die Endrunde. Sollte es dennoch nicht reichen, gibt es an diesem Samstag noch die Möglichkeit, über die Runde der "Desperados" weiterzukommen, in der alle bis dahin nicht qualifizierten Teilnehmer noch einmal um den Einzug ins Finale spielen können.

Wie man Titel gewinnt, weiß Konieczny. Er ist 16-maliger deutscher Meister, 2018 war er Europameister, 2013 Zweiter der Weltmeisterschaft. Mittlerweile tritt er jedoch kürzer. Zum einen aus gesundheitlichen Gründen, zum anderen, weil er sich vermehrt der Jugendarbeit widmen möchte: "Meine Präferenzen haben sich verschoben. Ich will jungen Spielern helfen, sie ausbilden und dadurch den Bowlingsport in diesem Land vorantreiben." In den vergangenen Jahren sei er das Aushängeschild der Sportart in Deutschland gewesen, nun möchte er den Nachwuchs entwickeln. Vom Bowling zu leben sei extrem schwer, aber: "Auch wenn es nur ein Hobby ist, nimmt es praktisch hundert Prozent meines Lebens ein." Beruflich verkauft er Bälle und Zubehör, ist nebenbei als Trainer tätig. Doch woher kommt die große Begeisterung für das Bowling? "Das Spiel ist unvorhersehbar, es ist nicht von Beginn an klar, wer gewinnt, wie bei anderen Sportarten. Beim Bowling ist jedes Spiel ein bisschen anders und dadurch immer wieder spannend", sagt Konieczny.

Die European Bowling Tour besteht aus insgesamt 14 Turnieren. Da er den Sport nicht professionell betreibt, kann Konieczny nicht an allen Turnieren teilnehmen. Dieses Jahr stehen für ihn nur die Wettbewerbe in Tilburg, München und eventuell noch in San Marino auf dem Plan. Vielleicht kann er anschließend weitere Titel zu der langen Liste seiner Erfolge hinzufügen.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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