Boomendes Geschäft:Dreiste Tricks an der Haustür

Mit abenteuerlichen Geschichten bringen Betrüger Senioren um ihr Erspartes. Die SZ stellt einige der häufigsten Tricks vor. Doch die Zahl der Varianten ist endlos.

Christina Warta

Boomendes Geschäft

Ein Enkel in Geldnöten

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(Foto: N/A)

"Rat mal, wer dran ist", sagt die Stimme am Telefon fröhlich scherzend. "Bist du es, Rudi?", fragt die ältere Dame. Der fremde Anrufer muss jetzt nur noch "Ja" sagen, schon hält die Seniorin den Mann am Telefon für einen Verwandten. Und dieser befindet sich angeblich gerade in einer prekären finanziellen Situation: Meist hat er ein besonders günstiges Angebot für eine Wohnung oder ein Auto und braucht schnell Bares, um sich das Schnäppchen zu sichern. "Du kriegst das Geld morgen wieder", verspricht der falsche Enkel. Leider könne er selbst nicht vorbeikommen, ein Freund hole die 10 000 Euro bei ihr ab. 2008 wurden der Polizei 153 Enkeltrick-Versuche bekannt. In 22 Fällen gelang es den Tätern, an Geld zu kommen, insgesamt erbeuteten sie 230000 Euro - ein lukratives Vorgehen. "Die Hinterleute rufen aus dem Ausland an", erklärt Fritz Leuthner vom Kommissariat 65, beim Enkeltrick meist aus Polen. Geldabholerteams werden von Stadt zu Stadt geschickt. "Manchmal fahren sie die Senioren sogar noch zu ihrer Hausbank", sagt Leuthner. Sein Rat: Senioren sollten Unbekannte nie in die Wohnung einlassen und ihnen niemals Geld geben.Foto: ddp (SZ vom 31.08.2009)

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Der Sohn im russischen Knast

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(Foto: N/A)

Er spricht russisch und er schlägt Kapital aus der Angst der Mütter um ihre Söhne. Eine ganze Reihe russischstämmiger Frauen wurden in München mittlerweile Opfer von Betrügern, die sich am Telefon als russische Polizeibeamte ausgeben. Sie behaupten, der Sohn der Frau sei nach einem Unfall oder einer Schlägerei in Russland festgenommen worden. Eine Verhaftung könne nur abgewendet werden, wenn die Mutter einen hohen Geldbetrag zahle - manchmal 9 000 oder sogar auch 13 000 Euro. "Die Trefferquote ist hier vermutlich höher als beim normalen Enkeltrick", sagt Leuthner, "denn hier kommt der Schock noch dazu." Bereitwillig zahlen die Mütter und erkundigen sich erst später nach dem Wohlbefinden des Sohnes. Nach Erkenntnissen der Polizei sitzen die Täter in Litauen und operieren bundesweit.Foto: dpa

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Der eifrige Handwerker

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(Foto: N/A)

Der eifrige, hilfsbereite Mann - manchmal sind es auch mehrere Männer - hat gleich bemerkt, dass das Haus einen neuen Anstrich benötigt oder die Dachrinne mal wieder gereinigt werden müsste. Deshalb bietet er seine Hilfe an - gegen Vorkasse, versteht sich. Ein 94-jähriger Rentner aus Gräfelfing bezahlte 100 Euro für die Reinigung seiner Dachrinne. Der Handwerker nahm das Geld. Er wolle nur schnell ins Auto und eine Quittung holen, erklärte er seinem Opfer. Zurück kehrte er nicht mehr.Foto: ddp

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Im Auftrag der Stadtwerke

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(Foto: N/A)

Der Mitarbeiter der Stadtwerke oder der Wohnungsbaugenossenschaft, der vor der Haustür steht, stellt Bares in Aussicht, oft handelt es sich um die Erstattung von zu viel bezahlten Nebenkosten. Leider habe der Mitarbeiter aber nur einen 500-Euro-Schein dabei. Eine 103-Jährige zückte ihre Börse und zählte das Geld ab, um ihm herauszugeben. Als sie dem Mann den Rücken zuwandte, schnappte sich dieser die Börse und verschwand mit rund 1 000 Euro Bargeld. In einem anderen Fall sollte eine Rentnerin zuvor 100 Euro zahlen, damit er das Geld überweisen könne.Foto: dpa

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Der Teppich als Schnäppchen

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(Foto: N/A)

Die Auslegware ist angeblich von hoher Qualität: Teppichhändler kaufen Adresslisten von Personen, die beispielsweise in der Türkei früher schon einen Teppich erworben haben. Dann rufen sie die geschätzten Kunden in Deutschland an, kommen mit Ware vorbei, überreden unsichere Senioren zum Kauf. So geschehen kürzlich in Unterföhring. Der Teppich kostete 700 Euro, dabei war er nur einen Bruchteil wert. Oft argumentieren Teppichhändler außerdem mit zollrechtlichen Problemen. "Die Täter sind nach allen Seiten offen", sagt Leuthner zu diesem Trick. Der Kunde kauft nichts? Dann wird in der Wohnung unauffällig nach Wertvollem und Geld Ausschau gehalten. Der Kunde ist ein willfähriges Opfer? Dann wird so mancher ausgenommen, bis es nichts mehr zu holen gibt. Ein hilfsbereites Schwesternpaar zahlte Teppichhändlern, die wegen angeblicher Zollnachzahlungen von der Insolvenz bedroht waren, in Etappen 11 2000 Euro, um deren Betrieb zu retten.Foto: ddp

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Wasser in der Wohnung

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(Foto: N/A)

Der falsche Klempner hat eine Werkzeugtasche dabei. Im Haus habe es einen Wasserrohrbruch gegeben, sagt er, er müsse kurz überprüfen, ob auch in dieser Wohnung Wasser ausgetreten sei. "Diese Tricks basieren darauf, dass die Senioren mit der Situation überfordert sind", sagt Leuthner. Zusätzlich werden die Opfer beschäftigt, sie sollen etwa das Wasser immer wieder an- und ausdrehen. In dieser Zeit untersucht der Dieb die Wohnung. "Mit erstaunlicher Zielsicherheit finden die Täter meist in kurzer Zeit das Geld", sagt Leuthner. Frauen geben sich als Mitarbeiterinnen von Wohlfahrtsverbänden aus, werden mit Kaffee bewirtet - und nutzen diese Situation aus.Foto: ddp

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Der falsche Polizist

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(Foto: N/A)

Vor der Tür steht ein Kripobeamter und erzählt eine glaubwürdige Geschichte: In der Nachbarschaft seien Trickdiebe unterwegs gewesen - ob in dieser Wohnung auch etwas weggekommen sei? Die gutgläubigen Senioren nehmen den angeblichen Polizisten mit in ihre Wohnung, öffnen Schubladen mit Bargeld und Schmuck und zeigen den Dieben so, wo es etwas zu holen gibt. "Oft sind die Diebe zu zweit", erklärt Leuthner. Während einer das Opfer ablenkt, sammelt der andere die Beute ein.Foto: ddp

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Die Mitleidstour

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(Foto: N/A)

Illegal in Deutschland, vom Mann geschlagen und mit der Miete im Rückstand - mit dieser Lüge ergaunerte sich eine Diebin 480 Euro von einer älteren Dame. Eine Woche später brachte sie 100 Euro zurück, nur um kurz darauf 1500 Euro für eine neue Notlage zu erbetteln. Ein paar Tage später bat sie um Geld für die Behandlung der kranken Tochter - und brachte am Ende die mitfühlende Seniorin um 42 000 Euro.Foto: Haas (SZ vom 31.08.2009)

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