Bogenhausen / Riem:Aufgalopp

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Die Pferde bleiben in Riem, wenn im Nordosten gebaut wird. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Für das neue Wohnquartier am nordöstlichen Stadtrand haben die Planer drei Varianten entwickelt. Jetzt können die Bürger dazu ihre Meinung sagen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen / Riem

Schon draußen an der Richard-Strauss-Straße weisen bunte Plastikbänder und Plakate neugierigen Besuchern den Weg. Und drinnen im Restaurant des ehemaligen Siemens-Komplexes hat das Planungsreferat alle Informationen ausgebreitet, die die Mitarbeiter im Lauf der vergangenen fünf Jahre über das Gebiet zwischen Riem, Daglfing, Johanneskirchen und dem nordöstlichen Stadtrand zusammengetragen haben. Wo heute etwa 800 Menschen leben, soll ein neues Wohnquartier für 30 000 entstehen. Dazu 10 000 Arbeitsplätze und all die Infrastruktur, die ein Stadtviertel braucht: Nahverkehrstrassen, Straßen, Schulen, Sportmöglichkeiten, Grünflächen. Wie sich all das auf dieser 600 Hektar großen Fläche sinnvoll anordnen lässt, dazu haben die Planer drei sehr unterschiedliche Entwürfe erarbeitet, zu denen jetzt die Nachbarn ihre Meinung sagen können. Die Bürgerbeteiligung begann am Dienstagabend; zur Eröffnung der Ausstellung "Drei Varianten, viele Möglichkeiten" kamen weit über 100 Gäste.

Kernstück der Schau sind große Infotafeln und -tische mit den Entwürfen, auf denen die Bürger Zettel mit ihren Anmerkungen verteilen können. Dazu kommt auf dem Boden eine mehrere Quadratmeter große begehbare Luftaufnahme des Geländes, auf der mit Bauklötzchen die Verteilung von Gebäuden ausprobiert werden kann. Schautafeln erklären, was in den vergangenen Jahren alles analysiert und diskutiert wurde, Mappen mit den Untersuchungsergebnissen zu Stadtklima, Lebensräumen, Luft und Lärm liegen bereit. Und damit die Besucher sehen, was am Ende herauskommen soll, hat das Planungsreferat Modelle anderer neuer Wohngebiete in München mitgebracht, die schon ein paar Schritte weiter gediehen sind: der Ackermannbogen etwa und das Kreativquartier.

Dass die Öffentlichkeitsbeteiligung für das Projekt Nordost außergewöhnlich umfangreich ausfällt, hob Jacqueline Charlier, die Stellvertreterin von Stadtbaurätin Elisabeth Merk, in ihrer Begrüßungsrede hervor. Ziel sei es, die jetzigen Bewohner ebenso in die Entscheidungen einzubinden wie die betroffenen Umlandgemeinden, also vor allem Aschheim und Unterföhring. "Neuland" stellten aber auch die Besitzverhältnisse dar: Die Grundstücke im nordöstlichen Zipfel der Stadt verteilen sich auf 500 verschiedene Eigentümer. Auf eine ganz andere Besonderheit wies Andrea Gebhard vom interdisziplinären Planungsteam des Baureferats hin: Das weite Land mit Wiesen, Feldern und Niedermoor "ist noch ein Raum in der Stadt, wo's ruhig ist". Diesen Standortvorteil "dürfen wir nicht aus der Hand geben."

Was den Bürgern selbst wichtig ist, davon gaben schon die ersten Beiträge an den Schautafeln einen Eindruck. "Den ländlichen Charakter bewahren" war da zu lesen. "Keine Durchgangsstraßen durch bestehende Wohngebiete" und "Der Pferdesport muss bleiben" oder "Mehr Urbanität wagen mit grünen Qualitäten".

Weitere Themen sprachen die Stadtviertelvertreter an: Magdalena Miehle (CSU) vom Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem, dessen nordwestliche Ecke um die Galopprennbahn zum Planungsgebiet gehört, forderte, die Bebauung nicht zu massiv zu gestalten. Ihr Bogenhauser Parteifreund Robert Brannekämper erklärte, nur ein Tunnel für die Flughafen-S-Bahn S 8 ermögliche im Westen eine vernünftige Anbindung des neuen Quartiers an die Stadt, provisorische Brücken könnten ihn keinesfalls ersetzen. Die Bogenhauser BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) schließlich forderte, die Bürger auch nach der Öffentlichkeitsphase in die Entscheidungen einzubinden. Vorerst sind sie aber ohnehin die Hauptpersonen, zum Beispiel beim Workshop am Samstag, 11. März, 10 bis 15 Uhr (Anmeldung unter Telefon 244 10 33-18).

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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