Billiglohn bei Schuhbeck?:Den Platzlhirsch ins Visier genommen

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Die Gewerkschaft NGG wirft dem Spitzenkoch Alfons Schuhbeck vor, Mitarbeiter mit Billiglöhnen abzuspeisen.

Astrid Becker und Michael Tibudd

Er ist der Tausendsassa der Münchner Gastronomie-Szene: Alfons Schuhbeck, fernsehbewährter Starkoch und Herr über ein immerfort wachsendes Imperium an Gaststätten und Läden. "Platzlhirsch" ist ein angebrachter Spitzname, betreibt er doch allein am schönen Platzl in der Innenstadt zwei Restaurants, eine Kochschule und mehrere Geschäfte. Doch der Großgastronom hat einen Gegner, der ihm einen harten Vorwurf macht: Schubeck zahle zumindest mitunter weit unter Tarif.

Starkoch Alfons Schuhbeck bei der Eröffnung seines Schmankerl-Shops: Der Münchner Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hält ihm schlechte Entlohnung vor. (Foto: Foto: Rumpf)

Der Gegner ist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), vertreten durch ihren Münchner Geschäftsführer Freddy Adjan. Auf einer Pressekonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes in München sprach er am Donnerstag zur allgemeinen Überraschung plötzlich über Schuhbeck. "Ein ausgebildeter Chef de Rang arbeitet da für rund 1000 Euro brutto im Monat", sagte Adjan und verwies auf einen angeblichen Arbeitsvertrag, den er dabei hatte. "Und der arbeitet sechs Tage die Woche." Tarifvertraglich üblich seien für eine solche Position 1947 Euro, fügte Adjan hinzu.

"Warum sollte ein Chef de Rang für das Geld überhaupt anfangen?", fragt Isabelle Günzler, Sprecherin von Schuhbeck. Chef de Rang, das ist eine bedeutende Position. Er vertritt den Restaurantleiter und seinen Stellvertreter, falls beide nicht im Haus sind, und ist für den Ablauf des gesamten Services zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören zudem noch das Flambieren, Tranchieren oder Filetieren von Speisen und teilweise auch die Beratung des Gastes bei der Weinauswahl.

Ein verantwortungsvoller Posten, der erst nach längerer Berufserfahrung vergeben wird. Es verwundert also nicht, dass sich Schuhbecks Sprecherin "kaum vorstellen" kann, dass jemand in dieser Position für so wenig Geld arbeiten würde. Generell werde bei Schuhbeck fair bezahlt. Einen weiteren Kommentar gab es aus dem Haus Schuhbeck nicht.

Um seinen Vorwurf zu bekräftigen, präsentierte Adjan einen angeblichen Arbeitsvertrag der Schuhbeck GmbH, der der SZ vorliegt. Name und Anschrift des Arbeitnehmers sind darauf geschwärzt. Eindeutig scheint daraus hervorzugehen, dass der Betroffene als Chef de Rang eingestellt wurde, dass er eben nur rund 1000 Euro Brutto verdient und er über die Höhe seiner Vergütung Stillschweigen zu bewahren hat. Des Weiteren ist die Rede von möglichen, über das Bruttomonatsgehalt hinausgehenden freiwilligen Gratifikationen, Tantiemen, Prämien und sonstigen Leistungen.

Die Vorwürfe Freddy Adjans sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Bereits in der Vergangenheit hatte Adjan als Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten prominente Münchner Wirte verdächtigt, ihre Mitarbeiter auszubeuten und untertariflich zu bezahlen. Ins Visier Adjans waren damals beispielsweise die Wiesn-Wirte Edi Reinbold mit seinem "Franziskaner" und Peter Pongratz mit seinem "Paulaner am Nockherberg" geraten, aber auch Jürgen Lochbihler und seine Gaststätte "Zum Pschorr" oder Augustiner-Wirt Manfred Vollmer.

Sämtliche Vorwürfe erwiesen sich damals als falsch. Und noch etwas lässt die Zweifel wachsen: Unter dem von Adjan vorgelegten Vertrag fehlt die Unterschrift des Arbeitnehmers, vollends rechtsgültig wäre ein solcher Vertrag also nicht.

© SZ vom 23.01.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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