Billard:Des Meisters Achillesferse

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Küss die Trophäe: Ralf Souquet hat am vergangenen Wochenende die Klagenfurt Open gewonnen. An diesem ist er für Dachau im Einsatz. (Foto: imago/GEPA pictures)

In der Poolbillard-Bundesliga startet am Wochenende die neue Saison. Weniger neu: Der BSV Dachau hat mal wieder Ärger mit dem Verband.

Von Ralf Tögel, Dachau/Fürstenfeldbruck

Es war eine Trotzreaktion. Fast fünf Stunden, so erzählt Andreas Huber, habe der Vorstand des Dachauer Billardsportvereins (BSV) getagt, um zu dieser Entscheidung zu kommen: "Jetzt erst recht." Es ging um die Zusammenstellung der Mannschaft für die laufende Saison, genauer gesagt darum, ob man sich den edlen Kader, der ausschließlich aus Weltklassespielern besteht, überhaupt weiter leisten will. Man will. Am kommenden Wochenende werden also erstmals Ralf Souquet, der Spanier David Alcaide und der Österreicher Mario He ins Bundesliga-Geschehen für den deutschen Meister eingreifen. Huber, der erste Vorsitzende, sagt aber: "Es macht keinen Spaß mehr."

Damit meint er die Zusammenarbeit mit dem Verband, genauer die nach wie vor nicht vorhandene. "Die spielen uns immer wieder übel mit", präzisiert der ehemalige Bundestrainer, er spricht von Überschneidungen der vom Verband angesetzten Bundesliga-Spieltage mit internationalen Turnieren sowie von der Neuausrichtung einer alten Regel. Denn die Klasse des Dachauer Kaders ist gleichzeitig seine Achillesferse. Für Spieler wie den ehemaligen Weltranglistenersten Albin Ouschan aus Österreich, den mehrfachen spanischen Europameister David Alcaide und natürlich die deutsche Pool-Legende Ralf Souquet sind die hochkarätigen Wettbewerbe essentieller Bestandteil ihres Berufslebens, von der Bundesliga könnte keiner aus dieser hochklassigen Profi-Riege leben. Somit fehlte die gesamte Erstbesetzung auch am ersten Spielwochenende, als der Kremlin-Cup in Moskau stattfand, den im Übrigen Alcaide gewann.

Huber musste gar davon ausgehen, dass dies an den ersten drei Spielwochenenden so bleibt, denn derzeit gibt es einige Turniere der Eurotour, die zur Qualifikation für den Mosconi Cup zählen. Das ist der prestigeträchtige Vergleich zwischen den besten Spielern Europas und der USA, vergleichbar mit dem Ryder Cup im Golf. Dort geht es neben hohen Preisgeldern auch um Bekanntheit und Renommee, Blitztrümpfe bei der Sponsorenakquise.

Dass in den Heimspielen gegen den ehemaligen Serienmeister Oberhausen an diesem Samstag (14 Uhr, TripleB, Brunngartenstraße) und gegen Schwerte am Sonntag (11 Uhr) in Alcaide, He und Souquet fast alle Topspieler mitwirken, ist "ein glücklicher Zufall", erklärt Huber. Souquet hat vor Wochenfrist die Klagenfurt Open gewonnen, wodurch er sich vorzeitig einen Platz im Team Europa für den Mosconi Cup gesichert hat. Am Wochenende ist bei den Korean Open in Seoul die nächste Gelegenheit, für diese Qualifikation zu punkten, doch Alcaide und He haben überraschender Weise keine Einladung erhalten. Ouschan schon, er wird Dachau fehlen.

Weiteren Ärger bringt auch die Ankündigung vom Verband, die Ausländerregel zu verschärfen. Bislang war vorgegeben, dass sich deutsche und ausländische Spieler die Partien 50:50 teilen müssen, so konnte Huber alle drei Ausländer den Fans präsentieren, die sich dann eben die Hälfte der Partien untereinander aufteilten. In dieser Saison aber dürfen nur noch maximal zwei Ausländer spielen. Reine Schikane, glaubt Huber. Obwohl er natürlich für das erste Bundesliga-Wochenende zwei Asse im Ärmel hatte: Den ehemaligen Snooker-Spitzenspieler Stefan Kasper aus Memmingen, der oft in Dachau trainiert. Und das Supertalent Sanjin Pehlivanovic, der Serbe ist gerade 16 Jahre alt geworden und hat kürzlich bei der Jugend-EM zwei Titel gewonnen. "Wir haben ihn für die erste Mannschaft gemeldet", sagt Huber, "mal sehen, wie es sich entwickelt." Nach einem 6:2-Sieg gegen Neukirchen und einem 4:4 gegen Mörfelden ist Dachau Tabellendritter, punktgleich mit dem Lokalrivalen Fürstenfeldbruck.

Der hat die selben Ergebnisse gegen die beiden Aufsteiger erreicht, die Erklärung indes ist einfacher. Harald Stolka erwischte einen schwarzen Tag, erzählt der BSV-Vorsitzende Stefan Klein. "Für unseren kleinen Kader ist das schwer zu kompensieren." Die Brucker gehen wie immer mit Stolka, Christoph Reintjes, Dimitri Jungo und Roman Hybler ins Rennen, Ziel ist ein Platz unter den ersten Drei. Am Samstag geht es erst gegen Schwerte (14 Uhr, Playhouse, Hasenheide 6), sonntags kommt Oberhausen.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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