Bilder aus der Nachkriegszeit:Das fast vergessene München

Lesezeit: 1 min

Zerbombte Häuser, Schwabinger Krawalle: Fotoreporter Friedrich Rauch hat eindrucksvoll das Nachkriegs-München dokumentiert.

Robert Stocker

Die Zahl der opulent aufgemachten München-Bildbände ist Legion, was angesichts der Besonderheiten dieser Stadt nicht verwundert. Baumeister von Rang haben sich hier mit grandioser Architektur ein Denkmal gesetzt, und das spezielle Münchner Flair animiert immer wieder Lichtbildner aus der ganzen Welt, dieses in Szene zu setzen. Entsprechend stimmungsvoll, ja elegisch fallen viele jener Hochglanzfotos aus, mit denen solche Bildbände bestückt sind.

Zwei Halbstarke in München: Die wilden Sechziger. (Foto: Foto: Friedrich Rauch / Interfoto)

Das jetzt im Hirschkäfer-Verlag erschienene Werk "Bei Auftrag: Bild - München im Blick des Fotoreporters Friedrich Rauch" hat einen weitgehend anderen Ansatz: Es enthält Momentaufnahmen aus Münchens Nachkriegsgeschichte, die in vielen Fällen Meilensteine in der Entwicklung der Stadt dokumentieren.

Der Fotoreporter Friedrich Rauch, von dem sämtliche Aufnamen dieses Buches stammen, verstand sich nicht als Lichtbildner mit Kunstanspruch, sondern als Reportage-Fotograf, der das Zeitgeschehen auf Zelluloid festhielt. Rauch arbeitete für den Spiegel und das Time-Magazine, für Newsweek und L'Express; auch Agenturen gehörten zu seinen Auftraggebern, bevor er seine eigene Agentur Interfoto gründete.

Sein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität finanzierte er mit Bildreportagen, die auf Reisen quer durch Europa entstanden. Eher einem Zufall ist es zu verdanken, dass er sich als Pressechef in den Dienst des Zirkus' Hagenbeck stellte, bevor er dann die Öffentlichkeitsarbeit von Circus Krone übernahm. Nicht zuletzt deshalb sind auch Fotos aus jener Zeit des Tier- und Zirkusfans Friedrich Rauch zu finden.

Von jeher galt sein journalistisches Interesse auch seiner Heimatstadt, wo er 1928 geboren wurde. Das Nachkriegs-München bot ihm jede Menge Motive, zerbombte Häuserzeilen und andere Kriegsruinen, Bilder aus Zeiten des Wirtschaftswunders und des Olympia-Booms, in der die Stadt etwa mit der Eröffnung der U-Bahn einen Quantensprung in seiner Entwicklung vollzog.

Rauchs Aufnahmen lassen nicht nur vergangene Zeiten wiederauferstehen, sie erzählen häufig auch eine Geschichte, die hinter den Bildern steht. Belege dafür sind Fotos von den Schwabinger Krawallen, von denUnruhen 1968, aber auch Fotos aus der Jet-Set-Szene. Und wie die Ikone Rudolph Moshammer, auf die er schon damals aufmerksam wurde. Denn fotografiert, sagte Rauch, "habe ich nur, was mich interessiert".

© SZ vom 04.04.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fotografien von Friedrich Rauch
:Ein fast vergessenes München

Der Band "Bei Auftrag: Bild!" zeigt Fotografien von Friedrich Rauch aus den Fünfziger und Sechziger Jahren - und München, wie wir es beinahe vergessen hätten.

Jetzt entdecken

Gutscheine: