Bilanz:Kongresse der Zukunft

Lesezeit: 2 min

Die Messe München will ihr digitales Geschäft ausbauen

Von Pia Ratzesberger

Klaus Dittrich hat gerade die neuen Zahlen vorgestellt und dann sagt er noch diesen einen Satz. "Auch die jungen Digitalprofis werden erkennen, dass Messen eben nicht Old Economy sind". Dieser Satz des Vorsitzenden der Geschäftsführung erzählt wahrscheinlich mehr darüber, vor welchen Herausforderungen die Messe München steht, als vieles zuvor Gesagte. Denn wie alle Unternehmen muss sich auch die Messe München fragen, wie die digitale Welt ihr Geschäftsmodell beeinflusst. In den eigenen Hallen finden nun Kongresse über virtuelle Realität statt, über künstliche Intelligenz. Firmen müssen ohnehin schon lange nicht mehr auf eine Messe fahren, um sich mit anderen zu vernetzen.

Für die These, dass Messen eben keine "Old Economy" sind, sprechen zumindest die Zahlen: Im vergangenen Jahr hat die Messe München voraussichtlich 327 Millionen Euro umgesetzt; noch sind das nur Hochrechnungen, die endgültigen Zahlen stehen noch nicht fest. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen liegt diesen Hochrechnungen zufolge bei etwa 53 Millionen Euro, dann bleibt noch ein Überschuss von etwa zwölf Millionen Euro. Den wird die Messe wie in den vergangenen Jahren bereits auch an ihre beiden Hauptgesellschafter überweisen, an die Landeshauptstadt München und den Freistaat Bayern - Zinsen für deren Darlehen zum Bau des neuen Messegeländes. "Wir werden am Ende wahrscheinlich wie immer mit Null rausgehen", sagt Dittrich. Aber man sei "wirtschaftlich kerngesund".

Damit dem so bleiben wird, hat man den neuen Geschäftsbereich Digital gegründet, man wolle mehr und mehr digitale Produkte auf den Markt bringen, sagt Dittrich. Welche das in diesem Jahr sein werden, will er dagegen noch nicht sagen. Es gebe nun aber zum Beginn der Ispo - der Messe für Sportartikel - zum Beispiel auch eine Veranstaltung namens Ispo Digitize, mit Vorträgen. Im Sommer sollen Händler dann auf einer großen Konferenz lernen, wie sie sich am besten auf die Zukunft vorbereiten. "Interaktive Umkleidekabinen und Instagram stehen auf der Tagesordnung." Er habe ja selbst gemerkt, dass auch die Geschäftsführung aufgrund ihres Alters nicht immer vorne mit dabei sei, was das Digitale angehe, sagt Dittrich. Deshalb werde es nun auch ein Austauschprogramm geben, bei dem junge Mitarbeiter, also "höchstens 28 Jahre alt", den älteren erklären, "was Snapchat ist und so weiter."

Nicht nur das Digitale, auch das Geschäft im Ausland wird für die Messe immer wichtiger, von den 327 Millionen Euro hat das Unternehmen 265 Millionen Euro in München erwirtschaftet, etwa 20 Prozent des Umsatzes also kommen mittlerweile aus anderen Ländern. Schaut man sich an, welche Messen das Unternehmen im vergangenen Jahr organisiert hat, fanden davon nur 15 in München statt - und 24 im Ausland.

Das Konzept ist dabei immer das gleiche, die Messe findet zuerst in München statt, diese Marke verkauft man dann ins Ausland, zum Beispiel die Baumaschinenmesse Bauma. China sei nach München mittlerweile der wichtigste Standort für das Unternehmen, auch in Brasilien, Indien und Südafrika baut die Messe ihr Geschäft aus. Politisch sei die Lage in manchen dieser Länder zwar "nicht immer einfach", heißt es auf der Pressekonferenz am Freitag, aber jetzt sei nun einmal die Gelegenheit, in diese Märkte einzutreten. Man müsse ja auch an die Zukunft denken.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: