Bilanz 2016:Höher, schneller, weiter

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Der Münchner Flughafen ist auf Wachstumkurs - sein Chef drängt auch deshalb auf den Bau einer weiteren Startbahn

Von Wolfgang Görl, München

Mehr Passagiere denn je haben 2016 den Münchner Flughafen für ihre Reise genutzt. Insgesamt 42,3 Millionen Reisende verzeichnete die Flughafen München GmbH (FMG) im vergangenen Jahr, was gegenüber 2015, als man 41 Millionen Passagiere zählte, ein Plus von 3,1 Prozent ausmacht. Da auch andere Geschäftsfelder, etwa die Luftfracht-Sparte, wuchsen und die Zahl der Starts und Landungen auf 394 430 (plus 3,8 Prozent) stieg, kletterte der Konzernumsatz um etwa neun Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Auch was das Ergebnis nach Steuern betrifft, vermeldete Flughafen-Chef Michael Kerkloh bei der Jahrespressekonferenz einen Rekordwert: 150 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete das Unternehmen. Das stetige Wachstum könnte Kerkloh zufolge jedoch ein Ende haben, sollte nicht die dritte Startbahn gebaut werden. Schon jetzt gebe es Engpässe, die "eine nachfragegerechte Weiterentwicklung des Flugangebots in München verhindern".

Mit unverhohlener Süffisanz erinnerte Kerkloh an das Jahr 1992, in dem der Airport im Erdinger Moos eröffnet wurde und Kritiker von einer "Manifestation bayerischen Größenwahns" sprachen. Damals wurden zwölf Millionen Fluggäste gezählt, heute sind es dreieinhalbmal so viele. Binnen weniger Jahre, so Kerkloh, habe sich der Airport "zum erfolgreichsten Infrastrukturprojekt der bayerischen Nachkriegsgeschichte entwickelt". Aus seiner Sicht manifestiert sich in der durchschnittlichen Jahreswachstumsrate von 5,4 Prozent, die über dem bundesweiten Wert von vier Prozent liege, eine Erfolgsgeschichte, die rund um den 17. Mai, dem 25. Jahrestag der Eröffnung, gefeiert werden soll. Vorgesehen sind unter anderem eine Campusparty, Nachbarschaftsabende, ein Musikfestival sowie zwei "Family-Days".

Nicht verschweigen wollte Kerkloh, dass der Flughafen vom Londoner Skytrax-Institut erneut als bester Airport Europas prämiert wurde und zudem die Auszeichnung für das beste Terminal der Welt erhielt. Durch die Erweiterung 2016 habe das Terminal 2 "noch einmal einen deutlichen Qualitätssprung gemacht". Davon profitierten auch Kunden der Low-Cost-Airlines, vulgo Billigflieger. Soeben hat Eurowings, eine Lufthansa-Tochter, mit vier Flugzeugen vom Typ Airbus A 320 den Betrieb in München aufgenommen. Dennoch sieht Kerkloh in puncto Billigflieger noch "erheblichen Nachholbedarf". In München reisten nur sieben Prozent aller Passagiere mit einer Low-Cost-Airline. Diesen Anteil wolle man erhöhen, als Orientierung dient Amsterdam, wo 22 Prozent der Passagiere mit Billigfliegern unterwegs sind.

Auch für die Zukunft sieht Kerkloh "weitreichende Chancen", zumal die Lufthansa entschieden hat, die ersten 15 ihrer 25 bestellten Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A 350 in München zu stationieren. Um erfolgreich zu bleiben, müssten aber die Kapazitäten erweitert werden, "indem wir die behördlich genehmigte und gerichtlich in letzter Instanz bestätigte dritte Start- und Landebahn zeitnah realisieren". Da müsste allerdings die Politik mitziehen. Die Stadt München, die Mitgesellschafterin ist, sieht sich bislang an das Nein des Bürgerentscheids von 2012 gebunden. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) den Startbahn-Freunden Hoffnung gemacht, als er einen neuerlichen Bürgerentscheid im Jahr 2018 ins Gespräch brachte. Finanzminister Markus Söder (CSU) hat auf die jüngste FMG-Bilanz mit der Forderung reagiert: "Wir brauchen die dritte Startbahn, um den wachsenden Flugverkehr in Bayern zu bewältigen."

Gegenwind kommt vom umweltpolitischen Sprecher der Landtags-Grünen Christian Magerl, der geltend macht, der Flughafen habe noch genug Kapazitäten. Ähnlich sieht es Benno Zierer, der Flughafen-Experte der Freien Wähler: "Das Plus bei den Flugbewegungen ist das Ergebnis eines knallharten Konkurrenzkampfes unter den Airlines und bildet keinen nachhaltigen Bedarf an neuen Reisemöglichkeiten ab."

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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