Betrieb der Schrannenhalle:Schranne muss ohne Investor auskommen

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"Ich kann nicht an irgendeine ominöse Firma vermieten": Ein mysteriöser Interessent lässt ein Treffen platzen - jetzt führt der Insolvenzverwalter die Schrannenhalle weiter.

Astrid Becker

Die Entscheidung ist gefallen: Der Betrieb der Schrannenhalle wird nicht von dem geheimnisvollen Investor übernommen, von dem seit Tagen die Rede war. Vielmehr soll nun das Insolvenzverfahren für die Halle eröffnet werden - darauf haben sich am Dienstagvormittag die Deutsche Bank London als Gläubigerin, der Zwangsverwalter Johannes Mauder und der vorläufige Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach verständigt.

Axel W. Bierbach steht vor einer schwierigen Aufgabe: Als vorläufiger Insolvenzverwalter muss nun er den Betrieb der Halle stabilisieren. (Foto: Foto: Haas)

Letzterer will nun den Betrieb der Halle stabilisieren und so wieder Anreize für neue Investoren schaffen. Damit nimmt die Debatte, was passiert, nachdem die Halle unter Zwangsverwaltung gestellt worden war , ein Ende. Zumindest vorläufig.

"Wenn Sie so wollen, haben wohl alle Beteiligten, vor allem ich, die Nase voll von dem wochenlangen Hinhalten", sagt Zwangsverwalter Johannes Mauder. Tatsächlich sind die Verhandlungen mit dem Investor, dessen wirklichen Namen offenbar keiner kennt, nicht an Detailfragen gescheitert, sondern daran, dass der Interessent den auf 11 Uhr anberaumten Termin platzen ließ. Bislang hatte Zwangsverwalter Mauder nur mit Vertretern einer Firma verhandelt, hinter der sich ein Geldgeber verbirgt, der jedoch selbst nicht in Erscheinung treten will, auch nicht namentlich.

"Eine Art Stroh-GmbH", wie er sagt. Mehrmals in den vergangenen Wochen waren Termine, obwohl vereinbart, nicht zustande gekommen. Eckpunkte für einen Mietvertrag seien zwar festgelegt worden, es habe aber laufend "irgendwelche anderen Probleme oder offenen Fragen" gegeben. Am Dienstag hieß es dann erneut, der Termin müsse abgesagt werden.

Diese Hinhaltetaktik und die Frage, wer sich denn nun eigentlich hinter dem potentiellen neuen Betreiber für die Halle verbirgt, wurden Gläubigerin, Zwangsverwalter und Bierbach nun zu heiß: "Wissen Sie, ich kann es nicht vertreten, an irgendeine ominöse Firma zu vermieten", sagt Mauder. In seiner Rolle als Zwangsverwalter ist er es, der neue Betreiber für die Halle aussuchen kann. Die Erbpachtnehmerin der Stadt, die Schrannenhallen GmbH & Co. KG, müsste allerdings zustimmen - offenbar wäre dies aber nicht das Problem in der verworrenen Geschichte rund um die Schranne gewesen.

Wie berichtet, war der Halleninvestor, vertreten von Klaus Thannhuber, seinen Verpflichtungen bei der Deutschen Bank London nicht nachgekommen. Jene hatte das Darlehen, das Thannhuber zum Wiederaufbau der Halle aufgenommen hatte, von der Berlin Hyp gekauft. Die Rede ist dabei von einer Gesamtsumme von 26 Millionen Euro.

Fünf Millionen will Thannhuber nach eigenem Bekunden bereits bezahlt haben. Weil er jedoch die Forderungen der Deutschen Bank London nicht ausreichend zufriedenstellte, hatte die Bank das Immobilienvermögen des Investors, eben die Schranne, unter Zwangsverwaltung gestellt. Zudem beantragte die Hauptgläubigerin noch die Zwangsversteigerung des Objekts am Viktualienmarkt.

Für die ersten beiden Monate August und September zahlte die Hallenbetreiberin, die Münchner Schrannenhallen GmbH, noch Miete an den vom Gericht eingesetzten Zwangsverwalter Johannes Mauder. Zu dieser Zeit hatte diese Betreiberfirma noch zwei Geschäftsführer: Jürgen Lochbihler, der auch noch das vom Schrannendebakel nicht betroffene Wirtshaus "Zum Pschorr" betreibt, und eben Klaus Thannhuber.

Für Oktober minderte Thannhuber dann erstmals die Miete um annähernd die Hälfte. Im November und Dezember zahlte er gar nichts mehr. Er begründete die Minderungen damit, dass die Berichterstattung in den Medien über die unter Zwangsverwaltung stehende Halle zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt habe. Eine Begründung, die Zwangsverwalter Mauder nicht akzeptieren wollte - weil sich die Miethöhe nicht nur aus dem Umsatz der Halle berechne, sondern auch aus den Einnahmen aus Tiefgarage und südlichem Kopfbau, sagte er damals. Dort könne von Einbußen keine Rede sein. Aus diesem Grund erhob Mauder Zahlungsklage gegen Thannhuber.

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Auch Lochbihler war mit dieser hundertprozentigen Mietminderung nicht einverstanden und beschloss, sich mit einer eigenen Firma als neuer Hallenbetreiber zu bewerben. Um nicht in einen Interessenskonflikt zu geraten, legte er Ende November sein Amt als Geschäftsführer bei der Münchner Schrannenhallen GmbH nieder.

Eine reale Chance darauf, von Mauder den Zuschlag zu erhalten, bestand bislang aber nicht. Von Anfang an betonte Mauder, dass er "sich das schon gut überlegen muss, einem Menschen den Betrieb der Halle zu überlassen, der bereits mit seinem ersten Konzept gescheitert ist" und dass er nach Alternativen für Lochbihler suche. Bereits kurze Zeit später tauchte der geheimnisvolle Interessent auf, der die Halle auf jeden Fall mieten, vielleicht später einmal auch kaufen wollte.

Weil auch für Dezember keine Miete gezahlt wurde, stellte Mauder Insolvenzantrag für die Münchner Schrannenhallen GmbH. Nur wenig später reichte auch deren Geschäftsführer Thannhuber Insolvenzantrag ein. Die Hoffnung, dass beide Anträge im Zuge der Übernahme durch einen neuen Investor zurückgenommen werden können, ist nun gescheitert. Nachdem der Termin am gestrigen Dienstag geplatzt ist, haben sich Zwangsverwalter Mauder, die Hauptgläubigerin Deutsche Bank London, und der vorläufige Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach auf ein geordnetes Insolvenzverfahren geeinigt.

Das bedeutet konkret: Bierbach, der bereits Michi Becks insolventes "Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom" oder auch die Gaststätte Kreitmair in Keferloh saniert hat, wird den laufenden Geschäftsbetrieb weiterführen, am bisherigen Konzept oder Veranstaltungsprogramm nichts ändern und rückständige Löhne so schnell wie möglich auszahlen - zumindest bis Ende Januar. Dann, so rechnet Bierbach, werde das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Ob die Staatsanwaltschaft im Zuge dessen gegen Thannhuber oder möglicherweise auch noch gegen Lochbihler wegen Insolvenzverschleppung ermitteln wird, ist derzeit noch unklar. Feststeht allerdings, dass dann erneut nach einem Investor gesucht wird.

© SZ vom 17.12.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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