Besser informiert und organisiert:Eine für alle

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Die neue Webseite soll die Arbeit der freien Künstler übersichtlicher machen

Von Christiane Lutz, München

Wenigstens eine gute Nachricht gibt es für die freie Szene der Stadt dieser Tage: Die Webseite des "Netzwerk Freie Szene" ist online. Um zu verstehen, warum das eine gute Nachricht ist, muss man natürlich erst mal wissen, was das "Netzwerk Freie Szene" ist, nämlich ein Verein, in dem sich Akteure der Freien Szene München zusammenschließen, um so etwas wie eine gemeinsame Stimme zu finden, um in der Stadtpolitik besser für ihre Interessen eintreten zu können. Schwer zu glauben, aber so etwas gab es in München bisher nicht; zu verschieden sind die Künstler, zu groß ist bisweilen die Konkurrenz um Geld und Räumlichkeiten.

Das fanden immer mehr Münchner Künstler ein Unding. So gründete eine Gruppe unter dem Vorstand von Ute Gröbel und Benno Heisel vom Hoch X, Künstler Holger Dreissig, Regisseurin Gesche Piening und Dramaturgin Theresa Seraphin den Verein bei einem Treffen der freien Szene im Januar 2017. "Die Zeit war reif", sagt Gesche Piening. "Viele von uns hatten genügend frustrierende Einzelerlebnisse gemacht. So verschieden wir sind, wenn man kein Mandat hat, keine gemeinsame Stimme, kann man in der Politik nichts durchsetzen."

Schnell fand das Netzwerk mehr Mitglieder aus der Münchner Szene - Gruppen wie Ausbau.Sechs oder Pandora Pop sind genauso dabei wie das TamS und autonom arbeitende Künstler wie Holger Dreissig. Mit einem Positionspapier ging das Netzwerk dann an die Öffentlichkeit. Darin fordert es zum Beispiel: mehr Räume (und besser ausgestattete) für die Kunst, mehr Mitbestimmung, mehr Transparenz bei Vergabe von Förderungen und Verwaltung und natürlich mehr Geld für die freie Szene. Das Netzwerk nennt konkret zehn Millionen Euro als Ziel statt der bisherigen 4,3 Millionen Euro, die die Stadt 2017 an die freie Tanz- und Theaterszene (inklusive Festivals, Auszeichnungen, Infrastruktur) verteilte.

Viele freischaffende Künstler der Stadt klagen über die schlechten Arbeitsbedingungen. Ständig zögen Künstler aus München weg, sagt Piening, "da wird eine Unmenge Potenzial vergeudet, das ist doch total schade." Zwischennutzungsprojekte, wie aktuell der Flostern in Giesing, sind schwer umzusetzen oder gar in dauerhafte Spielstätten zu verwandeln. Im Gegensatz zu Hamburg beispielsweise, wo die freie Szene im hervorragend ausgestatteten Kampnagel spielt, hat München eben keinen solchen Ort. Noch nicht. Pläne für ein Kreativquartier an der Dachauer Straße sind noch immer recht unkonkret.

Die neue Webseite freieszenemuc.de soll nun ein weiterer Schritt sein, auf sich aufmerksam zu machen und sich besser zu organisieren. Die Seite richtet sich sowohl an Theatergänger wie auch an freie Theaterschaffende. Auf einem gemeinsamen Spielplan stehen jetzt Veranstaltungen der freien Szene. Man muss also nicht mehr, wie bisher, mühsam auf die einzelnen Webseiten der Gruppen und Häuser herumklicken, um sich über das Angebot zu informieren. Jedes Haus oder jeder Künstler, der Mitglied im Netzwerk ist, kann seine Veranstaltung selbst einpflegen, der Nutzer wiederum kann den Kalender nach Datum, Spielstätte oder gar Eintrittspreisen sortieren. Tickets können ebenfalls über diese Seite reserviert werden.

Für angemeldete Mitglieder bietet die Seite noch einen geschlossenen Bereich. Dort können sich Künstler zu Gruppen zusammen finden, Projekte besprechen und sogar gemeinsame Arbeitsdokumente anlegen und bearbeiten. Das ist ein Anfang für mehr Geschlossenheit der Szene, immerhin.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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