Benefizaktion:Runde um Runde

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Rennen für den guten Zweck: Die Schüler aus den Übergangsklassen der Weilerschule beteiligen sich an der Benefizaktion "Kinder laufen für Kinder". (Foto: Robert Haas)

2000 Mädchen und Buben sammeln bei einem Spendenlauf Geld für soziale Projekte

Von Melanie Staudinger

Besser hätten es die Schüler an diesem Donnerstag nicht treffen können: Die Sonne scheint im Münchner Olympiapark, es ist dennoch nicht brütend heiß. Ideale Voraussetzungen also für die Benefizaktion "Kinder laufen für Kinder", zu der sich gut 2000 Mädchen und Jungen in der Nähe des Olympiaturms zusammengefunden haben. Das Prinzip der Aktion ist schnell erklärt. Die Schüler laufen 700 Meter lange Runden, jeder kann bis zu 20 absolvieren. Dafür erhalten sie von einem Sponsor Geld. Die Hälfte davon spenden sie an die Münchner Klinikclowns, den Rest an ein selbst gewähltes soziales Projekt. "Die Kinder bewegen sich und tun dabei etwas Gutes", sagt Organisatorin Änne Jacobs, die seit 15 Jahren für den Lauf verantwortlich ist.

Unter den Läufer sind auch zwei Übergangsklassen aus der Weilerschule, Münchens einziger kombinierter Grund- und Hauptschule. Die Jugendlichen sind erst seit knapp zwei Jahren in Deutschland, viele kommen aus Kriegsgebieten, haben oftmals eine traumatische Flucht hinter sich. Heute wollen sie dem Land, das sie alle nach einer langen Zeit der Angst aufgenommen hat, in dem sie sich jetzt sicher und wohl fühlen, etwas zurückgeben. Deshalb laufen 16 Schüler der Klasse 1cÜ (Acht- bis Elfjährige) und der 7 Ü (Zwölf- bis 15-Jährige) Runde um Runde. Nur die muslimischen Schüler, die gerade fasten und daher nichts trinken dürfen, bleiben im Schatten. Die zehnjährige Noorsaba strahlt: Ja, sie habe alle 20 Runden geschafft. "Wir machen das, um anderen zu helfen", sagt das Mädchen, das vor zwei Jahren nach Deutschland kam und heute schon nahezu akzentfrei Deutsch spricht.

Ganze 500 Euro sind die Jugendlichen zusammengelaufen, gesponsort wurden sie von der Stiftung des Münchner Lehrerverbands, die sich sonst schwerpunktmäßig um die Weiterbildung von Lehrern kümmert. 250 Euro gehen, so besagen es die Wettbewerbsregeln, an die Klinikclows. Die andere Hälfte bekommt ein Kinderhilfsprojekt des Bayerischen Lehrerverbands in Peru. "Wir haben seit April geübt", sagt Amadeus Hiltl, Lehrer der 7 Ü und Sprecher des Münchner Lehrerverbands. Einmal pro Woche hätten die Schüler zwei Stunden lang trainiert, manche hätten daheim Extra-Schichten eingelegt, damit sie das Pensum schafften. 20 Runden bedeuten immerhin 14 Kilometer. Allerdings kann jeder so viele Pausen machen, wie er will: Schließlich geht es um den Spaß, nicht um Laufen bis zur Erschöpfung.

"Die Kinder sollen in den Übergangsklassen eine Heimat finden und unser Land kennenlernen", sagt Waltraud Lučić, Vorsitzende des Münchner Lehrerverbands, die extra zum Zuschauen gekommen ist. Deshalb seien die zwei Jahre, in denen die Schüler in eigenen Klassen unterrichtet würden, so wichtig. In den Übergangsklassen machten sie Ausflüge, besuchten Ausstellungen oder beteiligten sich an Aktionen wie "Kinder laufen für Kinder" - Deutsch werde am besten im Alltag erlernt. Leistungsdruck gibt es nicht. Der Benefizlauf hat für die Schüler von Hiltl noch einen weiteren Vorteil: Sie können kostenlos in der Soccer-Arena spielen, deren Eintritt sie sich sonst kaum leisten können.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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