Die zwei Biergarten-Holzstühle neben der Wolfratshauser Bank passten wunderbar zum überraschend angenehmen Wetter, das sich am Samstagnachmittag über der BCF-Anlage breit gemacht hatte. Genutzt wurden sie von Heim-Coach Marco Stier und seinem Co-Trainer Günter Wernthaler aber nur sporadisch, zu angespannt war die Situation auf der Bank der Hausherren. Durch das 0:0 gegen den 1. FC Sonthofen - das fünfte sieglose Spiel in Serie - steckt der BCF weiter auf einem Abstiegs-Relegationsplatz fest.
Drei Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf den rettenden Platz 13 drei Punkte, der Vorsprung auf den letzten Platz, der den direkten Abstieg bedeuten würde, aber auch nur zwei Zähler. Zudem hat Schlusslicht Bogen auch noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Diese brenzlige Konstellation erklärte Wernthalers Reaktion beim Schlusspfiff, als er auf einem der zwei Stühle sitzend den Kopf in seinen Händen vergrub. Stier hatte den Schlusspfiff des Schiedsrichters regungslos und stehend zur Kenntnis genommen.
"Die Jungs sind wach, wir leben", sagt Trainer Stier. Vom direkten Klassenerhalt spricht aber keiner
Trotz der optimalen äußeren Bedingungen war die Partie auf dem engen Kunstrasenplatz ausgetragen worden. Beide Mannschaften hätten gerne auf Rasen gespielt, doch die Entscheidung musste bereits am Freitag getroffen werden - und da lag auf der BCF-Anlage noch Schnee. "Spielerisch war das für beide Mannschaften schwierig", sagte Sonthofens Trainer Esad Kahric dazu. Die weitaus größeren Schwierigkeiten damit hatte in der ersten Hälfte aber nicht sein Team.
Spielerisch ging beim BCF so gut wie nichts. Bis auf einen guten Freistoß von Gregoire Diep in der zweiten Minute, den Sonthofens Torhüter Kilian Stölzle mit den Fingerspitzen über die Querlatte lenkte, gab es keine Torchance. Das BCF-Aufbauspiel war einfallslos, immer wieder flogen zu lange oder zu unpräzise Bälle nach vorne. "In der ersten Halbzeit hat man gemerkt, dass wir enormen Druck haben", sagte Stier und erklärte, das Spiel seines Teams sei "nicht prickelnd" gewesen. Eine zu nette Umschreibung für das schwache offensive Auftreten.
Sonthofen hatte die deutlich gepflegtere Spielanlage und erarbeitete sich mehrere gute Chancen. Vor dem Tor fehlte den Allgäuern aber die Präzision und Abgeklärtheit, etwa als es Adrian Zuka nach einem Missverständnis zwischen BCF-Torhüter Emrullah Karaca und Lars Nummer mit einem Heber Richtung verwaistes Tor von der Strafraumgrenze versuchte, dieser aber über den Kasten ging. Kahric bemängelte die fehlende Qualität im Abschluss, "das begleitet uns schon durch die ganze Saison", sagte er.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte war Sonthofen der Führung nahe, Jannik Keller setzte den Ball nur knapp neben den linken BCF-Pfosten (51.). Stier verzog nicht nur einmal das Gesicht, rutschte nach einer erneuten misslungenen Aktion seiner Mannschaft leicht verzweifelt immer tiefer auf der Bank und starrte sekundenlang auf die Plexiglasscheibe. In der Schlussphase mobilisierte sein Team aber ungeahnte Kräfte und hatte die Chance zum Sieg: Erst bereitete Michael Ott dem Gäste-Torhüter mit einem harten Weitschuss Probleme (82.), dann hätte eigentlich das 1:0 fallen müssen, doch der eingewechselte Gilbert Diep setzte den Ball aus zwei Metern an die Querlatte. "Ganz, ganz bitter" fand Stier das, "solche Dinger müssen wir reinmachen."
Dem BCF-Trainer hatte die zweite Halbzeit besser gefallen, "viel präsenter" seien seine Spieler gewesen, erklärte er. "Wir haben uns mal getraut, ein bisschen Fußball zu spielen." Zu drei Punkten reichte das aber nicht, durch das erst zweite Remis der Saison bleibt die Situation für den BCF weiter kritisch. "Die Jungs sind wach, wir leben", erklärte Stier. Allerdings sei "das alles", sprich der Abstiegskampf, "nicht so einfach, wie man denkt." Der BCF-Trainer gab sich betont optimistisch, er glaube daran, dass sich seine Mannschaft noch den ein oder anderen Punkte schnappe, "damit wir nicht direkt absteigen". Vom direkten Klassenerhalt ist aktuell aber auch nicht mehr die Rede.