Bauprojekt:Bald wieder eine gute Adresse

Lesezeit: 2 min

Nach fast 30 Jahren des Leerstands tut sich endlich etwas auf dem Gelände des früheren Kaufhauses Beck: Abbrucharbeiten leiten den Umbau des Gebäudes ein, das zum Standort für hochwertiges Gewerbe werden soll

Von Sonja Niesmann, Laim

Ein Kran, das besagt noch gar nichts. Ein Kran hat in all den Jahren, in denen das alte Kaufhaus Beck an der Fürstenrieder Straße 21 leer stand und vor sich hin bröckelte, schon einmal hier gestanden. Und trotzdem ging nichts voran. Aber was Josef Mögele, dem Vorsitzenden des Laimer Bezirksausschusses, an diesem Mittwochnachmittag ein breites Lächeln der Zufriedenheit ins Gesicht und Worte des Dankes in den Mund legt, ist die Beobachtung: "Wir sehen, es tut sich was." Der neue Eigentümer, der Starnberger Projektentwickler Ehret+Klein, hat mit der "Revitalisierung" der Ruine - wie es im schönsten Immobilien-Sprech heißt - begonnen. Bis Weihnachten, kündigt Michael Ehret an, sollen die notwendigen Abbrucharbeiten geschafft sein, bis Ostern soll der Rohbau stehen. Rohbau, das bedeutet in diesem Fall die beiden "Ohren", also der Lückenschluss zu den Nachbargebäuden links und rechts, sowie ein viertes Geschoss mit Satteldach, das draufgesetzt wird.

Nach Abschluss der Wiederbelebungsmaßnahmen werden die Laimer das markante Gebäude, in dem die Firma Ludwig Beck von Ende der 1960er Jahre bis 1990 eine Zweigstelle ihres Kaufhauses am Marienplatz betrieben hat, - zu jener Zeit laut Mögele "eine Institution im Viertel", während des langen Leerstands oft als "Schandfleck" geschmäht, - nicht mehr wiedererkennen: Brauner Klinker und Schießschartenöffnungen weichen einer glatten, weißen Fassade und großen, gläsernen Fensterbändern. Innen dagegen will Ehret+Klein die "Industrie-Optik" weitgehend erhalten, die Stahlträgerkonstruktion zum Beispiel.

Ehemals war das Gebäude das Kaufhaus Beck. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Für das Erdgeschoss und den ersten Stock steht bereits ein Mieter fest: ein Edeka-Markt mit 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche, der laut Zeitplan im Herbst 2018 öffnen soll. In den beiden anderen Stockwerken werden (Großraum-)Büros entstehen, sie sollen im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein. Einige Anfragen liegen dem Projektentwickler vor, Verträge seien aber noch nicht abgeschlossen. Die Stadtverwaltung hätte hier lieber Wohnraum gesehen, "das gab lange Diskussionen", merkt Ehret an: "Aber wir wollten hier hochwertiges Gewerbe." Und vorzugsweise großflächige Vermietungen, am besten gleich ein ganzes Geschoss. "Wir tun hier das Richtige fürs Stadtviertel", lobt sich Michael Ehret selbst.

Das neue Büro- und Geschäftshaus soll Ende 2018 fertig sein. (Foto: Alessandra Schellnegger)

"Einen interessanten Mix" nennt es Josef Mögele. Er verzichtet bei diesem kleinen Beisammensein auf der Baustelle auf die Erwähnung, dass aus der von den Laimer Stadtviertelpolitikern gewünschten sozialen Nutzung oder irgendeiner Art von Bürgertreff in einem Teil der Räume leider nichts geworden ist. Immerhin ging ein Kelch an den Nachbarn vorüber: Die Vorvorbesitzerin wollte unter anderem eine Spielhalle in dem Klinker-Koloss unterbringen. Allerdings ging der Unternehmerin beim Umbau auf halber Strecke finanziell die Luft aus, das Haus wurde Anfang 2014 zwangsversteigert und von einer Tochter der ehemaligen Gläubigerbank, der Raiffeisen-Landesbank Oberösterreich, erworben. Diese verkaufte die Immobilie weiter an die Starnberger Firma.

Einblicke, Ausblicke: Die Umbauarbeiten haben begonnen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Kran kam übrigens auch noch zum Einsatz. Er sollte - symbolischer Akt für den Baubeginn - den eigenwillig geformten Kamin in die Höhe wuchten. Das erwies sich als zu ambitioniertes Unterfangen; Arbeiter trennten schließlich eine Betonscheibe vom Kamin ab, die, einem Gully-Deckel ähnelnd, am Haken über dem Beck-Dach baumelte.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: