Bauarbeiten am Marienplatz:Sanierung im Uhrzeigersinn

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Ein ähnlich umfangreiches Projekt wie die Sanierung des Stachus-Untergeschosses: Bis zum Jahr 2014 bauen die Stadtwerke schrittweise das Untergeschoss unter dem Marienplatz um - gleich nach der Wiesn beginnen die Arbeiten.

Marco Völklein

Es wird ein ähnlich umfangreiches Projekt wie die Sanierung des Stachus-Untergeschosses. Und es wird sich ebenfalls lange hinziehen. In der ersten Oktoberwoche, direkt nach Abschluss der Wiesn, werden die Stadtwerke mit dem Umbau des Zwischengeschosses unter dem Marienplatz beginnen. Bis Anfang 2014, so die Planungen, werden die Arbeiten dauern. Ähnlich wie derzeit beim Hauptbahnhof wollen die Stadtwerke auch unter dem Marienplatz das sogenannte Sperrengeschoss herausputzen und mehr Flächen für Läden und Gastronomie schaffen. Die höheren Mieteinnahmen sollen einen Teil der Sanierungskosten von mehreren Millionen hereinbringen. Genaue Zahlen nennen die Stadtwerke nicht.

In der ersten Oktoberwoche, direkt nach Abschluss der Wiesn, werden die Stadtwerke mit dem Umbau des Zwischengeschosses unter dem Marienplatz beginnen. (Foto: Robert Haas)

Grund für den Komplettumbau ist die schlechte Bausubstanz des 40 Jahre alten unterirdischen Bauwerks. Wie schon beim U-Bahnhof unter dem Bahnhofsvorplatz haben die Stadtwerke-Ingenieure auch beim Marienplatz festgestellt, dass salzhaltiges Wasser in den Beton eingedrungen ist - und dort anfängt, die Eisenbewehrung anzufressen. Stoppen die Ingenieure das Eindringen des Salzes, das vom Winterdienst gestreut wird, nicht, könnte das Bauwerk mehr oder weniger zerbröseln.

Ganz konkret müssen die Sanierer an die Dachfugen des U-Bahn-Baus heran. Man muss sich das Bauwerk wie eine Wanne vorstellen, die im Erdreich unter dem Marienplatz liegt. Als Decke auf der Wanne wurden in den siebziger Jahren in Nord-Süd-Richtung große Platten betoniert - zwischen diesen Platten haben die Arbeiter Fugen gelassen, doch diese nicht ausreichend abgedichtet. Durch diese Fugen dringt nun das chloridhaltige Wasser in das Bauwerk ein.

In den nächsten zweieinhalb Jahren werden die Stadtwerke-Arbeiter diese Fugen neu abdichten. Dabei gehen sie schrittweise vor, wie Stadtwerke-Chefplaner Gunnar Heipp erläutert: "Wir legen immer nur einen Teilbereich einer Fuge frei und sanieren diesen." So sollen die Passanten und Touristen auf dem Marienplatz weiterhin genügend Raum haben, um zum Beispiel das Glockenspiel verfolgen zu können. Auch auf den Christkindlmarkt auf dem Marienplatz werden die Arbeiten keine Auswirkungen haben, versichert Heipp. Weil die beauftragte Spezialfirma in der kalten Jahreszeit ohnehin nicht arbeiten kann, wird mit der Fugensanierung erst im Frühjahr begonnen.

Etwas früher dagegen gehen die Arbeiter den ersten der insgesamt sechs Treppenabgänge an, die vom Marienplatz nach unten ins Zwischengeschoss führen. Denn auch dort dringt immer wieder salzhaltiges Schmelzwasser ein und greift den Beton an. In der ersten Oktoberwoche wird der Abgang vor der Hugendubel-Filiale gesperrt und saniert.

Anschließend wollen sich die Arbeiter im Uhrzeigersinn über den gesamten Marienplatz von einem Treppenabgang zum nächsten vorarbeiten - sobald die Arbeiten an einem Abgang abgeschlossen sind und die Fußgänger zumindest über provisorische Treppen vom Untergeschoss wieder nach oben gelangen können, beginnen die Arbeiter mit dem nächsten. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Stadtwerke nicht mehrere Abgänge gleichzeitig sperren - andernfalls stünden bei einem Notfall im Untergrund nicht genügend Fluchtwege zur Verfügung.

Der Abgang am Fischbrunnen allerdings, das kündigt Heipp jetzt schon mal an, wird vom kommenden Frühjahr an dauerhaft gesperrt. Dort richten die Stadtwerke einen zentralen Bereich für die Baustellenlogistik ein. Über diesen Abgang werden die Arbeiter mit Kränen und Gabelstaplern Baumaterialien in den Untergrund schaffen. Denn gleichzeitig mit der Betonsanierung von Deckenfugen und Treppenabgängen wollen die Stadtwerke auch noch das Untergeschoss komplett umgestalten.

Den Plänen des Architekturbüros Allmann Sattler Wappner zufolge soll das Sperrengeschoss künftig heller, freundlicher und luftiger erscheinen. Die blauen Kacheln an den Abgängen zu U- und S-Bahn bleiben zwar erhalten, aber ansonsten wird sich fast alles verändern: Die kleinen Kioske in der Mitte verschwinden, neue Ladenflächen entstehen am Rand. Eine großflächige Lichtdecke wird für mehr Helligkeit sorgen. Und mit einem neuen Wegweiserkonzept sollen sich Einheimische wie Touristen künftig besser zurechtfinden.

Auch dabei sperren die Stadtwerke immer nur einen kleinen Teilbereich des Untergeschosses bis zur Decke ab; hinter dem Baustellenzaun reißen die Arbeiter dann die alten Wandverkleidungen und Decken sowie die Fußböden raus und setzen die neuen Materialien ein. Diese Baustelle "wandert" quasi ebenfalls im Uhrzeigersinn einmal quer durchs Untergeschoss. Auch diese Sanierung in Trippelschritten ist notwendig, weil der Betrieb von U- und S-Bahn auf keinen Fall behindert werden soll, sagt Heipp. "Deshalb dauert die Baustelle auch bis zum Jahresanfang 2014."

© SZ vom 22.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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