Basketball:Die Elf-Sekunden-Gala

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Zuverlässig: Janosch Kögler (links, hier gegen Dresden) ist auch in Speyer mal wieder Oberhachings bester Werfer. (Foto: Claus Schunk)

Zweitligist Oberhaching deutet im Duell gegen Speyer an, was möglich wäre - aber auch, warum das Team keinen Gegner unterschätzen sollte. Nach dem 73:92 verharren die Tropics bei vier Saisonsiegen.

Von Andreas Liebmann, Oberhaching

Ein Videoschnipsel von elf Sekunden Länge ist sicher kein geeigneter Gradmesser für den Verlauf einer ganzen Basketballsaison. Aber würde man ihn doch mal großzügig als Grundlage nehmen, um jene Frage zu beantworten, die sich vor dem Duell zwischen den Baskets Speyer und den Oberhaching Tropics am vergangenen Samstag gestellt hatte - nämlich für wen es danach um den Abstiegskampf gehen würde und wer vielleicht doch eher noch eine Chance auf einen der acht Playoff-Plätze haben würde -, dann möchte man fast sagen: beides Playoff-Kandidaten, keine Frage!

Tabellarisch lässt sich das nicht weiter erhärten, denn da sieht es nach der 73:92-Niederlage in Speyer nicht mehr ganz so rosig aus für die Tropics in der zweiten Liga ProB. Der aktuell Achte Karlsruhe ist um vier Punkte entrückt, obwohl er zwei Partien weniger ausgetragen hat als Oberhaching. Und von hinten drängt nun eben auch Speyer nach vorne, das mit großen Ambitionen in die Saison gestartet war, vor der Partie als Elfter aber nur zwei Siege aus zehn Partien auf dem Konto hatte - nun aber eben einen dritten. Und Speyer hat sogar noch vier Spiele weniger absolviert als die Tropics, die weiter bei vier Siegen verharren.

In jenem Video, das die letzten elf Sekunden vor der Halbzeitsirene zeigt, nahm es Speyers Routinier Marc Liyanage mit der gesamten Tropics-Defense auf, er dribbelte aus der eigenen Hälfte einfach mal durch alle fünf Gegenspieler hindurch, und weil es gerade so gut lief, stieg er zum Korb und versenkte den Ball dort mittels Slam Dunk. Keine zwei Sekunden verblieben mehr auf der Uhr. Torsten Walter schnappte sich den Ball, er passte ihn gedankenschnell zu Philipp Bode, der mit der Sirene weit aus der eigenen Hälfte warf - und sauber durch den Ring traf, aus etwa 25 Metern Entfernung.

"Wir stehen immer noch auf einem Nichtabstiegsplatz", betont Trainer Matic

Ein solcher Treffer sollte eigentlich mehr als drei Punkte wert sein, tatsächlich gab es zunächst nicht mal einen, weil der Ball die Wurfhand um Sekundenbruchteile zu spät verlassen haben sollte - nach einigen Protesten wurde er dann aber doch gezählt. "So einen triffst du in einem von hundert Mal", sagte Oberhachings Coach Mario Matic. Speyer lag dennoch in Führung, mit 46:35 allerdings nicht mehr ganz so komfortabel wie nach dem für die Tropics verheerenden ersten Abschnitt, der mit 25:7 an die Gastgeber gegangen war. Bis dahin erinnerten die Oberhachinger sicher nicht an einen Playoff-Kandidaten. Joris Ortega etwa, der sonst gerne mal als Topscorer in Erscheinung tritt, traf über die gesamte Partie hinweg nur bei einem seiner neun Versuche und verbuchte zwei Punkte. Bester Tropics-Werfer war einmal mehr Janosch Kögler mit 21 Punkten, gefolgt von Peter Zeis (16) und Benjamin Schröder (10).

Auf neun Punkte kamen die Gäste nach der Pause noch heran, doch dann zog Speyer mit einem 10:0-Lauf wieder davon. "Der Genickbruch", wusste Matic. Übermäßig niedergeschlagen war der Coach nicht. Eine Enttäuschung nach gutem Training, ja. Den Auftakt "verpennt", klar. Den Gegner unterschätzt, trotz seiner Warnungen, dass Speyer bislang Pech hatte, aber eine gute Mannschaft - stimmt auch. Dennoch habe man das Ziel weiter vor Augen: "Wir stehen immer noch auf einem Nichtabstiegsplatz", sagte Matic. Ganz ungeachtet der theoretischen Möglichkeit, dass der Abstieg in dieser Saison vielleicht sogar ausgesetzt wird: Sie wollen dort auch bleiben.

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