Bar Mordimi:Campo di Glockenbach

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Italienisches Flair auf kleinstem Raum: Wer seinen Espresso bei Guido bestellt, wähnt sich gleich in einer Eckbar in Rom. Das Mordimi setzt auf die landestypische Variante des Sommerdrinks Sprizz und bietet feinstes Glockenbachkino.

Von Philipp Crone

Zur mattgelben Beleuchtung gibt es vor dem Mordimi feine Verköstigung und einen unterhaltsamen Blick ins Viertel. (Foto: Florian Peljak)

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Die kleine Eckbar in Rom. Natürlich hat sie einen wunderbaren caffè, vielleicht auch ein feines cornetto con crema oder delikate Häppchen zum Aperitivo. Aber das Besondere an diesen Minitreffpunkten ist vor allem die Atmosphäre. Eintreten, fremde Leute am Tresen, unbekannter Barista an der Maschine, zwei ältere Damen unterhalten sich am Tisch. Man kennt niemanden und fühlt sich trotzdem im gleichen Moment schon ein bisschen wie zu Hause. Und wenn dann die Herren an der Theke gleich wieder über den lebenden Nationalheiligen und Fußballer Francesco Totti sinnieren, will man am liebsten eine Stunde bleiben.

Tausende solcher kleinen Oasen sind über die Stadt und das Land verteilt, in denen man sich um die dampfende und schnaubende macchina da caffè schart. Wie machen die das bloß? Das Phänomen kann man seit einem Jahr auch in München in der Westermühlstraße beobachten und erforschen, im Mordimi.

Hier sind alle Grundvoraussetzungen einer Original-Bar gegeben, wie Betreiber Guido fast entrüstet erklärt, auch das ist schon wieder typisch Italienisch. "Natürlich!" komme das Eis aus seiner Heimat, auch alle Zutaten der Speisen und Getränke, die völlige Absurdität dieser Frage unterstreicht der Mann mit der spontanen dezenten Unmutsäußerung seiner Landsleute, einem kurz geschmatzten "tz".

Espresso aus der 50 Jahre alten Maschine

In einer 50 Jahre alten Kaffeemaschine aus Neapel wird der Cappuccino gebrüht, den man ab 17 Uhr draußen an den Tischen kredenzt bekommt. Hier hat es zwar nur wenige Plätze, doch die Aussicht ist wunderbar. Direkt am Zebrastreifen der Westermühlstraße gibt es den ganzen lauen Sommerabend lang feinstes Glockenbachkino. Schlendernde Shopper, eilende Mütter, Ichlinge auf Design-Velos, ab und an knattert ein Jungunternehmer auf seiner auch fast 50 Jahre alten Vespa vorbei, selbst die Gäste der Götterspeise gegenüber könnte man sehen, würde der Cayenne nicht die Sicht verdecken. Und von drinnen klingen italienische Stimmen.

Wer einen Sprizz ordert, wird freundlich auf die landestypische Variante des Sommerdrinks hingewiesen, einen Sprizz Primavera (5,80 Euro), mit Limette, Prosecco, Basilikum, und statt Holundersirup oder Aperol kommt als Geschmack ein Schuss Limoncello dazu, was den Drink herrlich würzig und süßlich frisch zugleich macht.

So ausgerüstet hocken die Gäste draußen, ein älterer Herr mit modischer Schirmmütze etwa oder junge Damen-Duos, über ihren Gläsern in tiefen Tratsch versunken. Die einen mit einer der feinen Pizzen vor sich, einer Antipasti di Bufala Campana (9,80) oder den Garnelen mit Ravioli (14,80).

Woher kommt das heimelige Gefühl? Vom immer gesprächsoffenen Gastgeber und dem Kellner, aber auch durch das Ambiente, zumindest am Abend, wenn die Szenerie durch die gelbe Straßenbeleuchtung beinahe schon an den Campo de' Fiori in Rom erinnert. Mit dem Unterschied, dass der Heimweg nach München nicht so weit ist.

© SZ vom 19.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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