Band der Woche:Ultrapluskonzentrat

Lesezeit: 2 min

Die drei Bandmitglieder lehnen es ab, in eine musikalische Schublade gesteckt zu werden. Dafür ist ihre Arbeit auch zu divers, zu unkonventionell

Von Max Fluder

Ob Wohnort, Beruf oder Liebe: Sich festzulegen, ist für manche schwierig geworden. Wer sich festlegt, so der Schluss, ist nicht mehr frei in dem, was er tut. Die Musik ist da keine Ausnahme, im Gegenteil: Genres werden immer spezifischer und Sub-Genres, also Nischen, in denen genau eine Art von Musik gewünscht ist, sprießen nur so aus dem Boden. Das kann man gutheißen. Etwa dann, wenn man als Hörer einen ganz bestimmten Klang sucht. Manche Musiker wollen aber experimentieren, wandelbar sein und sich keinem Stil verschreiben, den sie morgen schon wieder ablehnen.

Die drei Jungs vom Ultrapluskonzentrat, Fabian Lübke, Elias Langermann und Vincent Heigenhuber, sind da keine Ausnahme, denn auch sie lehnen es ab, in eine musikalische Schublade gesteckt zu werden. Dafür ist ihre Arbeit auch zu divers, zu unkonventionell. Einige Songs sind mit Trap-Beats unterlegt, andere mit Low-Fi-ähnlichen Klängen und wieder andere mit melancholischen Melodien. Allerdings: Bezeichnet man das, was sie machen, als Hip-Hop, tut man ihnen wohl nicht Unrecht. Vieles ist gesampelt, ihre Texte sind auf Deutsch. Dass sich ihre Songs stark voneinander unterscheiden, hat einen Grund: "Wir wollen nicht, dass die Musik ein Beamtenjob wird", sagt Fabian. Strenge Vorgehensweisen und Routinen lehnen sie ab.

Ultrapluskonzentrat

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(Foto: Max Fluder)

Stil: Hip-Hop, Rap Besetzung: Fabian Lübke, Elias Langermann und Vincent Heigenhuber (alle Gesang und Beats) Aus: München Seit: 2019 Soundcloud: https://soundcloud.com/ultrapluskonzentrat

Nicht immer sind ihre Tracks leicht anzuhören: "Tat'n'Drang" klingt beispielsweise so verzerrt, so sphärisch, dass man auch nüchtern glaubt, man befinde sich auf einen Drogentrip. Das Video zu dem Song zeigt größtenteils verschwommene Bilder, und auch wenn es schräg klingt: Hört man den Track zu Ende, bleibt ein diffuser Eindruck zurück. Dass der Track auch kluge Sätze zu Freundschaft und Zusammenhalt enthält, geschenkt.

Spricht man mit den Dreien über ihre Musik, sind sie sich nicht immer einig. Dann wird diskutiert: darüber, wie einzelne Songs zustande kamen, wie sie arbeiten und wo es hingehen soll. Der eine kommentiert, was der andere gesagt hat. Genauso, sagen sie, wird auch an den Tracks gearbeitet: Sie greifen Umwelteinflüsse auf, kleine Satzfetzen oder Videoschnipsel. Auf dieser Grundlage machen sie weiter, schreiben Texte, produzieren Beats. Wenn ihre Ideen aufeinandertreffen, knallt es schon mal. Einmal soll Fabian einen gerade erst verfassten Text in Brand gesteckt haben. Der Konflikt scheint ihnen zu liegen. "Wir sind extrem hart, aber ehrlich", sagt Elias.

Oft entstehen ihre Songs aus dem Impuls heraus. Wenn im Gespräch ein Satz hängen bleibt, wird ein Track daraus. "Es ist alles eine Frage des Mindsets" wurde zum Chor von "Mindset", "Das Leben ist ein Geben und Nehmen", änderten sie zu "Das Leben ist ein Trading Game" ab und verbauten den Satz im Track "BiTTéRsToFfE". So ähnlich kamen sie auch auf den Namen ihrer Crew: Ultrapluskonzentrat ist der Name eines Putzmittels, eines Tages sahen sie es an der Supermarktkasse. Exemplarisch steht "BiTTéRsToFfE" aber für noch etwas: das Aneinanderreihen von vermeintlich sinnlosen Sätzen und schwerwiegenden Fragen. "Spielchen" nennen sie das. Ein Part von Elias lautet: "Toi, toi, ich drücke Däumchen, denn der Teufel nimmt mich Huckepack. Ich starr' die Decke an und denk' über Strukturen nach".

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Ihr Debütalbum, "2019", veröffentlichten sie am letzten Tag dieses Jahres. Das kann man als Scherz auffassen, wird dem Album aber nicht gerecht. Denn das Jahr - man muss es so sagen - war ein hartes für die drei. Der Tod eines Freundes im Frühjahr hat die Jungs emotional belastet, in ihrem Studio haben sie ein Schwarz-Weiß-Bild von ihm stehen. Es tat ihnen gut, im Schaffensprozess so nah beieinander zu sein und Tage, wenn nicht sogar Wochen im Studio zu verbringen, sagen sie. Mit dem Album wollten sie das Jahr beschließen. "Einen Tag später war das Album verjährt", sagt Fabian, die Erlebnisse würden aber nie aufhören, ihre Musik zu beeinflussen.

© SZ vom 23.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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