Verkehr in München:Ein bisschen autofreier könnte eine autofreie Altstadt schon sein

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In der Sendlinger Straße wird eine einstige Autostraße zu einer "echten" Fußgängerzone umgebaut. (Foto: Florian Peljak)

Die Pläne sind sehr zaghaft geraten. Dabei hat das Beispiel Sendlinger Straße gezeigt, dass es auch anders geht.

Kommentar von Dominik Hutter

Man sollte in der Stadtplanung nichts übers Knie brechen. Aber es sollte auch nicht nur in Trippelschritten vorangehen. Und das, was das Planungsreferat da auf dem Weg in Richtung autofreie Altstadt vorschlägt, ist ein wenig sehr zaghaft geraten. Das historische Stadtzentrum ist für das PS-Geschehen Münchens nur noch von untergeordneter Bedeutung, das spielt sich längst auf dem Mittleren Ring und den großen Ein- und Ausfalltrassen ab. Das senkt zwar die Bedeutung des Prinzips autofreie Altstadt, die Verkehrswende muss an anderer Stelle vollzogen werden. Es ist deswegen aber auch eine Chance, entschlossen Fortschrittliches zu wagen. Im Interesse einer attraktiven Altstadt, in der es sich außer einkaufen auch schön flanieren oder herumsitzen lässt. Die Münchner werden es danken.

Natürlich müssen einige Dinge erst geprüft werden, der "Boulevard Sonnenstraße" etwa, für den es zwar idealistische Pläne, aber bislang keine seriöse Untersuchung der Folgen für das Münchner Verkehrsgeschehen gibt. Ob man aber die Laternen-Parkplätze für Anwohner reserviert und alle anderen in die ohnehin nur selten ausgelasteten Parkhäuser zwingt, bedarf keiner langen Beobachtungsphase. Eher probiert man einfach mal etwas aus, wie es ja in der Sendlinger Straße auch funktioniert hat. Dort wird nun die einstige Autostraße zu einer "echten" Fußgängerzone umgebaut. Hätte die Testphase mehr Probleme als Vorteile ergeben, wäre die Straße eben wieder für Autos aufgemacht worden. So könnte man auch bei den Parkplätzen verfahren. Ohne eine zeitraubende Ehrenrunde mit Kurzparkzonen zu drehen, wie sie sich das Planungsreferat wünscht.

Dass die parkenden Autos aus der Altstadt verschwinden, ist mindestens genauso wichtig wie Beschränkungen für den fließenden Verkehr. Auch da hätten die Stadtplaner mutiger vorgehen können - ein bisschen autofreier als nun angedacht kann eine autofreie Altstadt ruhig sein. Schön ist einfach schöner als halbschön.

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Das Konzept für die autofreie Altstadt sieht zum Beispiel neue Fußgängerzonen und Parkregeln vor. Den Grünen, der SPD und auch Oberbürgermeister Dieter Reiter ist das nicht ehrgeizig genug.

Von Dominik Hutter

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