Auszeichnung für SZ-Kritiker:...was des Kaisers ist

Oberbürgermeister Ude hat dem Kritiker Joachim Kaiser die Goldene Ehrenmedaille der Stadt verliehen - ein Preis, der erst 48 Mal vergeben worden ist.

Stephan Handel

Es ist ein sehr schönes Arioso, das die vier Kontrabassisten da gerade spielen. Natürlich hat Johann Sebastian Bach so gut wie nichts für Kontrabass-Quartett komponiert, es ist eine Bearbeitung aus dem Cembalo-Konzert f-Moll BWV1056, das wiederum seinen musikalischen Ursprung hat in der Kantate "Ich bin mit einem Bein im Grabe". Weiß doch jeder.

Oberbürgermeister Ude übergibt die Goldene Ehrenmünze der Stadt an den SZ-Kritiker Joachim Kaiser. Der Preis wurde bislang nur 48 mal verliehen. (Foto: Foto: Robert Haas)

Weiß natürlich nicht jeder. Aber Joachim Kaiser, der weiß so etwas selbstredend, und er steht nicht an, es seinem Publikum auch mitzuteilen. Dabei hält er heute, an diesem Montag Abend im kleinen Sitzungssaal des Rathauses, keinen Vortrag, keine Vorlesung, sondern eine Dankesrede: Soeben hat Christian Ude ihm die Goldene Ehrenmünze der Stadt überreicht - eine Ehrung, deren Stellenwert ermessen kann, wer weiß, dass diese Münze seit ihrer Schaffung 1928 erst 48 Mal verliehen wurde. Kaiser steht nun in einer Reihe mit Knappertsbusch, Orff und Jochum. Das findet er wahrscheinlich angemessen, bei Franz Beckenbauer ist das nicht so sicher.

Christian Ude hat sich dieses Mal sogar eine neue Lobrede auf Kaiser ausgedacht, was ja nicht ganz einfach ist bei all den Ehrungen, die diesem seit dem 80. Geburtstag vor fast einem Jahr widerfahren sind. Die Laudatio gipfelt in einem Satz, den Ude von Georg Kronawitter übernommen hat: "Des war fei teuer." Sicher nicht deshalb beginnt Joachim Kaiser seine Erwiderung mit dem Geständnis: "Ich müsste aus Stein sein, wenn ich nicht gerührt wäre." Die Münze übrigens ist ein Unikat, Werner Eckhardt hat sie gestaltet, sie zeigt einen Kaiser von vor, naja, 30 Jahren in massivem Gold, angemessen also.

© SZ vom 02.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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