Ausverkauf bei Schlecker:Alles muss raus

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Die letzten Tage von Schlecker: In den Läden hängen rote Rabatt-Schilder, die von 30 Prozent Nachlass künden. Der Ausverkauf der Drogeriemarktkette hat begonnen. Die Mitarbeiterinnen sind wütend, die Kunden in Kauflaune.

Laura Bohlmann

In den Läden hängen rote Schilder, die in weißen Lettern 30 Prozent Rabatt verkünden. Bei Schlecker hat am Freitag der Ausverkauf begonnen, und die Regale leeren sich. Für die Verkäuferinnen rückt die Kündigung mit jedem Artikel, den sie scannen, ein Stückchen näher.

Alles muss raus: 30 Prozent auf alles bei Schlecker. (Foto: REUTERS)

Eine Großfamilie steht um zwölf große Schlecker-Tüten herum. Sie liegen in einem Halbkreis vor dem Schaufenster der Filiale in der Goethestraße. Der Vater raucht eine Zigarette, die Kinder turnen auf den Tüten herum, die Frauen kaufen weiter ein. Gerade schleppt eine von ihnen die dreizehnte Tüte voll mit Drogerieartikeln aus dem Laden; die Kassiererin schaut ihr hinterher und schüttelt den Kopf.

Die Familie hat für weit mehr als 100 Euro eingekauft, man macht Witzchen. Völlig anders ist die Stimmung im Laden: Die beiden Kassiererinnen sind gereizt, ringen sich nur mühsam ein Lächeln für ihre Kunden ab. Eine sagt zur ihrer Kollegin, sie würde keine Waren mehr auszeichnen, das interessiere ja keinen mehr. Sie klingt wütend, möchte aber nichts weiter sagen. Nur dass sie nicht weiß, wie es weitergeht mit ihr.

"Die Kündigungen werden unmittelbar nach dem Ausverkauf ausgesprochen", sagt Hubert Thiermeyer. Er ist Fachbereichsleiter für Handel in Bayern bei Verdi und weiß, wie es den Schlecker-Mitarbeitern geht. "Die meisten gehen am Stock. Es ist zu wenig Personal da, manche Filialen haben gar nicht mehr geöffnet." Wann genau es endgültig vorbei ist, kann Thiermeyer nicht sagen, es wird aber vermutlich schnell gehen. Anfang nächster Woche, meint der Gewerkschafter, werden die meisten Filialen ihre Türen schließen.

Noch herrscht in der Goethestraße Hochbetrieb. Die Schlange an der Kasse führt durch den ganzen Laden, die Körbe der meisten Kunden sind rappelvoll. Es dauert, bis alle abgefertigt sind. "Die Leute kommen mit tausend Sachen und wir müssen hier alles von Hand eintippen", klagt die Kassiererin. Die meisten Kunden haben Verständnis und ein tröstendes Wort auf den Lippen. Das ist aber nicht in jeder Filiale so.

In der Sendlinger Straße reagieren die Verkäuferinnen gereizt, fünf Medienvertreter seien am Freitag schon bei ihnen gewesen. Sie wollen nichts mehr kommentieren, kassieren nur noch. Mit eisernen Mienen bedienen sie die Kunden, es wirkt als ringen sie um Fassung.

© SZ vom 09.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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