Ausstellung: Literaten im Alpenvorland:"Den See rundum, den Himmel über mir"

Berge, Seen, Bayern-Idyll: Eine Ausstellung zeigt wie Liesl Karlstadt und Ludwig Thoma im Alpenvorland entspannten. Andere schimpfen lieber über die "massigen Bajuwaren".

S. Buchwald

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Berge, Seen, Bayern-Idyll: Eine Ausstellung zeigt wie Liesl Karlstadt und Ludwig Thoma im Alpenvorland entspannten. Andere schimpfen lieber über die "massigen Bajuwaren". "Das Paradies hat den bittersüßen Duft von Tannen, Himbeeren und Kräutern." So hat sich der Schriftsteller Klaus Mann einmal über das bayerische Alpenvorland geäußert. Überhaupt haben sich Kulturschaffende gerne in der Gegend südlich von München Erholung gesucht. In der Ausstellung "Literarische Sommerfrische", die derzeit in der Monacensia läuft, geht es aber auch um die Anfänge des Tourismus und um die schleichende Verwandlung bäuerlicher Gebiete zu Fremdenverkehrsorten, in denen Städter Erholung und Anregung suchten.

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Nicht alle, die am Fuße der bayerischen Alpen die Zehen ins Gras gehalten haben oder den Durst mit hausgebrautem Bier löschen konnten, geben sich gleichermaßen entzückt über ihren ländlichen Ferienort. Die Großstädterin Simone de Beauvoir, die im Sommer 1934 Oberammergau besuchte, fühlte sich in Bayern vor allem durch die Bayern gestört. Aus einem Reisebericht der Französin stammt das Zitat mit den deutlichen Worten: "Bayern wurde mir durch seine Bewohner ein wenig verleidet. Die massigen Bajuwaren, die ihre behaarten Schenkel zeigten und Würste aßen, fand ich unausstehlich." Liesl Karlstadt (Foto, rechts) dagegen fand tatsächlich Entspannung in den Bergen.

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Hier sitzt die Kabarettistin mit ihrer Freundin Maria auf der Reitertrett-Alpe (1920).

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Zitate, Fotografien und Briefe aus dem Archiv der Monacensia, ausgesucht von Elisabeth Tworek, der Leiterin des Münchner Literaturarchivs, erzählen von weitgehend unbeschwerten Sommerwochen in Murnau, Kochel, Tegernsee und anderen Orten des Alpenvorlands , die Schriftsteller wie Maler inspirieren. Hier mähen der Schriftsteller Ludwig Thoma und der Maler Olaf Gulbransson mit der Sense die Wiese.

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Im Jahr 1908 bezog Ludwig Thoma sein Haus "Auf der Tuften" in Tegernsee. Hier liegt er mit seinem Bruder Peter im Garten. Begeistert war Thoma aber auch von einem anderen Gewässer, das einige Kilometer östlich liegt: "Der Chiemsee! Wenn ich die Augen schließe, und sei es, wo immer, Wasser an Schiffsplanken plätschern höre, erwacht in mir die Erinnerung an die Jugendzeit, an Stunden, die ich im Kahn verträumte, den See rundum und den Himmel über mir."

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Entspannung und Erholhung fand Thoma nicht nur beim Tennisspielen, sondern auch beim Wandern. "Dann geh' ich wieder auf den Berg und hol' mir Hoffnung herunter", hat der Schriftsteller einmal gesagt.

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Auch für die Jagd konnte sich Thoma begeistern. "Im Revier auf Rehböcke und im Zustand des saumäßigsten Wohlbehagens" - dieses Zitat ist von ihm überliefert. Dieses Foto zeigt den Schriftsteller beim "Ganghofer-Schießen" in Finsterwald.

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D.H. Lawrence verbrachte mit Frieda von Richthofen 1912 und 1913 glückliche Sommerwochen im Isartal, Erlebnisse, die er zu seinen Roman "Mr. Noon" verarbeitete: "Und dann vergruben sich die beiden in einem tiefen Loch im Heu, häuften das Heu über sich und dachten, sie hätten es gut." Dieses Zitat begleitet die ersten Schritte zur Ausstellung, die wie ein begehbares Bilderbuch erscheint. Auch ein Foto aus dem Jahr 1900 ist in der Monacensia zu sehen. Es zeigt die Literaten Otto Julius Bierbaum, Georg Schaumberg, Oskar Panizza, Michael Georg Conrad, Hanns von Gumppenberg, Julius Schaumberger (von links) im Garten von Max Halbe in Bernried.

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Auch der Schriftsteller Ödön von Horváth schwärmte vom Alpenidyll - und ganz besonders von einem bestimmten Ort: "75 km von München, 25 von Garmisch-Partenkirchen, liegt es 5 Minuten abseits der Straße von Murnau nach Oberammergau. Es ist der schönste Punkt am nördlichen Rande der bayerischen Alpen, den man mit Kraftfahrzeugen erreichen kann per Motor." Ein anderer Ort, an dem Horváth die Seele baumeln ließ war das Strandbad von Murnau - das Foto zeigt den Schriftsteller mit Freunden.

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Ruhe und Entspannung fand Horváth auch auf der Terrasse der Fürst-Alm bei Murnau.

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Dieses Foto zeigt die radelnde Erika Mann. Ihr Vater Thomas Mann erinnerte sich gerne an die Zeit im Alpenvorland. Er schrieb: "Wir waren zwei Monate in Tegernsee ... sind aber doch dankbar gegen diese Zeit mit ihren mancherlei neuen Eindrücken zurückgekehrt. Ich genoß das Wasser ... das Rudern, den Badestrand et cetera. beinahe so sehr wie die Kinder und war, komisch zu sagen, zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Gipfel eines höheren Berges, dem Hirschberg, 1670 m, mit kolossalem Fernblick bei Sonnenaufgang in die tiefsten Alpen." Zum Vertiefen ist dazu ein Lesebuch erschienen mit Reise- und Erlebnisberichten (Allitera). Die Ausstellung selbst ist bis zum 15. Oktober zu sehen. Mo. - Mi. und Fr. von 10:30 - 18 Uhr und Donnerstags von 10:30 - 19 Uhr in der Monacensia, Maria-Theresia-Straße 23, München. Der Eintritt ist frei.

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