Ausstellung in Glonn:"Man sieht die eigene Bedeutungslosigkeit"

Lesezeit: 3 min

Um das All zu entdecken, müssen Sie nicht mal raus aus Ihrer Galaxie: Ein Interview mit Klaus Schwan, der einen Sternenhimmel für zu Hause erfunden hat.

Sarina Pfauth

Eine Ausstellung in Glonn im Landkreis Ebersberg zeigt großformatige Bilder aus den Tiefen des Weltalls, aufgenommen vom Hubble-Teleskop. Klaus Schwan, 57, hat eine Technik erfunden, mit der er die Sterne auf den Fotos zum Leuchten bringt.

Schwans Lieblingsbild, die Sombrero-Galaxie: "Die ist toll, weil das so ein schwebendes Riesen-Teil ist, das wie ein Weltraumschiff aussieht". (Foto: Foto: ESA/NASA)

sueddeutsche.de: Herr Schwan, Sie bauen Sternenhimmel. Wie sehen die aus?

Klaus Schwan: Man muss sich das so vorstellen: Ich kombiniere Weltraumbilder mit einem Sternenhimmel. Die Bilder hängen an der Wand und wenn es langsam dunkel wird, dann tauchen allmählich die Sterne in den Weltraumbildern auf, so wie am Himmel in der Dämmerung. Meine Sternenhimmel sind sehr realistisch: Keine LED-Lämpchen oder so was Banales, es wirkt fast wie ein richtiger Sternenhimmel.

sueddeutsche.de: Verraten Sie uns Ihren Trick?

Schwan: Ich leite Licht in eine Acrylplatte, und an den Stellen, an denen ich Bohrungen setze, kommt das Licht wieder heraus. Eine Acrylplatte ist ein sehr guter Lichtleiter, und durch den unterschiedlichen Schichtaufbau schaffe ich es, dass die Sterne in den Fotos leuchten und sonst nichts.

sueddeutsche.de: Und wie sieht die Acrylplatte tagsüber aus?

Schwan: Wenn die Sonne scheint, sehen Sie von den Sternen fast nichts, dafür aber die tollen Farben der Weltraumbilder.

sueddeutsche.de: Was für Bilder sind das?

Schwan: Das Weltraum-Teleskop Hubble hat wunderbare Aufnahmen aus den Tiefen des Weltraums gemacht. Diese Fotos kann man im Internet ganz gut anschauen, aber ich drucke sie großformatig aus, 1,20 mal 1,20 bis 1,20 mal 2 Meter.

sueddeutsche.de: Welchen Vorteil hat es, die Bilder zu vergrößern?

Schwan: Sie wirken viel großartiger und man kann Details sehen, die man am Bildschirm gar nicht erkennen würde.

sueddeutsche.de: Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?

Schwan: Eigentlich wollte ich nur bei mir zu Hause einen Sternenhimmel realisieren.

sueddeutsche.de: Ah ja.

Schwan: Und da habe ich dann verschiedenste Versuche gemacht, die waren alle nicht so toll. Aber dann hatte ich die zündende Idee mit der Acrylplatte, die ich blau lackierte: So eine nackte Platte an der Wand, die man dunkelblau macht, ist ja ganz schön, dachte ich. Aber schöner wäre es doch, wenn man den Sternenhimmel mit einem Bild kombiniert. Dadurch hat man im Tageslauf zwei völlig unterschiedliche Eindrücke.

sueddeutsche.de: Haben Sie jetzt den Sternenhimmel zu Hause, den Sie sich gewünscht haben?

Schwan: Ja, das heißt: Im Moment hängen alle meine Bilder aber in der Ausstellung. Die gehen mir wirklich ab.

Hier geht es weiter: Im zweiten Teil lesen Sie, was draußen im All so los ist - und was davon wie bei uns auf der Erde ist.

Ausstellung in Glonn
:"Man sieht die eigene Bedeutungslosigkeit"

Um das All zu entdecken, müssen Sie nicht mal raus aus Ihrer Galaxie: Ein Interview mit Klaus Schwan, der einen Sternenhimmel für zu Hause erfunden hat.

Sarina Pfauth

sueddeutsche.de: Beschäftigen Sie sich eigentlich hauptberuflich mit Sonnen und Planeten und Milchstraßen?

Weltraumteleskop "Hubble"
:Das Auge im All

Am 24. April 1990 startete das Weltraumteleskop Hubble seine Mission im All. Seitdem hat es etwa 600.000 Bilder von rund 30.000 Himmelsobjekten aufgenommen.

Schwan: Nein, nur nebenberuflich. Ich bin von Beruf Elektronik-Ingenieur. Da habe ich viel mit sehr kleinen und schnellen Dingen zu tun. Ich arbeite mit Nanometer und Picosekunden. Also das glatte Gegenteil vom Weltraum, bei dem man Entfernungen in Lichtjahren und Zeiten in Millionen Jahren misst. Inzwischen verkaufe ich die Sternenhimmel auch, sie passen zum Beispiel in größere Wohnungen oder in Firmenfoyers. Besonders gut wirkt so ein Sternenhimmel in einem Besprechungsraum, der öfters abgedunkelt wird, zum Beispiel für Powerpoint-Präsentationen.

sueddeutsche.de: Sie werben damit, dass Ihre Ausstellung eine Gelegenheit zum Träumen bietet.

Schwan: Das Weltall ist so groß und prächtig! Die meisten Besucher sagen: Das ist ja unvorstellbar, was da draußen los ist!

sueddeutsche.de: Was ist denn da so los?

Schwan: Zum Beispiel gibt es Stellen im Weltall, wo Sterne durch Super-Nova-Explosionen zerstört werden. Wir sehen die Reste heute noch: Da sind auch Planeten zerstört worden, der ganze Stern ist weg. Aber es gibt andere Stellen, da entstehen neue Sterne, neue Planeten. Es gibt im Weltraum also genau das, was wir hier auf der Erde haben: Das Leben kommt, das Leben geht. Altes geht, Neues kommt.

sueddeutsche.de: Das klingt ja fast religiös ...

Schwan: Ich bin nicht religiös, aber ich finde es respekteinhauchend, was man da sieht und heute weiß. Unser Leben dauert, wenn wir wirklich Glück haben, 100 Jahre lang. Selbst wenn sie in Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum reisen, kommen sie nicht besonders weit. Sie kommen nicht mal raus aus unserer Galaxie. Die Objekte, die ich zeige, sind zwischen ein paar tausend und 25 Millionen Lichtjahre weg von uns. Man sieht, grob ausgedrückt, die eigene Bedeutungslosigkeit in diesem großen Schauspiel.

sueddeutsche.de: Welches Bild gefällt Ihnen denn am Besten?

Schwan: Die Sombrero-Galaxie. Die ist toll, weil das so ein schwebendes Riesen-Teil ist, das wie ein Weltraumschiff aussieht. Sie ist eine Galaxie so wie unsere Milchstraße. Nach unserem Wissen hat sie etwa 800 Milliarden Sterne. Wenn man sich jetzt vorstellt: Da könnten Wesen leben, die so sind wie Menschen - das finde ich einen tollen Gedanken.

Öffnungszeiten: Samstag, 20. und Sonntag, 21.12. von 17 - 22 Uhr Ausstellungsort: Galerie Klosterschule Glonn, Klosterweg 7, 85625 Glonn Veranstalter: Kulturverein Markt Glonn e.V., Aussteller ist Klaus Schwan, Egmating. Der Eintritt ist frei.

Wer Fragen zu den Bildern hat, kann sich auch per E-Mail an Klaus Schwan wenden: klaus.schwan@array-electronics.com

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