Aussprache in Unterhaching:Klarheit in den Köpfen

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Bei der SpVgg Unterhaching herrscht nach einer Aussprache nun offiziell Einigkeit über die Aufgabenverteilung - sogar einen neuen Stürmer gibt es.

Wolfgang Wittl

Die Welt kann so einfach sein, und so harmonisch. Bis Mittwoch mussten Anhänger der SpVgg Unterhaching in Sorge sein, die Führungsmannschaft des Fußball-Drittligisten arbeite mehr gegen - denn miteinander. Nun die Aufklärung, dass alle Befürchtungen unbegründet sind: In einem zweistündigen Gespräch regelten Geschäftsführer Erich Meidert, der in die Kritik geratene Sportchef Francisco Copado, Trainer Klaus Augenthaler sowie sein Assistent Matthias Lust die künftige Aufgabenverteilung

Sie haben das Sagen bei der SpVgg Unterhaching: Mäzen Anton Schrobenhauser, Trainer Klaus Augenthaler und Sportlicher leiter Francisco Copado (v.l.). (Foto: Claus Schunk)

Ergebnis: Alles bleibt beim alten, nur dass die Beteiligten sich jetzt offiziell lieb haben. Alle relevanten Themen seien "gelöst, bereinigt und einvernehmlich geklärt worden", heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter: "Die Arbeit wird in der bisherigen Konstellation zum Wohle der SpVgg Unterhaching fortgesetzt." Irgendwelche Unklarheiten?

Zumindest die Zusammensetzung der Runde überrascht. An der Rolle Augenthalers und Lusts bestand nie Zweifel, sie waren in den Streit der vergangenen Tage gar nicht verwickelt. Stattdessen hätte man SpVgg-Präsident Engelbert Kupka als Teilnehmer dieses Gesprächs erwartet. Er war es, der Sportchef Copado kritisiert hatte, als der öffentlich forderte, der Kader gehöre "ausgemistet". Eine Aussage, für die sich Kupka bei allen Spielern entschuldigte. Auch seine Distanz zur Mannschaft und die Rolle im geplatzten Transfer von Tobias Strobl (TSV 1860 II) wurden Copado angelastet: Von Kupka frontal, Meidert sprach von Gesprächsbedarf. Das war Mittwoch.

Am Donnerstag hatten Kupka und Meidert ihren Groll komplett überwunden. Nichts mehr zu spüren von der angestrebten Ablösung Copados, wie manche Zeitungen kolportiert hatten. Hatte Kupka vor zwei Tagen indirekt die Integrität des Sportchefs in Zweifel gezogen ("Unterhaching hatte immer den Nimbus, hier geht's anständig zu"), so spricht er nun von guter Atmosphäre und einem Seil, an dem alle gemeinsam zögen. Dazwischen lag ein Telefonat mit Copados Schwiegervater Anton Schrobenhauser, nominell Schatzmeister der SpVgg, in der Hauptsache aber allgewaltiger Herrscher im Verein. Alle Seiten hätten sich ausgesprochen, berichtet Kupka: "Manchmal müssen Köpfe zusammenstoßen, damit es Denkanstöße gibt."

Auch auf Manager Meidert verfehlten die internen Unterredungen ihre Wirkung nicht. 30 Spieler würden dem Verein täglich angeboten, da sei es schwierig, zu dritt die richtige Abstimmung zu finden: "Es gibt gewisse Gewöhnungsprozesse." Überhaupt dürfe man nicht vergessen, dass Copado die Aufgabe in Haching lediglich ehrenamtlich ausübe. Als Mitarbeiter eines Getränkeherstellers sei der Sportchef "in der ganzen Welt unterwegs", das solle man doch bitteschön bedenken.

Er, Meidert, werde daher näher an die Mannschaft rücken, den Spielern in Alltagsfragen helfen und Copado im Abwesenheitsfall vertreten - in der Presseerklärung unter dem Punkt "verbindliche Vereinbarungen und Abgrenzungen" vermerkt. Wie unter der neuen Konstellation also der Transfer von Tobias Strobl gelaufen wäre, den Copado von Ibiza aus gestoppt hatte, wo er den Geburtstag des Schwiegervaters feierte? Meidert murmelt etwas von "Teamlösungen".

Francisco Copado hingegen findet, es habe sich gar nicht so viel verändert durch die Aussprache. Gewiss, es habe da ein Kommunikationsproblem gegeben, man müsse mehr miteinander sprechen. Über Transfers entschieden jedoch auch in Zukunft "der Klaus, ich und das Präsidium nach Rücksprache mit dem Schatzmeister". Also Trainer Augenthaler und Copado mit Schrobenhauser als letzter Instanz. Meidert werde weiterhin "Vorgespräche führen", sagt Copado, "so wird's bleiben". Schließlich sei er überall auf der Welt am Handy und via E-Mail erreichbar.

Der Schulterschluss wird vereinzelt offenbar unterschiedlich interpretiert, der am Donnerstag verpflichtete Stürmer derweil hat es allen angetan. Marc Nygaard, demnächst 34, soll die Misere im Angriff beheben. Kein einziges Tor ist dem Drittletzten in vier Saisonspielen gelungen, der dänische Hüne - 1,96 Meter groß und ausgestattet mit einem Zweijahresvertrag plus Option - soll diesen Zustand ändern. Nygaard spielte in Dänemark, England, Italien, den Niederlanden sowie siebenmal für sein Heimatland. "Wir sind sicher, einen guten Griff getan zu haben", frohlockt Meidert. Den neuen Geist in Unterhaching hat Nygaard jedenfalls schon verinnerlicht. Er sei ein Freund großer Herausforderungen, ließ der Zugang wissen, er wolle "mit Unterhaching aufsteigen".

© SZ vom 13.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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