Ausgezeichnet:Mehr Platz für Abenteuer

Lesezeit: 2 min

Ihre Vision der Schwindinsel wäre ein Abenteuerspielplatz für Jugendliche: Nicole Janik und Elina Kakar mit Lehrerin Kathrin Feile (von links). (Foto: Catherina Hess)

Beim Schulwettbewerb zur Stadtentwicklung gewinnen Schülerinnen und Schüler des Sankt-Anna-Gymnasiums den ersten Platz. Sie hätten ihre Ideen kreativ umgesetzt und ein relevantes Thema gefunden, so das Lob

Von Jakob Wetzel

Es tost gewaltig an den Wehranlagen nördlich der Maximiliansbrücke, besonders wenn es geregnet hat. Dann schäumt das Wasser und spritzt, Baden ist hier generell verboten. Doch für Elina Kakar wäre das trotzdem ein guter Platz für eine Rutsche. "Es macht einfach Spaß, wenn man einen Wasserfall runterrutscht", sagt die 15-Jährige. Aber natürlich müsste diese Rutsche dann oberhalb des Wassers sein, damit es nicht so gefährlich ist, erklärt ihre Mitschülerin Nicole Janik, 14.

Die beiden Mädchen haben gemeinsam mit 19 weiteren Schülerinnen und Schülern des städtischen Sankt-Anna-Gymnasiums den Münchner Schulwettbewerb zur Stadtentwicklung gewonnen. Im vergangenen Jahr, damals in der achten Klasse, haben sie den Norden der Praterinsel, die Schwindinsel, überplant und binnen eineinhalb Wochen aus Ästen, Bindfaden und Kleiderresten, aus Büroklammern, Holzstückchen und Pappe ein Modell gebastelt. Das Ergebnis ist ein Abenteuerspielplatz von Jugendlichen für Jugendliche, mit Konzertbühne und Kino, Kiosk und Restaurant, Kletterpfaden und Skatepark. Eine Jury aus Experten sowie Schülervertretern kürte die Idee zum Sieger. Am Mittwochabend nahmen Elina Kakar und Nicole Janik den Preis im Planungsreferat an der Blumenstraße entgegen, stellvertretend für die, die nicht kommen konnten; ihr Jahrgang absolviert gerade ein Praktikum.

Den Schulwettbewerb zur Stadtentwicklung loben das Planungsreferat und das Bildungsreferat der Stadt seit 1998 jedes Jahr aus. Die Schüler sollen zeigen, wie sie sich ihre Stadt wünschen. Und wer einen Vorschlag einreicht, kann sich nicht nur über Geld freuen - die Sieger erhalten in diesem Jahr 600 Euro, die Zweitplatzierten 550, die Dritten noch 500, alle übrigen Teilnehmer 150 Euro. Sondern er kann auch hoffen, dass seine Idee Gehör findet. "Was die Schüler vorschlagen, ist natürlich nicht immer alles umsetzungsfähig", sagt Veronika Schreiber vom Plantreff. Doch viele Stadtplaner würden sich die Beiträge mit Interesse ansehen, um Anregungen zu bekommen. Arne Lorz etwa, Chef der Stadtentwicklungsplanung, lobte die Siegerinnen, sie hätten ihre Ideen nicht nur kreativ umgesetzt, sondern auch ein relevantes Thema gefunden. In München gebe es tatsächlich kaum Raum für Jugendliche, den sie nutzen können, ohne zu zahlen.

In diesem Jahr haben Gruppen aus fünf Schulen insgesamt zwölf Ideen eingereicht. Häufig geht es dabei um soziale Verbesserungen und um den Umweltschutz. Allein acht Beiträge stammten von Schülerinnen des kirchlichen Theresia-Gerhardinger-Gymnasiums am Anger. Hier erarbeiteten Schülerinnen etwa Modelle für Dachgärten, für innerstädtisches Aufforsten oder auch für Klimaschutz-Häuser mit runden Treppenhäusern, die damit zwar nicht barrierefrei wären, doch dafür, steht auf dem Plakat, "fördert das tägliche Treppensteigen die sportliche Aktivität und Gesundheit der Bewohner". Drei Schülerinnen des Gymnasiums erhielten den dritten Preis für ein ausgefeiltes Modell einer mobilen Obdachlosen-Unterkunft.

Den zweiten Preis bekam ein Projektseminar des städtischen Adolf-Weber-Gymnasiums. Die Schüler hatten mehrere Probleme der Stadt umfassend bearbeitet: die Platznot etwa, die Abfallentsorgung oder auch den Autoverkehr. Um Wohnraum zu schaffen, haben sie kompakte achteckige Häuser entworfen. Und die Straße der Zukunft bestehe in seinen Augen neben Gehweg und Grünstreifen aus zwei Spuren für Räder sowie einem Bereich für den öffentlichen Nahverkehr, erklärt der 18-jährige Simon Katzmair. Autos müssten mit einer Spur zurechtkommen, Parkplätze gäbe es gar keine mehr, dafür brauche man Tiefgaragen. Anfang Juli hatten die Schüler mit ihrem Konzept bereits einen Sonderpreis beim Münchner Umweltpreis gewonnen.

Die Arbeiten sind bis 21. August im Planungsreferat an der Blumenstraße 28b zu sehen; voraussichtlich vom 27. November bis Ende Januar 2020 werden sie im Bildungsreferat an der Bayerstraße 28 gezeigt. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: