Ausbau der Tramlinie 19:Schwierige Schleife

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Ein Geburtsfehler des Pasinger Nahverkehrs wird behoben: Bis Ende 2013 wird die Tramlinie 19 zum Pasinger Bahnhof fahren. Doch dann warten schon neue Projekte auf die MVG-Planer.

Marco Völklein

Christian Müller, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Pasinger Bezirksausschusses, atmet zunächst mal kräftig aus. Dann sagt er, was viele Pasinger sehnlichst erwarten: "In zwei Jahren haben wir es endlich hinter uns." Sechs Jahre lang werden die Stadt, die Bahn, private Investoren und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) dann gebraucht haben, um "einen Komplettumbau eines Stadtviertels" abzuschließen, wie Müller sagt. Zuvor allerdings legt die MVG noch mal kräftig los: Bis Mitte Dezember 2013 wird die Tramlinie 19 vom Pasinger Marienplatz zum Bahnhof verlängert.

So soll es am Pasinger Bahnhofsvorplatz in Zukunft mal aussehen: Die Trambahnhaltestelle vor dem Bahnhof bietet den Fahrgästen eine direkte Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn sowie zu den Regional- und Fernzügen. Das Empfangsgebäude feiert übrigens im nächsten Jahr sein 140-jähriges Bestehen. (Foto: Simulation MVG)

Damit", so MVG-Chef Herbert König, "wird ein Geburtsfehler im Pasinger Nahverkehr behoben". Denn optimal verknüpft sind die MVG-Trambahnen mit den Linien der Deutschen Bahn im Münchner Westen ganz und gar nicht. Bislang endet die 19er-Tram am Pasinger Marienplatz; wer etwa in die S-Bahn umsteigen will, muss knapp 300 Meter Fußweg bis zum Bahnhof zurücklegen.

Künftig soll die Trambahn direkt auf dem Bahnhofsvorplatz halten und so eine direkte Anbindung an Bayerns drittgrößten Bahnhof herstellen. Abgesehen von der Wendestelle an der Lothstraße, die bis zu diesem Herbst fertig sein soll, wird die Baustelle in Pasing wohl das einzige Schienenneubauprojekt der MVG in den kommenden Jahren sein.

Bis die anderen Großvorhaben angegangen werden, dürfte es noch etwas dauern. Die "Westtangente", also die Verbindung vom Romanplatz durch die Fürstenrieder Straße zum U-Bahnhof Aidenbachstraße, treiben die MVG-Planer zwar voran - doch allerfrühestens ist dort mit einem Baubeginn im Jahr 2014 zu rechnen.

Auch die "Nordtangente", also die geplante Tramtrasse durch den Englischen Garten, hängt derzeit in der Luft. Und die geplante Verlängerung der Pasinger Tram vom Bahnhofsvorplatz nach Westen in das große Neubaugebiet Freiham wird ebenfalls noch gut zehn Jahre dauern. Denn diese Verbindung lohne sich erst, wenn die Bebauung der Freihamer Wohnareale zumindest teilweise vorangeschritten ist, sagt MVG-Chefplaner Gunnar Heipp.

Aber auch ohne die anderen Projekte hat die MVG mit der Pasinger Gleisschleife, die die Bahnen von der Innenstadt kommend durch Bäcker- und Gleichmannstraße zurück zur Landsberger Straße führt, eine Großaufgabe vor sich. Eigentlich müssen nur 800 Meter Gleis verlegt werden, für MVG-Verhältnisse "ein bescheidenes, einfach wirkendes Bauwerk", sagt König.

Tatsächlich aber sei es "ein kompliziertes Bauvorhaben". Vor allem die enge Gleichmannstraße, die vom Bahnhof zum Pasinger Marienplatz führt, stellt die Arbeiter vor Herausforderungen. Denn während der gesamten Bauzeit muss die Straße für Fußgänger und Autofahrer (zumindest in einer Richtung) offen bleiben, auch die Geschäfte müssen beliefert werden. Chefplaner Heipp und seine Leute werden die Baustelle in mehrere Etappen einteilen - daher dauert der Bau auch knapp zwei Jahre.

Bis Ende 2012 soll der Umbau der Gleichmannstraße abgeschlossen sein. Im darauffolgenden Jahr gehen die Bauarbeiter den Umbau der Bäckerstraße, des Bahnhofsvorplatzes sowie der Landsberger Straße an. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 soll alles fertig sein.

Schon von Dezember 2012 an dürfte es entlang der Landsberger Straße "deutlich ruhiger werden", kündigt Stadtviertelchef Müller an. Denn von da an soll ein Großteil der 40 000 Autos, die derzeit täglich durch die Landsberger Straße fahren, auf die dann fertige "Nordumgehung Pasing" (NUP) umgeleitet werden. In der Landsberger Straße rechnen die Planer dann nur noch mit 3000 bis 4000 Autos täglich. Die Fahrbahn dort wird von vier auf zwei Spuren zurückgebaut, Bäume werden gepflanzt, die Tramgleise begrünt.

Am Pasinger Marienplatz entsteht zudem eine kleine Fußgängerzone. Durch die Gleichmann- und die Bäckerstraße sowie über den Bahnhofsvorplatz dürfen dann nur noch Trambahnen, Busse, Taxen, Radfahrer und Anliegerautos fahren. Die MVG steckt zwölf Millionen Euro in das Projekt, insgesamt wird derzeit in Pasing laut Müller "mehr als eine halbe Milliarde Euro verbaut".

© SZ vom 15.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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