"Ubo 9":Ein Kulturhaus sucht seinen Träger

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Nur im Sommer zu nutzen: Das Ubo 9, hier als Standort der Aubinger Jubiläumsfeier, soll nun auch winterfest werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In Aubing ist ein Streit um die Frage entbrannt, welcher Verein künftig die Aktivitäten im "Ubo 9" koordinieren darf

Von Ellen Draxel, Aubing

Im Erdgeschoss des Hauses an der Ubostraße 9 hängen derzeit Bilder an der Wand. Es ist warm draußen, deshalb können Besucher es genießen, bunte Gemälde mit flächig aufgetragener Farbe auf sich wirken zu lassen oder Fotografien fremder Kulturen eingehend zu studieren, ohne im Galerie-Raum frieren zu müssen. Die Ausstellungen in dem Aubinger Kulturdomizil sind temperaturabhängig: Weil die Räumlichkeiten lediglich über ein Heizungsprovisorium verfügen, einer Art Gebläse, sind kulturelle Events nur in den Sommermonaten möglich. Noch.

Spätestens Ende 2016/17 soll das anders sein. Das Kulturreferat will das "Ubo 9" zum ganzjährig aktiven Kulturzentrum ausbauen. Dafür wird man Toiletten sanieren, den Brandschutz auf den aktuellen Stand bringen und eine neue Heizungsanlage installieren. Das Kommunalreferat hat bereits finanzielle Mittel zur "Mindest-Ertüchtigung der haustechnischen Anlagen" des Gebäudes bereitgestellt.

Eigentlich ein Grund zur Freude für Aubings Lokalpolitiker, die sich diese Verbesserung seit Jahren wünschen. Doch Anfang des Jahres kam es deswegen zum Eklat: Der Bezirksausschuss fühlte sich verschaukelt, weil er um Zustimmung zu einem "stümperhaft ausgearbeiteten" Betriebskonzept für die Übergangszeit gebeten wurde - und am Ende feststellen musste, dass das Kulturreferat mit dem Kulturnetz 22, das die Belegung der Räume bis Ende 2015 koordinieren soll, bereits einen Vertrag geschlossen hatte. Damit sei die ganze professionelle Vorgehensweise "Makulatur", ärgerten sich die Stadtteilvertreter. Die Kritik galt damals ausdrücklich nicht der Arbeit des Vereins. Die Bürgervertreter hätten einfach vorab gerne gewusst, was im Ubo 9 künftig laufen soll.

Dass Vertragsabschluss und Vorlage des Konzepts seinerzeit nicht synchron liefen, "bedauert" Ottmar Treß inzwischen. Das Procedere habe fiskalische Gründe gehabt, erklärte der Leiter für den Bereich Stadtteilkultur im Kulturreferat jetzt den Lokalpolitikern: "Am Ende des Haushaltsjahres 2014 war noch Geld da, das wollten wir nutzen." So eng sehe er das Ganze ohnehin nicht, schließlich gehe es ja lediglich um eine Übergangslösung bis zum Beginn der Umbaumaßnahmen.

Gegen den Vorwurf, ein "stümperhaftes" Betriebskonzept vorgelegt zu haben, verwahrt sich Treß dezidiert: Das Kulturreferat setze bewusst keine zu engen inhaltlichen Grenzen. "Wir sind keine Kontrollettis, uns ist wichtig, dass die Träger vorwiegend autonom arbeiten." Unter der Voraussetzung, dass grundlegende Förderrichtlinien wie Überparteilichkeit und eine große Bandbreite an Aktivitäten eingehalten würden. "Kultur ist etwas Graswurzelartiges - etwas, das wachsen und sich entwickeln muss."

Diese Sichtweise ist der Grund, warum es auch für die künftige, dauerhafte Trägerschaft im kommenden Jahr keine detaillierten Ausschreibungsunterlagen geben wird. "Wie sollen wir sowas ausschreiben? Gefragt sind doch die Aktiven vor Ort." Interessenten, so Treß, sollten zum Jahresende hin Bewerbungen beim Kulturreferat einreichen, als Teamplayer oder auch Solo-Engagierte. Bislang ist lediglich das Kulturnetz 22 vorstellig geworden. Aus der Sicht von Treß spricht auch nichts dagegen, dass der Verein seine organisatorische und impulsgebende Arbeit weitermacht. Das Kulturnetz 22 fungiert als Quintessenz der Aubinger Vereine, hinter jedem der 20 Mitglieder steht quasi ein ganzer Verein. "Wir haben auf jeden Fall großes Interesse an einem dauerhaften Engagement", betont der Vorsitzende Wolfgang Mayer. Die Entscheidung über den Träger obliegt aber letztlich dem Stadtrat.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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