Andreas Brehme vor Gericht:"Dem hat's pressiert"

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Andreas Brehme beschäftigt das Münchner Amtsgericht. (Foto: dpa/dpaweb)

Andreas Brehme hat Ärger mit der Justiz: Der ehemalige Fußballprofi kam bei einer Verkehrskontrolle plötzlich der Polizei abhanden. Das Münchner Amtsgericht beschäftigt nun die Frage: Wie konnte Brehme, der gar keinen gültigen Führerschein besitzt, einfach verschwinden?

Von Christian Rost

In einem Fußballspiel bedeuten drei Minuten mitunter eine Ewigkeit, Fans wissen das. Aber auch im wirklichen Leben kann in drei Minuten allerhand passieren. Ex-Fußballprofi Andreas Brehme bewies das bei einem Zusammentreffen mit einer Polizeistreife am 9. Juni 2012 in München Der ehemalige Nationalspieler verschwand quasi hinter dem Rücken der Beamten. Seit Donnerstag wird dieser kuriose Fall am Amtsgericht verhandelt.

Die Staatsanwaltschaft wirft Brehme vor, sich trotz eines Fahrverbots wegen einer Alkoholfahrt erneut ans Lenkrad seines Autos gesetzt zu haben. Der Fußballer bestreitet das und beteuert, ein Bekannter habe ihn chauffiert.

Der Fall ereignete sich während der Fußball-EM 2012. In der Leopoldstraße sollten Buden für das Streetlife-Festival aufgebaut werden. Zwei Polizisten mussten dafür "die Fahrbahn bereinigen". Also ließen sie im Halteverbot stehende Autos abschleppen. Auch der Audi A7 des zeitweise in München lebenden Ex-Profis Brehme geriet dabei ins Visier. Vor der Hausnummer 52 stand die Karosse im Weg.

Ein Abschleppwagen war schon angefordert, da kam Brehme angelaufen und beteuerte, in einem Fan-Shop nur kurz ein paar Artikel abgeliefert zu haben. Einer der Polizisten fragte eigenen Angaben zufolge Brehme dann, ob er "der Halter und Lenker" des Audi sei, was Brehme bejaht habe.

Der erklärtermaßen nicht fußballaffine Polizist hatte Brehme nicht erkannt, wohl aber der andere Beamte, der sich sogleich dazugesellte, um sich mit dem DFB-Botschafter über die laufende EM zu unterhalten. Brehme beglückte die Beamten noch mit zwei Deutschland-Shirts aus dem Fan-Fundus im Kofferraum seines Audi, ehe sich die Polizisten von 12.35 bis 12.38 Uhr vorübergehend abwandten.

Der eine Polizist kümmerte sich um einen falsch geparkten Fiat, der andere unterhielt sich mit dem Mann vom Abschleppdienst, der eigentlich Brehmes Audi hätte mitnehmen sollen. In diesen wenigen Minuten verschwand der Ex-Profi samt seinem Auto. Ob der 52-Jährige selbst weggefahren war, hatte niemand gesehen. Die Polizisten konnten nur noch feststellen: "Dem hat's pressiert."

Brehme erschien selbst nicht zum Prozess, sein Anwalt Peter Pospisil erklärte, ein Bekannter habe seinen Mandaten damals gefahren. Der Chauffeur sei kurz nach dem Angeklagten am Tatort eingetroffen. Er leiste ihm öfter Fahrdienste, seit Brehme 2011 mit 1,75 Promille am Steuer erwischt worden war. Der Bekannte konnte selbst nicht als Zeuge aussagen - er musste zur Beerdigung seines Vaters nach Albanien.

Der Staatsanwalt zeigte sich unbeeindruckt davon, dass keine handfesten Beweise gegen den Ex-Profi vorlagen. Auch der Vorsitzende Richter Thomas Jung machte sich schon halblaut über eine mögliche Strafe für Brehme Gedanken, der laut bisherigem Strafbefehl 35 Tagessätze je 200 Euro zahlen soll. Vor einem Urteil muss am 18. Februar noch der Chauffeur gehört werden. Solange ist die Partie noch offen.

© SZ vom 01.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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