Andrang in der Kunsthalle:Models und Massen

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Peter Lindberghs Modefotos sind noch bis 27. August in der Münchner Kunsthalle zu sehen. (Foto: Johannes Simon)

Die Lindbergh-Ausstellung lockt an Ostern die Münchner an

Von Pia Ratzesberger, München

Es ist noch nicht einmal zehn Uhr am Morgen, die Türen sind noch verschlossen, da warten schon zwei Dutzend Menschen vor der Kunsthalle München in der Theatinerstraße. Sie alle wollen die Fotografien von Peter Lindbergh sehen, Naomi Campell in New York, Cindy Crawford in Miami und natürlich Kate Moss - dieses Foto mit der abgebrannten Zigarette in der Hand, mit dem sturen Blick. Supermodels in schwarz-weiß.

Viele Familien sind an diesem Montag in die Kunsthalle gekommen, viele Paare, eines ist aus Nürnberg angereist, der Mann ist selbst Fotograf. Die Bilder von Lindbergh erinnern ihn an die Zeit, als er noch in Schwarz-weiß fotografierte, mit der analogen Kamera, im eigenen Labor entwickelt. "Mein Parfüm war die Chemie", sagt Uwe Guhra, jetzt aber mache er alles digital. "Vielleicht kann man den Zeitgeist von damals und die Technik der Moderne auch verbinden." Der Zeitgeist war, Frauen endlich einmal so zu darzustellen, wie sie sind, nicht zu viel Schminke, nicht zu viel Schmuck. Die Verantwortung eines Fotografen sei, Frauen und letztlich jeden vom Terror des Perfektionswahns zu lösen, sagte Lindbergh einmal. Eines seiner bekanntesten Bilder hängt gleich am Eingang rechts, sechs Frauen in weißen Hemden, am Strand von Santa Monica. Die Vogue hatte dieses Foto zunächst abgelehnt. Gerade steht eine Schülerin davor, sie ist mit ihrer Mutter hier, "das ist endlich mal nicht alles so gestylt, das ist heute selten", sagt sie, 17 Jahre alt. Die Fotografien der Supermodels aber sind anderen Besuchern noch immer zu makellos. Es wirke für sie zu inszeniert, sagt eine Akademiedozentin einen Raum weiter. Ihr Sohn hatte vorgeschlagen in die Ausstellung zu gehen, sie kannte Lindbergh bisher nicht, in der Kunsthalle aber verpasse sie ohnehin kaum eine Veranstaltung. Die Dozentin arbeitet in der Nähe, in der Pause am Nachmittag geht sie oft durch die Kunsthalle, heute ausnahmsweise am Feiertag. Und am Feiertag wird es voll werden.

Allein am Ostersonntag seien Tausende Besucher da gewesen, sagt eine Mitarbeiterin der Kunsthalle, wegen der Ferien kämen viele gleich mit der ganzen Familie und dann auch noch der Regen draußen. Manche ziehen um elf Uhr deshalb schon wieder ihre Taschen aus den Schließfächern. Sie wollen weg sein, bevor die Massen kommen.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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