Amtsgericht München:Kuhhandel mit der Insel

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Er hat behauptet, der FC Bayern habe 2008 ein Spiel im Uefa-Cup verschoben - und wurde wegen Verleumdung verurteilt. Nun steht Robin B. erneut vor Gericht. Er soll vier Münchner mit Immobiliengeschäften in Kroatien übers Ohr gehauen haben. Dabei geht es auch um eine Insel in der Nähe von Dubrovnik.

Von Christian Rost

Als Uefa-"Sonderermittler" hatte Robin B. abenteuerliche Vorwürfe gegen den FC Bayern gestreut. Das brachte ihm den Rauswurf beim europäischen Fußballverband und eine Verurteilung wegen Verleumdung ein. Nun steht B. erneut vor Gericht - wegen offenbar betrügerischer Immobiliengeschäfte.

B. prahlte mit Kontakten zum BND und gab sich als Experte für Wettbetrug aus. Seine Behauptungen, beim Uefa-Cup-Halbfinalspiel der Münchner 2008 bei Zenit St. Petersburg (0:4) habe es Manipulationen gegeben, verursachten erheblichen Wirbel. Dem Magazin Stern hatte er erzählt, der FC Bayern habe das Spiel für 50 Millionen Euro verkauft. Die Behauptung stellte sich als frei erfunden heraus. Der damals im Hasenbergl lebende B. ist deshalb am 12. Januar 2013 in Hamburg in erster Instanz wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt worden. Auch der frühere Uefa-Chefermittler Peter L. wurde belangt - wegen übler Nachrede soll er 9000 Euro Geldstrafe zahlen. Der FC Bayern trat in dem Prozess als Nebenkläger auf.

Ein größeres Problem könnte für B. nun das werden, was ihm die Münchner Staatsanwaltschaft vorwirft. Der 34-Jährige muss sich am 12. März in München wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. Neun Zeugen sind geladen. Dass sich das Schöffengericht und nicht nur ein Einzelrichter mit dem Fall befasst, ist kein gutes Omen für den Angeklagten - bis zu vier Jahre Freiheitsstrafe kann die Spruchkammer des Amtsgerichts verhängen.

Der gebürtige Kroate gilt als begnadeter Redner, der es meisterhaft versteht, Menschen zu beeinflussen. Um sich seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren, soll er vier Männer aus München mit vermeintlich lukrativen Immobiliengeschäften in Kroatien knapp 225.000 Euro aus der Tasche gezogen haben. In einem Fall soll er sogar behauptet haben, es stehe eine komplette Insel in der Nähe von Dubrovnik zum Verkauf. In einem anderen Fall ging es laut Anklage um ein Grundstück für ein Ferien-Ressort auf der Insel Krk.

Dabei soll B. den Geschädigten vorgespiegelt haben, dass die Grundstücke in Kroatien dem Staat Serbien gehörten, der seinen Besitz nun zu Schnäppchenpreisen versteigern wolle. Beim Weiterverkauf an internationale Investoren könnten dann enorme Gewinne erzielt werden, soll B. versprochen haben. Tatsächlich, davon geht jedenfalls die Staatsanwaltschaft aus, gab es nicht einmal die Aussicht auf irgendwelche lukrativen Immobiliendeals. Abgesehen von einigen Kontakten zu einem Anwalt in Kroatien entfaltete B. offenbar keine größeren Aktivitäten auf dem Immobiliensektor. Das von seinen Geschäftspartnern an ihn bar und ohne Quittungen ausgehändigte Geld soll er stattdessen in Diskotheken verjubelt haben.

Den Ermittlungen zufolge feierte der Angeklagte ausschweifende Partys in verschiedenen Clubs der Münchner Kultfabrik. Laut Zeugen hatte Robin B. stets bündelweise Bargeld dabei, womit er regelrecht um sich warf und auch Außenstehende spontan einlud.

© SZ vom 01.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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