Amery-Preis:Leben nach der Apokalypse

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Der Autor Thomas von Steinaecker. (Foto: Jürgen Bauer)

Seine postapokalyptischen Welten haben immer etwas mit der gesellschaftlichen Gegenwart zu tun: Nun wird der Schriftsteller Thomas von Steinaecker mit dem Amery-Preis ausgezeichnet.

Von Antje Weber

Es ist der erste Februar des Jahres elf nach dem Untergang, als Heinz beschließt, alles aufzuschreiben. Er will dafür ein höchst seltenes Material verwenden: Papier. Und die "foxysten Altwörter" vorkommen lassen, an die er sich erinnert: Wörter wie "Parkett", "Erbstück" oder "artgerecht".

Thomas von Steinaeckers Roman "Die Verteidigung des Paradieses" (2016) beschwört eine postapokalyptische Welt herauf. Die Zukunft, in der sich sein 15-jähriger Protagonist Heinz bewähren muss, möchte man so bitte nicht erleben müssen, den darin wütenden Mutanten nicht begegnen.

Es war neben früheren Romanen wie "Das Jahr in dem ich aufhörte mir Sorgen zu machen und anfing zu träumen" sicher auch dieser krasse Science-Fiction-Roman, der die Jury bewog, den 40-jährigen Augsburger Schriftsteller mit dem Carl-Amery-Literaturpreis auszuzeichnen. In der Begründung steht nicht zufällig: "Das Werk Thomas von Steinaeckers verbindet auf einzigartige Weise die Beobachtung von gesellschaftlicher Gegenwart und das Möglichkeitsdenken der Literatur."

Der Schriftsteller und Umweltaktivist Carl Amery (1922-2005) setzte sich, unter anderem in Science-Fiction-Romanen wie "Das Königsprojekt" oder "Die Wallfahrer", ebenfalls kritisch mit gesellschaftlicher Gegenwart und Zukunft auseinander. Seit zehn Jahren wird der an ihn erinnernde Preis alle zwei Jahre vom Verband deutscher Schriftsteller in Bayern vergeben, mit Unterstützung des Luchterhand Literaturverlags und von Verdi Bayern.

6000 Euro erhalten Autoren, deren zeitkritische Literatur neue ästhetische Wege geht. Wie bei von Steinaecker: Sein Ich-Erzähler Heinz zum Beispiel gibt den Lesern gleich in mehrfacher Hinsicht zu denken. Warum bloß hat er ein Tattoo unter der linken Achsel? Und warum fallen ihm immer wieder Sätze aus der Weltliteratur ein, die er eigentlich nicht kennen kann? Wer die Gründe dafür liest, darf beunruhigt in die Zukunft blicken.

Carl-Amery-Preis an Thomas von Steinaecker, Laudatio: Fridolin Schley, So., 9. April, 17 Uhr, Literaturhaus, Salvatorplatz 1, Eintritt frei

© SZ EXTRA vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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