Lesung:Legendärer Porträtist

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Georg Stefan Troller ist Fernsehjournalist und Autor. (Foto: dpa)

Heute ist Troller 93, die Neugierde auf die Menschen hat ihn auch in diesem hohen Alter nicht verlassen

"Sie sind Ihr ganzes Leben an Grenzen gegangen, gezwungenermaßen, und freiwillig in Ihren Dokumentarfilmen. Ist es dann leichter, sich die letzten Grenzen vorzustellen, das Sterben zum Beispiel", fragt Gero von Boehm in einem Interview den großen Fernsehjournalisten und -porträtisten Georg Stefan Troller. Der zögert sehr lange und sagt dann: "Diese Grenze kann man gar nicht bewusst überschreiten, obwohl es eigentlich der Traum von jedem Filmemacher und Autor ist, auch das bewusst zu erleben." Das an jeder Stelle intensive Gespräch fand 2003 statt, damals war Troller 82 Jahre alt, und der Zuschauer spürt, dass dieser elegante Mann mit dem Musketierbart und dem Zopf noch einige Grenzen überwinden will. Begierig hört man ihm zu, wenn er über sein Leben als Jude in Wien, als US-Soldat, als Wahl-Franzose erzählt, der den Deutschen mit seinen legendären TV-Reportagen das "Pariser Journal" aufblätterte und ihnen ein Stück Welt in ihre miefigen Wohnzimmer brachte. Heute ist Troller 93, die Neugierde auf die Menschen hat ihn auch in diesem hohen Alter nicht verlassen. "Mit meiner Schreibmaschine - Geschichten und Begegnungen" ist der Titel seines aktuellen Buches, aus dem er am Donnerstag, 10. September, im Jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz 1 lesen wird. Beginn ist um 19 Uhr. Der Band enthält eine Zusammenstellung seiner Essays aus Lettre International und Die Zeit. Er berichtet von Begegnungen mit den Großen aus Kunst und Film wie Cartier-Bresson, Marlene Dietrich, oder Groucho Marx. Ellen Pressler wird im Anschluss an die Lesung das Gespräch mit dem Publikum moderieren, bei dem Troller womöglich auch jene Anekdote erzählen wird, wie er als US-Soldat nach dem Krieg in Hitlers Privatwohnung am Prinzregentenplatz kam und seinem Vater auf Hitlers Briefpapier "beste Grüße" nach Hause sandte. Der Eintritt für den Abend mit Georg Stefan Troller kostet fünf Euro. Anmeldung bei der Kultusgemeinde unter Telefon 20 24 00-4 91 oder per Email: karten@ikg-m.de.

© SZ vom 29.08.2015 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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