Altenheim im Münchner Westen:Demenzkranker tötet Seniorin

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Erst soll ein 85-Jähriger mit einer Glasflasche einen Pfleger attackiert haben, dann dringt er in das Zimmer seiner Nachbarin in einem Altenheim im Münchner Westen ein - und tötet sie. Doch der Rentner kann sich offenbar an nichts erinnern.

Von Florian Fuchs

Ein 85 Jahre alter, demenzkranker Mann hat in der Nacht auf Sonntag in einem Altenwohnheim im Münchner Westen eine 89-Jährige mit einer Glasflasche getötet. Nach Angaben der Polizei war der Rentner vermutlich gegen 2.30 Uhr in das Zimmer der Frau gegangen und hatte ihr mit der Wasserflasche auf den Kopf geschlagen.

Ein Pfleger hatte zuvor Geräusche im Zimmer des Mannes gehört, war aber von dem 85-Jährigen ebenfalls mit einer Flasche geschlagen und bedroht worden. Während er Verstärkung holte, war der Demenzkranke offenbar ins Zimmer der 89-Jährigen gegangen. Der Rentner gab in Vernehmungen an, sich an nichts erinnern zu können. Er befindet sich nun in einer psychiatrischen Einrichtung, die Mordkommission ermittelt. "Die Spurenlage am Tatort ist ziemlich eindeutig", sagt der Leiter der Mordkommission Markus Kraus.

Als der Pfleger im Stationszimmer des 85-Jährigen Geräusche hörte und nach dem Rechten sehen wollte, hatte ihm der Demenzkranke mit einer Flasche gegen den Unterarm geschlagen. Weil er es nicht schaffte, ihn alleine zu beruhigen, entschloss sich der Pfleger nach dem Angriff, einen Kollegen zur Unterstützung zu holen. Als die beiden Pfleger kurz darauf zurückkehrten, war der 85-Jährige nicht mehr in seinem Zimmer, das er alleine bewohnte.

Die beiden Kollegen sahen sich auf dem Gang um und bemerkten, dass die Tür des gegenüberliegenden Zimmers nur angelehnt war. Sie öffneten die Tür - und mussten sofort einer Glasflasche ausweichen, die ihnen der 85-Jährige entgegen schleuderte und die auf dem Boden zerbrach. Gemeinsam redeten sie auf den kranken Mann ein, der auf einem Stuhl im Zimmer saß. Als er sich kurz darauf beruhigt hatte, ohne dass die Betreuer Gewalt anwenden mussten, schalteten sie das Licht in dem Raum an: Die 89 Jahre alte Bewohnerin des Zimmers lag in ihrem Bett und blutete massiv aus dem Kopf. Ein sofort verständigter Notarzt versorgte die Rentnerin und brachte sie in ein Krankenhaus, wo sie später starb.

Die Staatsanwaltschaft will nun beantragen, den festgenommenen Tatverdächtigen wegen Gefahr der Fremdgefährdung in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen. Ein Gutachten soll klären, ob der 85 Jahre alte Mann wegen seiner Demenzerkrankung überhaupt schuldfähig ist. Die Fahnder gehen nach ersten Ermittlungen fest davon aus, dass er der Frau die tödlichen Verletzungen mit einer Wasserflasche zugefügt hat. Die genaue Todesursache und die Art der Verletzungen am Kopf sind allerdings noch unklar. Eine Obduktion soll nähere Erkenntnisse bringen. Das Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.

© SZ vom 23.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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