Alte U-Bahnen in München:Reif für die Schrottpresse

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In Nürnberg wurden alte U-Bahn-Wagen bereits 2010 verschrottet. Den Münchner Waggons der ersten Generation droht bald ein ähnliches Schicksal. (Foto: VAG Nürnberg)

194 U-Bahn-Wagen der ersten Generation haben ausgedient. Die Fahrzeuge sollen ersetzt werden, sobald die Züge des neuen Typs durch München fahren dürfen. Was mit den Oldtimern dann passiert.

Von Marco Völklein

Sie sind die Veteranen unter den Münchner U-Bahnen: 194 Wagen vom Typ "A" aus den Sechziger- und Siebzigerjahren hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) noch im Bestand. Doch die Tage der alten Waggons sind gezählt: Sollten die Technikprobleme endlich behoben und das Zulassungsverfahren für die neuen Züge vom Typ "C2" irgendwann abgeschlossen sein, werden die A-Wagen nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Und in der Schrottpresse landen. So wie es zuvor ihren Artgenossen in Nürnberg erging.

Denn die von der dortigen Nahverkehrsgesellschaft VAG eingesetzten Züge vom Typ "DT1" sind weitgehend baugleich mit den Münchner Zügen der ersten Generation. Im Herbst 2010 machten sich Spezialisten einer Schrottfirma über zwölf von einst 32 Nürnberger DT1-Wagen her. "Fachgerecht und komplett" hätten die Arbeiter die Züge zerlegt, sagt Stefanie Dürrbeck von der VAG. Zuvor hatten VAG-Arbeiter noch gut erhaltene Teile ausgebaut - unter anderem Sitze und Lampenabdeckungen sowie Motoren und Drehgestelle. Denn bis auf Weiteres sind auch in Nürnberg noch Züge der ersten Generation im Einsatz.

Was übrig bleibt, wird verschrottet

Ähnlich wird es in München sein: Sobald die ersten der insgesamt 21 neuen C2-Züge, die MVG-Chef Herbert König bei Siemens bestellt hat, in den Betrieb gehen, sollen alte A-Wagen nach und nach ausgemustert werden. "Brauchbare Ersatzteile werden ausgebaut und eingelagert", erklärt Michael Solic von der MVG. Was dann noch übrig bleibt, "wird nach derzeitigem Stand zur Verschrottung ausgeschrieben".

An einen Verkauf denkt die MVG indes nicht. Denn anders als bei Straßenbahnen gibt es für gebrauchte U-Bahnen so gut wie keinen Markt, sagt auch VAG-Frau Dürrbeck. Denn die Fahrzeuge seien auf das jeweilige Netz genau abgestimmt: Die Außenmaße, die Lage der Stromschienen und -abnehmer, die Höhe der Bahnsteige und damit der Zustiege an den Türen - all das seien quasi Maßanfertigungen für die Netze im Münchner beziehungsweise im Nürnberger Untergrund. Hinzu kommt, das es weltweit weitaus mehr Städte mit Straßenbahnen gibt als mit U-Bahnen - der Markt da also einfach größer ist. Und Trambahnen den jeweiligen Netzen besser angepasst werden könnten. So sind bis heute einige alte Münchner Trambahnen unter anderem in Rumänien unterwegs.

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Nichtsdestotrotz hatte MVG-Chef König 2013 versucht, über den Weltverband der Verkehrsunternehmen die alten Wagen zum Verkauf anzubieten. Tatsächlich hatte sich ein Interessent aus Südamerika gemeldet; wer das genau war, sagt die MVG nicht. Letztlich habe sich das Geschäft aber "nach Prüfung der Fahrzeugparameter leider zerschlagen", sagt Solic.

Keine Reserve für Notfälle

Behalten will MVG-Chef König die alten Waggons nicht. Auch wenn Fahrgastverbände und Verkehrspolitiker im Rathaus dies immer wieder fordern. Ihr Argument: Die MVG könnte die alten Wagen als Reserve vorhalten - und einsetzen, wenn mal wieder Fahrzeugengpässe entstehen. Das war zuletzt im Sommer 2013 der Fall, nachdem an einigen Wagen Risse an den Drehgestellen aufgetaucht waren. Zeitweise musste die MVG ein Fünftel aller Züge aus dem Verkehr ziehen; zudem dauerte die Reparatur länger als gedacht, weil bei den damit beauftragten Spezialfirmen die Kapazitäten begrenzt waren. Als Folge kam es immer wieder zu Störungen im U-Bahn-Betrieb, weil Züge fehlten.

Doch von der Reserve-Idee hält die MVG wenig. Zum einen seien die Abstellkapazitäten im Betriebshof in Fröttmaning begrenzt. Und zum anderen "müssen auch Reservefahrzeuge betriebsfähig gehalten werden, was natürlich Kosten verursacht", sagt Solic. Aus denselben Gründen hätten sich auch die Nürnberger 2010 fürs Verschrotten entschieden, ergänzt Dürrbeck: "Bestimmte Ersatzteile kann man irgendwann auch nicht mehr beziehen, das sind teure Einzelanfertigungen."

Freunde und Fans alter U-Bahnen müssen übrigens keine Angst haben, dass die alten Bahnen komplett verschwinden: In Nürnberg wurde ein Zug als Museums-U-Bahn erhalten. Und in München, sagt Solic, "sind zwei Fahrzeuge für das MVG-Museum reserviert".

© SZ vom 01.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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