Aller guten Dinge:Mehr Schwung für alle

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Bewegen, genießen, lernen - drei Tipps für Körper, Geist und Seele. Wir empfehlen prominente Fitness-Tipps, das Kochbuch "Die Genussformel" und geballtes Fußballwissen.

Von SZ-Autoren

Bewegen: Fit wie die Promis

Personal-Trainer Dominic Harrison. (Foto: Thomas Mai Eventuagentur)

Das Phänomen ist nicht neu: Schon in den Siebzigern gab es ein Promi-Paar, das die Nation in die Knie zwang und schwitzen ließ: Mit Gold-Rosi Mittermaier und Christian Neureuther quälten sich in der Tele-Ski-Gymnastik die müden Massen in die Abfahrtshocke und popowackelten zur Musik von Max Greger vor echten Rennvideos dem Zielsprung entgegen. Leider sind die Filme aus der ARD-Mediathek und Youtube verschwunden, und von den Ehren-Garmischern gibt es nur eine Nordic-Walking-DVD zu kaufen. Das Volks-Fitness-Paar Nummer 1 ist längst ein anderes: Team Harrison. Das sind der in München geborene Personal-Trainer Dominic Harrison und seine Frau Sarah, vielen noch bekannt als "Bachelor"-Kandidatin Sarah Nowak (oder als "Playmate des Jahres 2015"). Beide bringen es als Influencer auf jeweils mehr als eine Million Follower auf Instagram und zusammen auf eine gigantische Anzahl Protz-, Body- und Familienfotos, ein Elternratgeberbuch ("Family Goals") und Engagements im Fernsehen, wo sie etwa bei "The Biggest Loser" Schwergewichtige durch die Abspeck-Hölle schleifen oder bei "Train Your Body" Corona-Couchpotatoes auf Trab brachten. Wer die Übungen mitmachen möchte, "mit denen Personaltrainer Dominic seiner Sarah zur Traumfigur verholfen hat", findet sie in einem Acht-Wochen-Kurs für (Wieder-)Einsteiger auf dem Fitness-Portal Gymondo.de. Effektiv, schick anzusehen, aber nicht gratis - von irgendwas müssen Influencer ja leben. Michael Zirnstein

Genießen: Formeln fürs Kochen

(Foto: N/A)

Wahrscheinlich sind inzwischen mehr Kochbücher geschrieben worden als Romane, jedenfalls erschlägt einen die Flut der zur Kulinarik erscheinenden Titel förmlich. Ob gut oder schlecht, eigentlich allen Werken fehlen zwei Zutaten: Wissenschaftlichkeit und Humor, was doch ziemlich erstaunlich ist angesichts eines so existenziellen wie lustvollen Themas des menschlichen Lebens. Die große Ausnahme serviert einem Werner Gruber. Der Mann ist nicht nur Wiener, womit der Hang zum lustigen Schmäh sowie die Liebe zum (kräftigen) guten Essen nahezu genetisch implantiert ist, er ist oder war auch gelernter Experimental- und Astrophysiker, Direktor der Wiener Sternwarten und Gründungsmitglied der Wissenschaftskabarett-Truppe "Science Busters". All diese Expertisen bündelte er in seinem Kochbuch "Die Genussformel" (Ecowin), mit dem er eine "kulinarische Physik" begründete und das auch noch sehr witzig. Wer damit kocht, möchte das Buch unweigerlich auch gleich an ein paar Leute verschenken. Bekommt doch der Laie oder Hobbykoch Rüstzeug an die Hand, wie die grundlegenden Sachen nicht mehr schief gehen können, von der Tabelle fürs Geflügel bis zur "gesättigten Lösung" mittels einer "Opferwurst", um Würstchen vorm Platzen und Geschmacksverlust zu bewahren. Und selbst der Profikoch lernt hier die physikalisch-chemischen Gesetze, die hinter dem stecken, was ihn bislang nur seine Erfahrung lehrte. Oliver Hochkeppel

Lernen: Das Eckige zum Runden

(Foto: N/A)

Die Wimmelbilder scheinen aus einem anderen Leben zu stammen: zum Beispiel die "Gelbe Wand" im Westfalenstadion mit den Hunderten Köpfen und Dutzenden Fahnen oder die Gesichter der HSV-Kurve kurz vor dem Ausgleich im Relegationsrückspiel gegen den KSC. Vielleicht sind es Fotografien wie diese, die den Fußballfan über die Geisterspieltristesse hinwegtrösten? Versammelt sind sie in dem dicken Ding, das sich "Das große 11 Freunde Buch" nennt, erschienen im März bei Heyne Hardcore. Diese "wilde Fahrt durch zwanzig Jahre Fußballkultur", wie es im Untertitel heißt, hat alles zu bieten, was die Leser des im April 2000 zum ersten Mal publizierten Magazins so lieben: opulente Fotostrecken, Interviews (von Uwe Seeler bis Pelé), skurrile Anekdoten und lustige Sprüche, fein formulierte Chronologien des Scheiterns, Qualitätsquatsch wie sportlich uminterpretierte Filmplakate, verschmitzte Satire, auch unveröffentlichtes Material. Selbst als Fan lernt man jede Menge: die besten Spiele der Geschichte (Platz 1: Deutschland - Frankreich, WM 1982, 8:7) oder die zehn dämlichsten Ideen (Platz 1: Bodo und Bianca Illgner schreiben einen Roman). Und "was wäre der Fußball ohne Fans?", an diese hoch aktuelle Frage erinnert Philipp Köster, einer der Herausgeber, im Vorwort. Die Antwort des Briten Rogan Taylor: "Nur ein Kick von zweiundzwanzig Kurzbehosten im Park!" Bernhard Blöchl

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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