Als Ingrid Haussmann unlängst den Bedarf für ein eigenes Kulturbürgerhaus in Allach-Untermenzing untersucht hat, ist ihr aufgefallen, dass viele Musiker, Musikgruppen und Bands vor der eigenen Haustür im 23. Stadtbezirk auftreten könnten, wenn es dafür nur genug freie Räumlichkeiten gäbe. So, wie auch viele andere Projekte bereits in der Schublade lägen, ohne dass sie bislang hätten umgesetzt werden können, sagt die parteifreie Vorsitzende des Unterausschusses Kultur des Allach-Untermenzinger Bezirksausschusses.
Aus der anfangs eher trockenen und mühsamen Angelegenheit - um überhaupt eine Chance auf ein Kulturbürgerhaus zu haben, muss der Bedarf aufgelistet und nachgewiesen werden - könnte jetzt ein kultureller Höhepunkt im Stadtbezirk erwachsen. Zusammen mit ihrer Kollegin aus dem Stadtteilgremium, Gabriele Hartdegen (CSU), und der Musiklehrerin Margarethe Roters aus Allach, hat Ingrid Haussmann aus der Not eine Tugend gemacht und die "Bühne 23" gegründet. Mit ihr wollen die drei Frauen trotz aller Schwierigkeiten eine eigene Konzertreihe für den 23. Stadtbezirk (daher der Name Bühne 23) etablieren. "Wir wollen Künstler, Bühne und Publikum zusammenbringen", sagt Ingrid Haussmann über die ehrenamtliche Initiative.
Sie versteht das Angebot in Ergänzung zu den Vereinen. Das Spektrum soll von Konzerten mit klassischer Musik über Jazz, Blues und Volksmusik bis hin zu Rap und Lesungen mit musikalischer Umrahmung reichen. Seither haben die drei am eigenen Leib erlebt, wie schwer es sei, im 23. Stadtbezirk eine Bühne zu finden und wie nötig ein Kulturbürgerhaus sei. Deshalb ist das Projekt "Bühne 23" derzeit eher noch eine Wanderbühne: Für jede Veranstaltung müssen sich die Initiatorinnen aufs Neue auf die Suche nach Räumen begeben. Abschrecken und entmutigen lassen sie sich davon nicht, haben auch schon zahlreiche Gleichgesinnte gewinnen können. Sie wollen Kultur "niederschwellig erlebbar" machen und Künstler und Publikum zusammenbringen. "Wir hoffen, dass dies möglichst häufig im Stadtbezirk 23 gelingen wird, halten es aber für möglich, dass die 'Wanderbühne 23' für einzelne Konzerte auch in andere Stadtbezirke ausweichen muss", sagt Ingrid Haussmann.
Die Reihe startet am Sonntag, 10. Mai, mit einem Solokonzert der jungen Allacher Pianistin Maria Roters, die schon mit vier Jahren erstmals auf einer Bühne im Wasserschloss von Taufkirchen/Vils spielte. Mit 13 bestand sie an der Münchner Hochschule für Musik und Theater die Aufnahmeprüfung im Fach Klavier als Jungstudentin der Klasse von Margarita Höhenrieder. Mit 16 Jahren begann sie das Studium Bachelor of Music im Fach Klavier, zunächst bei Höhenrieder, später bei Olaf Dreßler. Sie absolvierte viele Meisterkurse bei namhaften Pianisten, tritt seit 2007 regelmäßig in deutschen Städten auf. Bei Wettbewerben wie "Jugend musiziert", dem "Karl-Lang-Wettbewerb", dem "Vienna Young Pianists" und dem "Nürnberger Klavierwettbewerb" gewann sie bei ihren Kammermusik- und Soloauftritten stets Preise.
Zur Eröffnung der Konzertreihe wird Maria Roters im Pfarrheim Maria Himmelfahrt Werke von Bach, Beethoven, Debussy und Rachmaninow spielen (Beginn 18.30 Uhr, Franz-Nißl-Straße 61). Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten. Das zweite Konzert ist für Freitag, 3. Juli, geplant. Diesmal bewegt sich die Bühne 23 in den Theatersaal des Alten- und Service-Zentrums an der Manzostraße. Nach der Sommerpause geht es mit der Reihe von Oktober an weiter. Dann stehen voraussichtlich Jazz und Blues auf dem Programm.