Advents-Serie: Beflügelt:Strahlende Töne, lebendes Licht

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Kirchenmusikerin Jutta Michel-Becher (Foto: Robert Haas)

Jutta Michel-Becher hat ein Konzert mit Engelsmusik gestaltet

Von Sonja Niesmann

Klar, dass es in der Chormusik mit ihrer kirchlichen Tradition von Engeln nur so wimmelt. Viele Komponisten haben Psalmen, Bibelstellen vertont, Menschen flehen zu den Engeln, Engel spenden ihnen Trost oder verkünden Botschaften. Dennoch: Ein ganzes Konzert motivisch nur mit "Engelsmusik" zu gestalten, wie es ihr vorschwebte, und dabei den Bogen über ein Jahrtausend zu spannen, das erwies sich selbst für die erfahrene Kirchenmusikerin Jutta Michel-Becher als Herausforderung. Die 54-Jährige mit rotem Kurzhaarschnitt und einnehmend-offenem Wesen ist seit 34 Jahren Organistin an der Blumenauer Pfarrkirche Erscheinung des Herrn, leitet vier Chöre und verfasst nebenbei Chorbücher mit Kompositionen speziell für Seniorenchöre.

"Ich hab' sehr lange gesucht", räumt sie ein, nicht nur in den vielen, dickleibigen Bänden der "Musik in Geschichte und Gegenwart", einem Standardlexikon, das sie von ihrem Opa geerbt hat, sondern auch auf speziellen Suchmaschinen für Chormusik. "Und ich hab' einige Schätze geborgen", setzt sie durchaus mit Stolz hinzu, auch durch Tipps eines Bekannten. An den Anfang des festlichen Konzerts, betitelt "Im Schatten deiner Flügel", hat sie gleich eine ihrer Juwelen gestellt: Hildegard von Bingens Choral "O gloriosissimi, lux vivens, angeli". Fast hat Jutta Michel-Becher die Mezzo-Sopranistin bedauert - "sehr verrückte, sehr komplizierte Musik", lächelt sie, von jener Benediktiner-Äbtissin (1098 bis 1179), die auch in ihren Werken über Religion, Medizin, Ethik und Kosmologie ausgetretene Pfade gerne verlassen hat.

Ins Programm geschafft haben es neben bekannteren Werken, von Georg Philipp Telemann zum Beispiel oder Josef Rheinsberger, auch der "Flight Song" des jungen norwegischen Komponisten Kim André Arnesen und "Stücke, die kaum ein Mensch kennt": Peter Griesbachers "Graduale: Angelis suis mandavit" für Mezzosopran und Orgel, Urban Loths "Custos mi Angele gloriose" für zwei Soprane und Basso Continuo und "Custodes hominum", ein Werk des bayerischen Komponisten Ildefons Haas für Sopran, zwei Violinen und Basso Continuo.

"Engel geben musikalisch echt was her", blickt Michel-Becher sehr zufrieden zurück auf das Konzert, mit dem die Himmelswesen sich nicht nur ins Ohr schmeichelten, sondern auch ins Auge - als Dekoration, von Grundschulkindern aus dem Viertel, an den Wänden oder als Mobiles an den Stahlseilen tanzend, auf denen die interessante Dachkonstruktion der Kirche ruht. Und wenn Engel doch mal nicht genug hergeben, komponiert die Kirchenmusikerin und Musikpädagogin eben selbst. Zum Beispiel das Stück "Rock Angels". Für Elektro-Blockflöte.

Mit dieser Folge endet die Advents-Serie "Beflügelt".

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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