25. Monti-Cup in München:Wie Weihnachten im Oktober

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"Ich habe Tränen in den Augen": Seit einem Vierteljahrhundert lädt Ex-Ariola-Chef Monti Lüftner zum Promi-Tennisturnier - in der Monti-Familie ist dieser Termin heilig.

Thomas Becker

Als ganz am Schluss sein Lieblingssong läuft, muss Monti Lüftner schlucken. "That's what friends are for" von Dionne Warwick: großes Gefühlskino. "Das hat sie zu meinem 60. auch gesungen", erinnert sich der ehemalige Ariola-Chef. Nun, ein paar Jährchen später, singt nicht die Warwick für ihn, sondern seine Familie: viele, viele Freunde aus der Musik-, Film- und Medienbranche, die sich in den Studios von Harold Faltermeyer und Leslie Mandoki getroffen hatten, um für ihren Monti eine CD samt Video aufzunehmen.

Ein Bussi von Monti Lüftner für Bertelsmann-Chefin Liz Mohn. (Foto: Foto: ahed)

Und als diese Bilder kurz vor Mitternacht über die Leinwand flimmern, da packt Monti Lüftner die Rührung. "Ich bin ja allerhand gewöhnt, aber jetzt habt ihr geschafft, was mir selten passiert: Ich hab Tränen in den Augen." Was für ein schöner Schluss des 25. Monti-Cups!

Seit einem Vierteljahrhundert lädt Lüftner zum Tennisturnier, immer am letzten Samstag im Oktober. In der Monti-Familie ist dieser Termin so heilig wie Weihnachten und Silvester, und höchstens Hochzeitsreise (Wolfram Winter), Dreharbeiten in Südafrika (Veronica Ferres) oder Kreuzbandriss (Martin Krug) gelten als Ausrede für eine Absage.

"Du Drecksack"

Lüftners Freundeskreis besteht aus recht beschäftigten Menschen: Helmut Markwort zum Beispiel hat keinen einzigen Monti-Cup verpasst. Hubert Burda ist fast immer dabei und schlägt noch einen sehr beachtlichen Ball, Otto Waalkes spielt auch nicht übel, Roberto Blanco gewann diesmal gar den Hauptpreis, Hansi Hinterseer spielt exakt so gut wie er aussieht, Wolf-Dieter Ring kann nach Verletzung zwar den Arm nicht heben, spielt aber trotzdem irgendwie mit, Bernie Paul ist auf dem Platz ebenso kreativ wie als Musikproduzent, und Werner Klatten belegte mit Werner Weidenfels Platz zwei in der "Gentleman"-Wertung - hinter Monti Lüftner.

Und dann sind da noch die Nicht-Spieler, die abends zur Gala ins Hilton im Tucherpark kommen: Liz Mohn, Thomas Stein, Patricia Riekel, Michi Käfer, Joseph Vilsmaier, Otto Retzer, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und, und, und. Auch wenn auf dem Platz unter alten Freunden mal ein Ball mit einem herzhaften "Du Drecksack" kommentiert wird - es ist eine furchtbar nette Familie, "eine Aktivposition in der Lebensbilanz", findet Lüftner, "der Monti-Cup ist für mich wie Weihnachten im Oktober."

Angefangen hat alles mit der ABV, der Altbogenhausener Vereinigung zur Pflege des Tennissports. Mit 20 Spezln traf man sich zum Doppelturnier - allerdings durfte niemand einen Doppelpartner mitbringen, "das ist langweilig, da weiß man ja vorher schon, wer gewinnt", erklärt Lüftner. Stattdessen loste er aus: einen Starken mit einem Schwachen, "das ist bis heute so geblieben", sagt der Organisator.

"Wenn du lachst, bist du viel schöner."

Breiten Raum nahm auch früher schon die Siegerehrung ein, bei der es nicht nur bergeweise Pokale, sondern auch einen Tennis-Wolpertinger und andere lustige Preise gab, meist in Buchform. Das ganze Jahr über sammelt Lüftner Ideen, kauft Bücher, wenn er ein passendes Exemplar für ein Familienmitglied findet.

In den Wochen vor dem Monti-Cup ist Lüftners Wohnung mit Preisen übersät. Diese Geschenke sind gleichermaßen geliebt wie gefürchtet - weil Lüftner da mit einem Lächeln auch austeilen kann. Ein Schönheitschirurg, bekannt für sein ehrgeiziges bis verbissenes Spiel, musste einst folgendes Buch entgegennehmen: "Wenn du lachst, bist du viel schöner." Ein temperamentvoller Spieler bekommt diesmal den Bildband "Vulkane und Erdbeben", ein als Gummiwand gefürchteter Alles-übers-Netz-Bringer nimmt fünf Kilo Fruchtgummis mit nach Hause, der Mann mit dem härtesten Hammer-Aufschlag eine Schlagbohrmaschine.

Zu den Höhepunkten zählt der abendliche Film zum Turnier, unterlegt mit fetziger Musik. Zum Jubiläum ließ Lüftner ein Best-of zusammenschneiden: herrliche Bilder von den beinahe jugendlichen Schlägerschwingern Gerhard Schröder, Howard Carpendale, Willy Bogner, Franz-Josef Wagner, Horst Wendlandt, Fredi Kogel, Jürgen Hingsen - man kann sich gar nicht sattsehen. Irgendwann spät in der Nacht ist auch der 25. Monti-Cup Geschichte. Als sich die letzten Gäste pokalbeladen auf den Heimweg machen, ist man sich einig: Das war heute wieder großes Tennis.

© SZ vom 27.10.2008/reb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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