TS Jahn München:Flinke Perle

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Basketballerin Emily Bessoir, 13, steht im deutschen U15-Kader

Von Andreas Liebmann, München

Für einen Moment sieht Emily Bessoir aus, als wäre sie erst 13. Das Mädchen mit den dunkelblonden, zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren sitzt vor der Sporthalle, kramt in ihrem Rucksack, ein leicht verlegenes Lächeln legt dabei ihre Zahnspange frei. Emily Bessoir ist tatsächlich erst 13 Jahre alt, aber wenn sie aufsteht, ist sie knapp 1,90 Meter groß. Weil sich davon viele täuschen lassen, wird sie häufig schon gesiezt. Nun zieht sie einen Zettel hervor und faltet ihn auseinander. Ihre Mutter Gisela hatte ihr aufgetragen: Ehe sie den Herrn von der Presse treffe, solle sie unbedingt ihre bisherigen Erfolge aufschreiben. Fein säuberlich hat sie sie zu Papier gebracht, eine ganze DIN-A4-Seite ist vollgeschrieben.

Man kann es kaum Zufall nennen, dass Emily Bessoir Basketballerin ist. "Mit zwölf Tagen war sie zum ersten Mal in der Halle", erzählt ihr Vater Bill, "das weiß sie nur nicht mehr, weil sie die ganze Zeit geschlafen hat." Seine Tochter sagt auf die Frage, seit wann sie Basketball spielt: "Schon immer." Seit sie laufen kann, hat sie sich am Spielfeldrand mit dem Ball beschäftigt. Ihr älterer Bruder Billy, er wird bald 16, spielt ebenfalls, wie schon die Mutter. Bill war Profi, erst in den USA, seiner Heimat, später in Nördlingen und beim FC Bayern.

An diesem Wochenende wird Emily um die deutsche Meisterschaft spielen, als süddeutscher Meister hat die U15 der TS Jahn München um Trainer Franz Ostermayer das Final Four in Berlin erreicht. "Wir haben uns das verdient", findet sie. Emily ist die Größte, aber sie spielt nicht unter dem Korb, sondern auf dem Flügel. Weil sie gut wirft und flink ist. Früher hat sie sogar "den Ball gebracht", wie Sportchef Armin Sperber sagt, "sie dribbelt beidhändig gut, deckt den Ball geschickt ab", alles Dinge, auf die ihr Vater großen Wert legt. Sperber nennt sie "eine Perle".

Sie ist nicht alleine in ihrer U15, drei andere haben schon regelmäßig in der WNBL, der U17-Bundesliga, mitgespielt, auch das macht das Team so stark. Emily habe auf dem Weg nach Berlin dennoch aufgespielt "wie eine Große", lobt Sperber. Der Deutsche Basketball Bund hat sie in den U15-Perspektivkader berufen (Nationalteams gibt es erst ab der U16), für ein Vier-Nationen-Turnier im September in Lille; sie zählt damit offiziell zu den größten deutschen Talenten. Das steht ebenso auf ihrer Liste wie ihr persönlicher Rekord von 49 Punkten in einem Spiel.

Zurzeit passen alle gut auf "Emmy" auf, wegen der Wachstumsschübe schmerzen ihre Knie. Dosiertes Training, Kräftigungsübungen, bloß nicht verheizen. Später würde Emily, die eine sehr gute Schülerin ist, gerne mal in den USA spielen, an einem College, vielleicht Stanford, Kalifornien. Sie besitzt beide Pässe. Ihr Bruder will demnächst an eine amerikanische Highschool wechseln. Die Familie reist regelmäßig in die USA, "Tipps vom Opa holen", wie Vater Bill scherzt. Auch er war Basketballer, was sonst.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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