Germering/ESC Planegg:Unter Kavalieren

Lesezeit: 2 min

Sandra Hany, Eishockeyspielerin. (Foto: oh)

Nationalspielerin Sandra Hany gehörte früher zum Bubenteam

Sandra Hany ist eine viel beschäftigte Eishockeyspielerin. Im vorigen Winter war sie Kapitän der U18-Nationalmannschaft, also des Juniorinnenteams gewesen. Die Nationalspielerin ging einst durch die Eishockeyschule des EV Fürstenfeldbruck. Vor zwei Jahren war sie in der Jugendmannschaft angelangt. Da es beim EVF keine Mädchen- oder Frauenmannschaften gibt, spielte Hany immer bei den Buben mit. "Ich habe von den Bambini bis zur Jugendmannschaft alles durchgemacht", erzählt sie.

Bereits mit drei, vier Jahren stand Hany im Brucker Eisstadion auf Schlittschuhen. Die Buben der eigenen Mannschaft waren glänzende Kavaliere und passten besonders darauf auf, dass ihr und einer weiteren Mitspielerin nichts passierte. Kein Gegenspieler durften ihnen zu nahe kommen oder sie gar gegen die Bande checken. Bei einem Jugendspiel im Amberg gab es dann eine Prügelei mit den Gegnern, weil diese die Mädchen zu aggressiv angingen. Sandra Hany wollte eigentlich nur schlichten, lag nach einem Schlag aber plötzlich selbst am Boden. Dabei hatten die beiden Schiedsrichter nicht genau hingeschaut und Hany fälschlicherweise als eine der Raufenden bezichtigt. Das brachte ihr eine Sperre für das nächste Spiel ein.

Ob Sandra Hany bei den Brucker Junioren im kommenden Winter mitspielen wird, steht noch nicht fest. Vater Hubert Hany findet es zu gefährlich für seine Tochter: "Es kommt vor, dass ein 100-Kilo-Mann sie gegen die Bande fährt." Das könne dann mit einer Verletzung für die Tochter enden: "Die Jungen vertragen es nicht, dass ein Mädchen vielleicht besser Eishockey spielt als sie."

"Bei den Frauen wird nahezu körperlos gespielt", bestätigt Sandra Hany und fügt schmunzelnd hinzu: "Wir spielen halt mit Hirn." Ihre volle Aufmerksamkeit gilt der Frauen-Bundesliga. Sie spielt seit drei Jahren für den ESC Planegg. Das ist der Serienmeister im deutschen Frauen-Eishockey. Im vergangenen Winter gelang der Mannschaft sogar das Double: Meisterschaft und Pokal. Stürmerin Hany war mit fünf Toren am Meisterschaftstriumph beteiligt. Der logistische Aufwand, für Planegg Eishockey zu spielen, ist für die Bruckerin enorm. In Planegg selbst gibt es keine Eishalle. Die Halle im nahen Germering ist völlig ausgebucht. Auch in der Freiluftarena in Fürstenfeldbruck geht nichts. Gespielt wird deshalb seit langem in Grafing im Osten von München. Das Training findet in Grafing oder im noch ferneren Bad Tölz statt. Hany hat selbst einen Führerschein, aber häufig fährt sie der Vater von Fürstenfeldbruck nach Planegg, wo es dann mit einem kleinen Mannschaftsbus weiter geht. Die Pause nach der vorigen Saison war nur kurz gewesen. Seit 1. Mai läuft schon wieder zweimal pro Woche das Trockentraining. Von Juli, August an geht es in Füssen oder anderswo schon wieder aufs Eis.

Mit 14 Jahren zog Sandra Hany erstmals das Nationaltrikot über. Sie durchlief in den vergangenen drei Jahren die U15-Nationalmannschaft und danach die U18-Auswahl. Ob sie im kommenden Winter auch für die Frauennationalmannschaft aufs Eis geht, entscheidet sich demnächst. "Es sind zwei, drei starke Jahrgänge, die in die A-Nationalmannschaft drängen", sagt Hany. Sie rechnet sich aber gute Chancen aus, dass Bundestrainer Benjamin Hinterstocker sie in den A-Kader aufnimmt. Die Sommersichtungslehrgänge des Bundestrainers werden im Juli auch am Olympiastützpunkt in München stattfinden. Dann wird der Frauenkader bestimmt. Hany nahm in der U15 und U18 bereits für Deutschland an der WM teil. Ihr Hobby muss sie mit dem Beruf koordinieren. Sie macht derzeit an einer Berufsfachschule eine Ausbildung zur Physiotherapeutin.

© SZ vom 13.06.2015 / kwg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: