19 Jahre nach Bankraub:Geiselnehmer muss ins Gefängnis

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Muss ins Gefängnis: Geiselnehmer Paun O. (Foto: dpa)

Mit seiner Bande hat er zwei Bankangestellte und deren Angehörige stundenlang gefangen gehalten, mit Elektroschocks traktiert und mit Erschießungen gedroht. 19 Jahre nach der brutalen Geiselnahme hat das Münchner Landgericht den Haupttäter zu neun Jahren Haft verurteilt.

Gut 19 Jahre nach einer brutalen Geiselnahme hat das Münchner Landgericht den Haupttäter Paun O. zu neun Jahren Haft verurteilt. Die Strafkammer sprach den 44 Jahre alten Mann am Dienstag des erpresserischen Menschenraubes und der schweren räuberischen Erpressung schuldig.

Der geständige Angeklagte hatte 1994 mit Komplizen einen Bankkassierer und dessen Kollegin samt sechs Angehörigen stundenlang gefangen gehalten, gequält und mit dem Tod bedroht. Dem Urteil lag eine Absprache zwischen den Prozessbeteiligten zugrunde.

"Die Tat ist an Brutalität, menschenverachtender Gesinnung und Rohheit fast nicht zu überbieten", sagte der Staatsanwalt in seinem Schlussvortrag. Wäre der Angeklagte wie seine Komplizen schon 1994 vor Gericht gestellt worden, wäre bei der Haftdauer "an die 15 Jahre zu denken". Vor einem solchen Antrag bewahre den Angeklagten nur die seither verflossene Zeit, insbesondere aber sein Geständnis.

Die Quälereien, die eine Familie und ein Ehepaar aus München 1994 über sich ergehen lassen mussten, waren äußerst sadistisch. Ihre fünf Peiniger drohten mit Vergewaltigungen und Erschießungen. Mit Faustschlägen und Elektroschocks traktierte die Bande um Paun O. die drei Frauen, zwei Männer und auch die drei Kinder. Die Bande verfolgte dabei nur ein Ziel: Die Bankmitarbeiter sollten den Tresorraum der BFG-Bank am Promenadeplatz aufschließen.

Paun O. war danach als einzigem die Flucht gelungen, nachdem er und seine Komplizen aus der Bank 1,5 Millionen Mark erbeutet hatten. Während seine Mittäter, zwei Ehepaare, unmittelbar nach der Geiselnahme am 25. Juni 1994 in ihrer Wohnung beim Zählen der Beute festgenommen werden konnten, tauchte er in seiner Heimat Serbien unter. Dort saß er von 2001 bis 2012 in Haft wegen Mordes - im Streit um Arbeitslohn hatte er den Chef einer Firma erschossen. Nach seiner Haftentlassung reiste er mit falschem Namen nach Österreich. Im Herbst 2012 wurde er in Tirol festgenommen.

Seine damaligen Komplizen sind längst wieder auf freiem Fuß. Ein Münchner Gericht hatte sie zu Haftstrafen von fünfeinhalb bis siebeneinhalb Jahren verurteilt. Im Verfahren gegen Paun O., den Anführer der Bande, wollte die Staatsanwaltschaft nun eine wesentlich höhere Strafe erreichen. Um den damaligen Opfern als Zeugen eine neuerliche Konfrontation mit dem Täter zu ersparen, einigte man sich aber auf achteinhalb bis neuneinhalb Jahre Haft.

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