Profil:Williger Unterstützer Moskaus

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Alan Gaglojew stand früher in Diensten des KGB. (Foto: presidentruo.org/presidentruo.org)

Kaum zwei Wochen im Amt, sagte Alan Gaglojew ein Referendum darüber ab, ob sich Südossetien der Russischen Föderation anschließen will. Der neue Machthaber der abtrünnigen Region im Norden Georgiens handelte damit ganz im Sinne des Kremls.

Von Silke Bigalke

Als Alan Gaglojew vor zwei Wochen sein Amt antrat, hatte sein Vorgänger ihm ein großes Problem hinterlassen. Gaglojew, 41, ist Chef der abtrünnigen Region Südossetien im Norden Georgiens, dort wird er "Präsident" genannt. Sein Vorgänger Anatoli Bibilow war offiziell schon abgewählt, als er den Südosseten ein nahezu unmögliches Versprechen machte: ein Referendum darüber, ob sie sich Russland anschließen wollen. Viele Menschen in der Separatistenrepublik wünschen sich das schon lange. Ein Referendum wäre sicher mit einem eindeutigen "Ja" für den Beitritt ausgegangen.

Alan Gaglojew wusste also, dass er seine Regentschaft mit einer Enttäuschung beginnen würde: Er sagte das Referendum wieder ab - vermutlich, weil Moskau es so wollte. Der Kreml hat stets zurückhaltend reagiert, wenn in Südossetien der Wunsch laut wurde, sich mit dem russischen Nordossetien zu vereinen - und damit Teil der Russischen Föderation zu werden. Gerade jetzt käme dieser Schritt für den Kreml zur Unzeit.

Gaglojew selbst hatte die Vereinigung noch im April einen "uralten Traum des ossetischen Volkes" genannt. Im Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti bremste er aber auch die Erwartungen: Der Hauptfaktor sei Russlands Bereitschaft, "diese Verantwortung zu übernehmen". Jeder Schritt müsse mit Moskau abgeglichen werden, "auch um die ohnehin nicht einfache geopolitische Situation nicht komplizierter zu machen".

Persönliche Verluste im Krieg 2008

Für Südossetien würde der Beitritt dagegen wohl vieles leichter machen. Die Region hatte sich bereits in den Neunzigerjahren von Tiflis losgesagt und 2008 mit Hilfe des russischen Militärs einen kurzen blutigen Krieg gegen Georgien geführt. Die Eltern von Alan Gaglojew starben damals, als sie versuchten, die Hauptstadt der Region, Zchinwal, zu verlassen. Ihr Auto wurde Berichten zufolge von einem georgischen Geschoss getroffen.

Südossetien ist seit diesen Kämpfen isoliert, die Landwirtschaft liegt brach, viele Dörfer stehen leer, eine eigene Industrie und Ressourcen fehlen. Etwa die Hälfte der geschätzt 60 000 Südosseten lebt im Ausland, die meisten in Russland. Die Region ist militärisch, politisch und wirtschaftlich abhängig von Moskau, das dort Soldaten stationiert hat. Doch Südossetien ganz zu übernehmen wäre für Russland wirtschaftlich wenig vorteilhaft und würde wohl gerade jetzt mit Blick auf die Ukraine heftige internationale Reaktionen hervorrufen. Politisch erfüllen Südossetien und Abchasien, die zweite abtrünnige Region in Georgien, die Zwecke des Kreml auch so: Sie halten Georgien davon ab, EU und Nato näher zu rücken.

Im Dienste des KGB

Alan Gaglojew hat Wirtschaft studiert, später im Entwicklungsministerium der Region gearbeitet und für den KGB. Der verheiratete Vater zweier Kinder hatte Bibilow bereits 2017 herausgefordert, damals vergebens. Vielleicht hat es für seinen Vorgänger im April tatsächlich so ausgesehen, als sei die Zeit für ein Beitrittsreferendum gekommen. Russland hatte schließlich mit dem Argument, russischen Bürgern zu Hilfe zu eilen, Soldaten in die Ukraine geschickt. Auch in Südossetien haben viele Menschen einen russischen Pass.

Möglicherweise wollte Bibilow aber auch nur von einem anderen Thema ablenken: Er hatte südossetische Soldaten in die Ukraine beordert, um die russischen Truppen zu unterstützen. Das Rechercheportal Media Zona berichtete später von mehreren Hundert Soldaten, die auf eigene Faust nach Südossetien zurückkehrten, von schlechter Ausrüstung und katastrophalen Zuständen in der Kampfzone - keine gute Werbung für Bibilow.

Für Gaglojew ist nun ungünstig, dass er dessen Versprechen brechen muss. "Sobald es ein Signal gibt", sagte Gaglojew der russischen Agentur Tass, "dass die Zeit gekommen ist, werden wir dieses Referendum unbedingt abhalten." Mehr Entgegenkommen kann Moskau kaum verlangen.

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