Kosovo:Gewonnen. Und nun?

Die eigentliche Bewährungsprobe steht noch aus für Albin Kurti.

Von Florian Hassel

Eines zumindest ist klar nach der Wahl in Kosovo: Der Sieg von Albin Kurtis Partei fällt mit fast 50 Prozent der Stimmen so deutlich aus, dass er der nächste Regierungschef wird. Zwar bestehen juristische Zweifel, denn laut Wahlgesetz durfte Kurti wegen einer Vorstrafe wegen des Einsatzes von Tränengas im Parlament nicht als Kandidat für das Parlament antreten. Die Frage, ob er nun trotzdem Regierungschef werden darf, müsste wahrscheinlich das Verfassungsgericht entscheiden. Doch kein Gericht wird sich angesichts der Höhe von Kurtis Sieg gegen dessen Amtsantritt stellen. So ist die Realität in Kosovo.

Damit allerdings beginnt für Kurti die eigentliche Bewährungsprobe. Bisher musste er nur als Oppositioneller klarmachen, was er nicht wollte: vor allem Kompromisse mit Serbien. Im Jahr 2020 war Kurti nur 54 Tage lang Ministerpräsident - zu kurze Zeit, um sich beweisen zu müssen, genug Zeit, um sein Prestige zu bewahren, das ihn nun zum hohen Sieg führte. Jetzt muss Kurti liefern, was ihm deutlich schwerer fallen dürfte.

Die Wirtschaft zu reformieren, Arbeitsplätze zu schaffen oder die Korruption zu bekämpfen, ist ungleich schwieriger, als sich gegen Serbien zu stellen. Und auch um ungeliebte Kompromisse mit Belgrad wird Kosovos kommender Regierungschef kaum herumkommen - falls er diesmal nicht nur Monate, sondern Jahre im Amt bleibt.

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