Kosovo:Kurti, die Zweite

Der Amtsantritt des neuen Regierungschefs markiert eine Zeitenwende für das Balkanland.

Von Tobias Zick

In Kosovo vollzieht sich gerade eine zweifache Zeitenwende. Zum einen geht die politische Dominanz der UCK-Veteranen, der alten Kämpfer aus dem Befreiungskrieg gegen Serbien in den Neunzigerjahren, nun wohl endgültig zu Ende. Das Parlament hat Albin Kurti zum Regierungschef ernannt, den Mann, der Armut, Korruption und geopolitischen Klüngeleien den Kampf angesagt hat - und damit vor sechs Wochen zum zweiten Mal eine Wahl gewonnen hat.

Seine erste Amtszeit hatte nur 51 Tage gedauert, dann wurde er gestürzt, unter intensivem Einwirken der damals von Donald Trump geführten US-Regierung. Auch in dieser Hinsicht markiert Kurtis Wiederernennung eine Zeitenwende: Sie steht für das Ende einer Phase erratischer, destruktiver US-Politik auf dem Balkan. Unter Joe Biden, einem Kenner der Region und ihrer Fallstricke, sind Störfeuer wie von Trump eher weniger zu erwarten. Zumindest äußerlich stehen Kurtis Chancen deutlich besser als in der ersten Amtszeit, seine ambitionierten Wahlversprechen umzusetzen.

Für die Europäer wird Kurti kein bequemer Partner sein. Aber er ist einer, der enormen Rückhalt in der jungen Bevölkerung Kosovos hat. Die sehnt sich im Wesentlichen nach einer politisch und wirtschaftlich stabilen, europäischen Zukunft ihres Landes.

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