Mohsen Fakhrizadeh war in Iran der wichtigste Mann des militärischen Atomprogramms. Ihm verdankt die Islamische Republik, dass sie an der Schwelle zur Nuklearmacht steht. Nun ist er offenkundig bei einem Anschlag getötet worden. Wenn sich die iranischen Angaben als zutreffend erweisen, ist die Bedeutung dieses Attentats kaum zu überschätzen. In Iran sind eine Reihe von Atomwissenschaftlern umgebracht worden, Fakhrizadehs Tötung aber ist allenfalls mit der des Revolutionsgarden-Generals Qassem Soleimani zu vergleichen. Der US-Drohnenangriff auf ihn Anfang des Jahres hatte die Region an den Rand eines Krieges gebracht.
Iran zeigt bereits mit dem Finger auf Israel. Beweise gibt es dafür keine, aber es ist bekannt, dass der Mossad Irans Oppenheimer ins Visier genommen hatte. Und es ist nicht unplausibel, dass Irans Gegner kurz vor dem Machtwechsel in Washington noch versuchen, dem Regime einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Sie wollen möglichst verhindern, dass es unter Trumps Nachfolger Joe Biden wieder zu einer Annäherung der USA mit Iran kommt und der Druck der Sanktionen vom Regime genommen wird.
Teheran wird diese Attacke nicht ohne Antwort lassen, ganz gleich ob das Regime die Verantwortlichen ausfindig zu machen vermag oder nicht. Die Revolutionsgarden können von Libanon, Irak, Syrien oder Jemen aus losschlagen gegen US-Ziele, US-Verbündete oder direkt gegen Israel. Wieder ist das Risiko groß, dass daraus ein neuer Krieg im Nahen Osten entbrennt.