Aktuelles Lexikon:Calibri

Die Schriftart, in der die Ampel-Parteien ihre Koalitionsvorhaben zu Papier bringen sollen, wurde ursprünglich für einen deutschen Fernsehsender entworfen.

Von Jörg Häntzschel

Was in den Papieren stehen wird, an denen die Arbeitsgruppen der Ampel-Parteien derzeit arbeiten, ist nicht bekannt. Auf eines haben sie sich aber bereits verständigt: Die Dokumente müssen in der Schriftart Calibri vorgelegt werden. Calibri wurde 2007 mit dem Windows-Betriebssystem Vista eingeführt, als neue Windows-Standardschrift ersetzte sie Times New Roman. Die Schrift wurde von dem Berliner Schriftendesigner Lucas de Groot ursprünglich für das ZDF entworfen. Sie unterscheidet sich von den meisten serifenlosen Schriften wie Helvetica oder Verdana durch ihre runden Formen. De Groot beschreibt sie als "warm und weich". Eingeführt wurde sie auch, weil sie sich auf dem Bildschirm besonders gut lesen lässt. Heute ist Calibri so allgegenwärtig, dass ihr Design kaum mehr wahrgenommen wird. Nur einmal, 2017, kam die unauffällige Schriftart im Zuge des "#Fontgate" in die Schlagzeilen. Damals postete Maryam Nawaz Sharif, die Tochter des pakistanischen Premiers, ein in Calibri geschriebenes Dokument auf Twitter. Es war auf 2006 datiert und sollte Vorwürfe entkräften, die im Zusammenhang mit den Panama Papers gegen sie erhoben wurden. Zu diesem Zeitpunkt existierte die Schrift allerdings nur in einer halbfertigen Version, zu der die Premierstochter kaum Zugang haben konnte - Pech für sie.

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