ZDF-Fernsehfilm "Anna und der Prinz":Ein echtes Märchen

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Spätes Happy End: Der Fernsehfilm "Anna und der Prinz" zeichnet die Liebesgeschichte des Kaisersbruders Johann zur bürgerlichen Anna nach, denen die Heirat durch den Kaiser verwehrt wurde. Das Paar spart sich für einander auf - bis der Kaiser schließlich doch einwilligt.

Claudia Tieschky

Mit der romantischen Liebe ist es so eine Sache, man weiß halt nie, wohin sie führt. Schon Goethe lässt die Geschichte im Werther ja verdammt tödlich enden und von Schuberts Leierkastenmann möchte man eher auch nicht geholt werden. Trotzdem war die Liebesidee im 19. Jahrhundert stark genug, um sogar dem Adel den Kopf zu verdrehen. Als Vittorio Emanuele von Piemont-Sardinien 1861 König des neuen Italien wurde, war keine blaublütige Prinzessin als Frau an seiner Seite, sondern Rosina, Tochter eines Tambourmajors. Eine Mesalliance kam auch bei Vittorio Emanueles größtem Widersacher vor, dem Haus Habsburg. Erzherzog Johann, der reformfreudige Bruder des Kaisers Franz, hatte sich 1819, mit fast vierzig, unsterblich in die Postmeisterstochter Anna Plochl, 15, verschaut.

Musste für den Film "Anna und der Prinz" das Land, aber nicht den Namen wechseln: Die Berliner Schauspielerin Anna Maria Mühe (Foto: dpa)

Dem deutschen Fernsehpublikum könnte dieser Kaiserbruder womöglich ein Begriff sein, durch den Erzherzog-Johann-Jodler, der gern in Volksmusiksendungen performt wird. In Österreich, wo man kürzlich mit großem Geleit Otto von Habsburg beigesetzt hat, den Sohn des letzten Kaisers, war Ende 2009 die Verfilmung der erzherzoglichen Romanze zu sehen. Die ORF/ZDF-Koproduktion Geliebter Johann, geliebte Anna war dort der erfolgreichste TV-Film des Jahres. Nun zeigt das ZDF eine leicht gekürzte, 90 Minuten lange Fassung unter dem schokoladezarten Titel Anna und der Prinz.

Der Film ist aber wunderbar. Er spielt in der Landschaft der Steiermark, und man muss das erst einmal so hinkriegen: Idyllen wie abgeschaut von Gemälden eines Spitzweg, und trotzdem ist die Gefühlslage eiskalt, wie gefroren. Inszeniert ist die Opulenz einer politisch schon überreifen Spätzeit - und erzählt wird weniger von Liebeserfüllung als vom Warten, vom langen Warten auf bessere Zeiten, auf bessere Zeiten in jeder Hinsicht.

Denn jahrelang verweigert Kaiser Franz die Erlaubnis zur unstandesgemäßen Hochzeit. Immer wieder spricht der unglückliche Johann (Tobias Moretti) vor. Und während er die Musik von Beethoven und Schubert verehrt - das Lebensgefühl des Aufbruchs - lobt sein Bruder stur den guten alten Haydn, der ihm die Hymne "Gott erhalte Franz den Kaiser" komponiert hat (die später bekanntlich in deutsche Hände fällt).

Franz ist ein dynastisch denkender, frustrierter Taktiker, der sich erwehren muss gegen allerlei sozialreformerische und frühdemokratische Ideen seiner Untertanen. Johann ist Sympathisant genau des Wandels, den Franz fürchtet. Sie streiten um eine Hochzeit - und doch ums Gefüge der ganzen Welt.

In all diesen bleiernen Jahren fasst der gute Johann seine Anna (Anna Maria Mühe) nicht an, nennt sie seine "Hausfrau", denn zu einem Flitscherl will er sie nicht machen. Moretti spielt einen gedemütigten und nicht mehr jungen Mann, das lichte Haar hilflos über den Kopf gekämmt, der immer wieder fast erschrickt darüber, dass die noch kindliche Anna seine Zuneigung tatsächlich erwidert. Was sie an ihm findet, erfährt man nicht, aber diese Diskretion passt irgendwie. Es gibt also keusche, lange Blicke, sonst nichts. Aber die Zeiten ändern sich manchmal doch, und wie zum Lohn für all die Entsagung willigt Franz 1829 in eine stille Hochzeit ein. Johann und Anna lebten noch 30 Jahre glücklich miteinander. Das ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein, aber trotzdem Geschichte.

Anna und der Prinz ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr. Regie Julian Pölsler, Kamera Martin Gschlacht, Buch Knut Boeser/Pölsler. Mit u.a. Anna Maria Mühe, Tobias Moretti, Franz Morak, Peter Simonischek, Anna Maria Sturm, Max von Thun, Hubert von Goisern.

© SZ vom 18.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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